Fussball

"Ich war 15 Sekunden weg" – Ärzte schwer in der Kritik

Benjamin Pavard war nach einem Foul von Robin Gosens bewusstlos. Es herrscht Unverständnis, wie ihn die Ärzte unmittelbar danach weiterspielen ließen.

Sebastian Klein
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Benjamin Pavard war nach dem Zusammenprall bewusstlos.
Benjamin Pavard war nach dem Zusammenprall bewusstlos.
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Der Notfall von Dänemark-Star Christian Eriksen versetzte die Fußball-Welt am Samstag in einen Schockzustand. Der Spielmacher kollabierte ohne Fremdeinwirkung. Er erlitt einen Herzstillstand. Durch rasches Handeln seiner Mitspieler und des medizinischen Personals wurde der Fußballer vor den Augen von Millionen TV-Zuschauern auf dem Feld reanimiert.

Umso größer war am Dienstagabend der Aufschrei, als im EM-Kracher Deutschland gegen Frankreich (0:1) Benjamin Pavard von den Ärzten nach kurzer Behandlung zurück aufs Feld geschickt wurde, nachdem er offenkundig das Bewusstsein verloren hatte.

Pavard verliert das Bewusstsein

In der zweiten Halbzeit sprach Deutschlands Robin Gosens nach einer Flanke in den Strafraum rücksichtslos in Richtung Ball und Gegenspieler. Benjamin Pavard klärte per Kopfball, hatte keine Chance, den heranfliegenden Spieler in seinem Rücken zu sehen. Gosens traf Pavard mit dem Gesäß mit voller Wucht am Kopf.

In den TV-Aufnahmen war zu sehen, wie der Franzose noch in der Luft das Bewusstsein verlor, unkontrolliert zu Boden fiel und dort ein weiteres Mal mit dem Kopf hart aufschlug – mit dem Gesicht voran.

Der Bayern-Profi blieb liegen. Es dauerte einige Augenblicke, bis sich Kollegen und Gegner nach seinem Wohlergehen erkundigten. Dann traf auch das medizinische Personal der französischen Nationalmannschaft bei Pavard ein. Der offenkundig benommene Spieler wurde kurz durchgecheckt. Einer der Betreuer spritzte ihm Wasser in den Nacken. Dann war er plötzlich auf sich alleine gestellt. Denn: Die Ärzte gaben allem Anschein nach grünes Licht. Pavard lief alleine am Spielfeldrand in Richtung Mittellinie, zeigte dem Schiedsrichter an, dass er wieder am Spiel teilnehmen wolle.

Pavard spielte weiter und blieb bis zum Spielende auf dem Platz. Teamchef Didier Deschamps nützte nur zwei seiner drei Wechsel-Möglichkeiten und diese erst unmittelbar vor dem Abpfiff.

Nach dem Spiel verriet der Gefoulte bei "BeIN Sports": "Ich habe einen Schock kassiert. Ich war für 10 bis 15 Sekunden ausgeknockt. Danach war es besser."

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    Kritik an den Ärzten

    Nach Ausstrahlung der Bilder und dieser Aussagen herrscht in den sozialen Medien helle Aufregung. Fußball-Fans können nicht fassen, wie Pavard so rasch auf das Feld zurückgeschickt werden konnte und weiterspielen durfte. Er hatte klare Anzeichen einer Gehirnerschütterung gezeigt. In anderen Sportarten wie im American Football ist in solchen Fällen strenges Protokoll einzuhalten, ein neutraler Arzt untersucht den Spieler genau, muss das Okay geben. Nun wird kritisiert, dass im Fußball die Verantwortung immer noch bei Spieler, Trainer und Teamarzt liegt – sie stehen alle unter Druck.

    In der Premier League läuft seit wenigen Monaten ein Pilotprojekt, in dem Teams beim Verdacht auf Kopfverletzungen ein zusätzlicher Wechsel erlaubt wird.

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