Österreich

Lebenslang für ICE-Terroristen, seine Frau geht frei

Qaeser A. versuchte in Deutschland Züge entgleisen zu lassen und schrieb IS-Bekennerschreiben. Er bekam lebenslang, seine Frau geht allerdings frei.

Christian Tomsits
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Der 44-jährige Iraker kam unauffällig als Flüchtling mit seiner Familie nach Wien, lebte größtenteils von Sozialhilfe, arbeitete im Kühlregal – und war glühender IS-Anhänger: 2018 wollte er mit Terroranschlägen "auffallen" – scheiterte bei vier Versuchen in Deutschland ICE-Züge entgleisen zu lassen. Laut Staatsanwaltschaft war er "wie besessen von der Idee größtmöglichen Sach- und Personenschaden anzurichten", steuerte sogar auf einem Handyspiel einen Zug gegen die Wand und hatte einen ICE als Desktophintergrund am PC. Wegen vielfachen Mordversuchs stand der im Wiener Gemeindebau lebende Mann nun vorm Wiener Landesgericht.

Frau bestritt Beitragstäterschaft

Seine Frau Shehrazad, deren DNA-Spuren an Holzkeilen und Stahlseilen nachgewiesen werden konnten, soll ihm bei den Vorbereitungen geholfen haben, lautete die Anklage. Während Qaeser A. zugab, die Anschläge verübt zu haben, jedoch eine Tötungsabsicht und jegliche Verbindung zum Islamischen Staat bestritt, bekannte sich die von Star-Anwältin Astrid Wagner verteidigte Frau zu allen Vorwürfen "nicht schuldig".

"Ich habe mich in Haft innerlich gewandelt, nun will ich das äußerlich zeigen"

Eine Sinneswandlung war bei ihr optisch sichtbar. "Bei Ihrer Verhaftung waren Sie noch streng-islamisch gekleidet und trugen Kopftuch. Heute stehen Sie westlich angezogen und mit offenen Haaren vor Gericht", bemerkte Richter Wolfgang Etl. "Ja, ich habe mich in der Haft innerlich gewandelt, nun will ich das auch äußerlich zeigen", erwiderte die 33-jährige Vierfachmutter am zweiten Prozesstag. "Ich war zwar eingesperrt, aber meine Gedanken wurden frei", schilderte sie die Zeit der fast einjährigen Untersuchungshaft.

Von den dunklen Plänen ihres Mannes wollte sie nichts gewusst haben. Um keine Trennung zu riskieren, habe sie nicht viel gefragt, wenn er nach Deutschland reiste. Sie vermutete eine Affäre oder meinte, er würde einen Freund besuchen fahren. Jahrelang soll sie außerdem unter der Bevormundung ihres bestimmenden Ehemannes gelitten haben, blieb isoliert zu Hause mit den Kindern. Nun wolle sie sich scheiden lassen.

Frau von Gemeindebau-Terrorist geht frei

Während Shehrazad A. versuchte auf deutsch auszusagen (dann aber der Einfachheit halber doch den Übersetzer in Anspruch nahm), fiel ihr Mann vor Gericht negativ auf: Gleich zu Beginn des zweiten Verhandlungstages wollte er sich mit einem handgeschriebenen Zettel über den angeblich zu ruppigen Umgang der Justizwachebeamten ihm gegenüber beschweren. Der Richter schmetterte den Versuch ab und fuhr mit der Verhandlung fort. Nach über sechs Stunden schloss er das Beweisverfahren. Ein Urteil folgte in den Abendstunden.

Einen Freispruch gab es für die Frau des Angeklagten, ihr Mann wurde allerdings zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Urteile sind nicht rechtskräftig. Bei der Urteilsverkündung brach Shehrazad A. in Tränen aus: "Jetzt darf ich meine Kinder sehen." Laut Anwältin Astrid Wagner muss die Vierfachmutter nun allerdings nach einer neuen Bleibe Ausschau halten: "Ich suche jetzt einen Übernachtungsplatz, die Wohnung ist ja weg", so die 33-Jährige.

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