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IGH: Weder Serbien noch Kroatien des Völkermordes sc...

Heute Redaktion
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Weder Serbien noch Kroatien haben sich nach Auffassung des Internationalen Gerichtshofs (IGH) in Den Haag während des Krieges Anfang der 1990er Jahre des Völkermordes schuldig gemacht. Kriegsverbrechen und ethnische Säuberungen sind aber festgestellt worden.

Während des Konflikts, in dem etwa 20.000 Menschen starben, wurden zahlreiche Kroaten im Zuge von "ethnischen Säuberungen" getötet oder vertrieben. Kroatien reichte deshalb im Jahr 1999 Klage ein und fordert von Serbien eine Entschädigung. Serbiens Regierung lancierte im Jahr 2010 eine Gegenklage, in der sie Kroatien vorwarf, bei Militäroperation "Oluja" zur Wiedereroberung der Krajina im August 1995 rund 200.000 ethnische Serben vertrieben zu haben.

Kein Völkermord, aber Kriegsverbrechen

Das höchsten UNO-Tribunal wies beide Klagen nun "zur Gänze" ab, wie am Dienstag in Den Haag bekanntgegeben wurde. Es gäbe keinerlei Beweise dafür, dass eine der beiden Kriegsparteien die Absicht gehabt hätte, eine Bevölkerungsgruppe auf ihrem jeweiligen Gebiet auszulöschen. Festgehalten wurde allerdings, dass es sehr wohl zu Kriegsverbrechen und ethnischen Säuberungen gekommen war.

Das Urteil wurde in Kroatien mit Unzufriedenheit aufgenommen. "Wir sind nicht zufrieden, erkennen aber das Urteil auf eine zivilisierte Weise an", sagte der kroatische Premier Zoran Milanovic am Dienstag. Zufrieden zeigte er sich hingegen mit der Zurückweisung der serbischen Gegenklage.

Kroatien werde von seinen Forderungen an Serbien im Zusammenhang mit den im Bürgerkrieg vermissten Kroaten und Rückerstattung von Kunstwerken nicht ablassen, kündigte Milanovic an. "Das ist unsere Schuld gegenüber dem kroatischen Volk und eine moralische Verpflichtung jeder kroatischen Regierung", sagte er.

"In die Zukunft blicken"

Die kroatische Außenministerin Vesna Pusic empfindet es als Pflicht beider Länder, in die Zukunft zu blicken und für die nächsten Generationen sicherzustellen, dass so etwas niemals wieder passiert, berichtete die Nachrichtenagentur HINA. Das Urteil des IGH sieht die Ministerin als einen Beitrag dazu, diese Geschichtsperiode hinter sich zu lassen und die Richtung einer konstruktiveren und sicheren Periode einzuschlagen.

 
In der 2.700 Seiten langen kroatischen Klage wurde Serbien für 12.500 Kriegstote und das Leiden von 7.700 Kriegsgefangenen verantwortlich gemacht. Zudem wies die Klage auf die Zerstörung von 1.500 Sakralobjekten hin. Kroatien verlangte von Serbien Angaben über 865 vermisste Kroaten sowie die Rückerstattung von etwa 25.000 Kunstwerken aus 45 kroatischen Museen, Bibliotheken und Privatsammlungen. Daneben wurde auch die Bezahlung des Kriegsschadens verlangt.

500-seitige Gegenklage

Serbien, das ursprünglich die IGH-Zuständigkeit zurückgewiesen hatte, beschuldigte in seiner Gegenklage auf 500 Seiten den Nachbarstaat des Völkermordes während der kroatischen Militäroperation "Oluja" (Sturm) vom August 1995 zur Rückeroberung der Krajina.

Damals wurden 1.719 kroatische Serben ermordet und etwa 250.000 vertrieben, hieß es in der Klage. Die serbische Volksgruppe in Kroatien sei von zwölf Prozent im Jahr 1991 auf vier Prozent nach Kriegsende geschrumpft.

 

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