Wien

"Ich will beweisen, dass Frauen Technik verstehen!"

Immer mehr junge Frauen arbeiten in technischen Berufen: Anlässlich des Töchtertags am 28. April holt die Wirtschaftskammer Wien sie vor den Vorhang. 

Yvonne Mresch
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Als Frau in einer Männerdomäne: Vanessa (17) hat sich für eine Lehre zur Mechatronikerin entschieden – ihr absoluter Traumberuf.
Als Frau in einer Männerdomäne: Vanessa (17) hat sich für eine Lehre zur Mechatronikerin entschieden – ihr absoluter Traumberuf.
Florian Wieser

"Ich habe immer schon Spaß daran gehabt, Sachen zu bauen, zu zerlegen oder zu verkabeln", erinnert sich Vanessa Schöbinger. Kein Wunder also, dass die 17-Jährige mittlerweile eine Lehre in einem handwerklichen Beruf macht. Die Wienerin ist im zweiten Lehrjahr im Beruf Mechatroniker/Automatisierungstechnik bei einer Firma in der Donaustadt. In einer Männerdomäne zu arbeiten, ist für sie kein Problem: "Ich komm super mit den Kollegen klar!"

Alte Rollenbilder aufbrechen: "Berufsorientierung ist das Um und Auf"

Von 4.572 Lehrlingen im Wiener Gewerbe und Handwerk sind 24 Prozent weiblich, genau sind es 1.093 Mädchen. Dem gegenüber stehen 3.479 männliche Lehrlinge. Doch wie Schöbinger wagen sich junge Frauen immer öfter in technische Bereiche vor: Metalltechnik liegt bei Mädchen österreichweit auf Platz sechs der beliebtesten Lehrberufe. In der Metalltechnik in Wien freut man sich immerhin schon über 55 weibliche Lehrlinge (das entspricht 15 Prozent), in der Mechatronik sind es 43 Mädchen (11 Prozent).

"Alte Rollenbilder aufzubrechen ist schwierig, aber gelingt immer öfter. Rechtzeitige Berufsorientierung ist dabei das Um und Auf", sagt Maria Smodics-Neumann, Spartenobfrau Gewerbe Handwerk der Wirtschaftskammer Wien. "Oft werden erst beim Hineinschnuppern in die konkreten Tätigkeiten die Talente sichtbar und damit auch die Leidenschaft für einen Beruf geweckt. Die Wirtschaft braucht technische Expertise in vielen Bereichen – das gilt heute und in Zukunft noch viel mehr. Umso bedeutsamer ist es, Jugendlichen die praktischen Erfahrungsmöglichkeiten dieser Berufe geben zu können."

"Jeder sollte seinen Traumjob ausüben können"

Dass alle Schülerinnen die Möglichkeit haben sollten, in sogenannte typische Männerberufe hineinzuschnuppern, findet auch Zerspanungstechnikerin Jessica Sperger. Ihre anfängliche Sorge, dass die männlichen Kollegen sie nicht akzeptieren würden, verflog rasch. Heute zählen viele Kollegen zu ihren besten Freunden. Ihr Appell: "Mädchen sollten sich schon in der Schule mehr für Technik und handwerkliches Arbeiten begeistern."

Auch Romana Stastna hat sich in einen so oft als "Männerberuf" bezeichneten Job gewagt und die Lehre als Lackiertechnikerin absolviert. Die heute 30-Jährige war die einzige Frau in ihrem Betrieb und sagt: "Meine Lehrjahre unter lauter Burschen waren unkompliziert. Persönlich glaube ich, dass der Mädchenanteil in den typischen Männerberufen von Jahr zu Jahr steigt und es einfach Zeit braucht. Toll in Wien ist jedenfalls, dass es für Mädchen eine große Auswahl an Lehrstellen auch für sogenannte typische Männerberufe gibt."

Für die 17-jährige Vanessa zählt vor allem eines: "Jeder sollte seinen Traumjob ausüben. Ich möchte unbedingt in meinem Beruf aufsteigen und allen beweisen, dass auch Frauen Verständnis für Technik haben!“

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