Unterbrechung der Sitzung

"Ihr raubt uns aus" – Tobender wütet im Parlament

Ein Wütender auf der Galerie hat am Dienstag für eine Unterbrechung der Budget-Debatte im Nationalrat gesorgt. Er entledigte sich dabei seines Hemdes. 

Leo Stempfl
"Ihr raubt uns aus" – Tobender wütet im Parlament
Der Mann warf sein "letztes Hemd" von der Galerie.
parlament.gv.at

Plötzlich wurde es laut im Parlament. Als um kurz nach 9 Uhr ÖVP-Klubchef August Wöginger als einer der ersten Redner in der Budgetdebatte am Wort war, tönte plötzlich lautes Brüllen von der Besuchergalerie. Die Abgeordneten blickten erschreckt nach oben. "Ihr raubt uns aus", hörte man, ehe Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka die Sitzung unterbrach.

Letztes Hemd

Die Kameras der Parlamentsmediathek hielten die darauffolgenden Szenen aber weiter fest. Der Mann hat nur mehr ein Unterhemd an, sein sprichwörtlich "letztes Hemd" hatte er zuvor auf die Abgeordnetenbänke runtergeschmissen. Nur Sekunden später wird er hinaus eskortiert, tobt dabei aber weiter. "Ihr solltet's euch genieren. Was ihr alles anrichtet. Frechheit. Schande über euch alle miteinander."

Sobotkas Mikrofon war währenddessen auch noch an. "Wie lange dauert denn das, bis der rausgebracht ist", wunderte dieser sich. Sogleich konnte die Sitzung aber schon wiederaufgenommen werden.

Wandel-Mitglied und Mindestpensionist wirft "letztes Hemd" von Zuschauertribüne im Parlament.
Wandel-Mitglied und Mindestpensionist wirft "letztes Hemd" von Zuschauertribüne im Parlament.
Wandel

Klavier-Kleber

Wenig später tauchte ein Bekenner-Schreiben auf: Es handelte sich um denselben Mindestpensionisten und Wandel-Mitglied, der sich im Frühling an Sobotkas Flügel im Parlament festklebte. "Do hobst mei letztes Hemd – Mehr hob I als Mindestpensionist nach einem Supermarktbesuch nimma", gab er seine Worte wieder.

Thomas S. wirft der türkis-grünen Regierung vor, sich nur um die Interessen der Reichen und Großkonzerne zu kümmern, während die Mehrheit der in Österreich lebenden Menschen mit den fatalen Auswirkungen der Inflation alleingelassen werden. "Im Koalitionsvertrag steht, dass sie die Armut halbieren, aber sie haben sie sogar noch erhöht! Sie haben uns also nur leere Versprechungen gemacht." Die Konsequenzen: Bis morgen habe er nun Hausverbot.

Die Inflation sei nichts Anderes als eine gewaltige Umverteilung von unten nach oben, ergänzt Wandel-Vorsitzender Fayad Mulla. "Die Unternehmen haben ihre Gewinnmargen erhöht und das Volk muss sie bezahlen, weil seine Regierung sich auf die Zuschauerbank zurückgezogen hat. Das ist das System, in dem wir heute leben."

leo
Akt.