Steiermark

Ignorante Wiener bringen Bergbauern zur Verzweiflung

Rücksichtslosigkeit und Ignoranz anstatt ruhigem Miteinander inmitten der Natur – Das Verhalten vieler Gäste macht Thomas Stieninger fassungslos.

Roman Palman
Teilen
Zwei Wanderer blicken vom Preiner Gscheid in der Steiermark auf die Rax. Archivbild, 2011
Zwei Wanderer blicken vom Preiner Gscheid in der Steiermark auf die Rax. Archivbild, 2011
ANDREAS PESSENLEHNER / APA / picturedesk.com

Knapp unter dem Preiner Gscheid, direkt an der Grenze zu Niederösterreich hat der steirische Bergbauer Thomas Stieninger (44), seinen Hof. Früher wurde die in großen Teilen naturbelassene Gegend als Geheimtipp für Alpinisten gehandelt.

Mittlerweile wissen sich die Einheimischen ob des seit Jahren schlimmer werdenden Massenansturms offensichtlich nicht mehr zu helfen. Auch Stieninger ist knapp davor, alles einfach hinzuschmeißen: "Oft denke ich, ich verkaufe alles und gehe weg", schildert der Landwirt im Gespräch mit der "Kleinen Zeitung" seine Verzweiflung.

Es geht ums Verhalten

"Immer öfter redet man sogar schon von den 'Wiener Alpen'", klagt der 44-Jährige. Der Begriff stößt ihm mehr als nur sauer auf: "Wenn ich das schon höre! Die Wiener Alpen sind vielleicht der Küniglberg, hier sind die Rax und die Schneealpe!"

Trotz des Unmutes über die Bezeichnung, die Wurzel des Übels ist eine ganz andere – nämlich das Verhalten der Gäste. Diese würden nicht erst seit Corona eine besondere Rücksichtslosigkeit und Ignoranz an den Tag legen. 

"Woher nehmen Sie das Recht, ..."

"Auf dem Preiner Gscheid gibt es 300 Parkplätze, trotzdem parken viele, wo es ihnen gerade einfällt. Sie gehen, wo sie wollen, ohne sich um Zäune, Warntafeln und Verbotsschilder zu scheren. Ihre Hunde laufen ohne Leine den Rindern und dem Wild hinterher, als ob es keine Regeln gäbe", so Stieninger weiter. Er selbst komme manchmal mit dem Traktor nicht mehr auf seine eigenen Weiden, weil ihm Autos die Zufahrt versperren.

Besonders in Erinnerung dürfte dem Steirer auch eine bizarre Begegnung mit einer Wienerin geblieben sein. Auf den Hinweis, dass sie wegen Schlägerungsarbeiten das forstliche Sperrgebiet derzeit nicht passieren dürfte, habe ihn die Frau nur empört gefragt: 

"Woher nehmen Sie das Recht, diese Bäume zu morden?"

Bauerntrottel und Hinterwäldler

Die Besucher würden vielfach ein völliges Desinteresse an den Zusammenhängen im Naturpark Mürzer Oberland und dem vielschichtigen Zusammenspiel von Landwirtschaft, Wald- und Forstwirtschaft und mit der Natur an den Tag legen. Biobauer Stieninger macht das zornig:

"Sie haben keine Ahnung, reden aber überall mit, weil sie sowieso alles besser wissen. Und sage ich was, kann ich mich als Bauerntrottel und Hinterwäldler beschimpfen lassen."

Kontrolle und Strafen

Von der Idee eines runden Tisches, an dem alle Beteiligten gemeinsam neue Richtlinien für Ausflügler erarbeiten, hält er weniger als wenig: "Wie oft gab es das schon! Und was ist herausgekommen? Ein Haufen Papier, geändert hat sich gar nichts!" Der 44-Jährige fordert hingegen genau definierte Regeln – mitsamt Kontrollen und empfindlichen Strafen ("Was sind denn 20 Euro für Falschparken?").

Und: Er wünscht sich eine Obergrenze für Besucher. Wenn ein Kino voll sei, müsse man sich auch ein anderes Freizeitprogramm suchen. "Warum soll das in der Natur anders sein?"

1/62
Gehe zur Galerie
    <strong>24.04.2024: 365-€-Jahreskarte: Finanzstadtrat macht Preisansage.</strong> Wiens Öffi-Stadtrat Peter Hanke (SP) gibt in <em>"Heute"</em> ein Versprechen ab: Die Jahreskarte der Wiener Linien wird auch 2025 um 365 Euro zu haben sein. <a data-li-document-ref="120032997" href="https://www.heute.at/s/365-jahreskarte-finanzstadtrat-macht-preisansage-120032997">Das ganze Interview &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120032711" href="https://www.heute.at/s/dieser-milliardaer-brachte-rene-benko-zu-fall-120032711"></a>
    24.04.2024: 365-€-Jahreskarte: Finanzstadtrat macht Preisansage. Wiens Öffi-Stadtrat Peter Hanke (SP) gibt in "Heute" ein Versprechen ab: Die Jahreskarte der Wiener Linien wird auch 2025 um 365 Euro zu haben sein. Das ganze Interview >>>
    Denise Auer