Um frische und schmackhafte Pilze zu bekommen, muss man sich in Wien nicht erst mühsam durch die Wälder schlagen. In der Große Mohrengasse 6 in der Leopoldstadt züchten die Brüder Martin (57) und Otto Kammerlander (54) Biopilze, und zwar Shiitake, Austernseitlinge, Kräuterseitlinge und Igelstachelbart. "Heute" besuchte die "Pilzbrüder" in der Leopoldstadt.
Bei ihnen selbst landen die Pilze mittlerweile jeden zweiten Tag am Teller – kein Wunder, wenn man direkt an der Quelle sitzt. Doch wie kommt man darauf, mitten in Wien eine Pilzzucht zu eröffnen? "Wir haben gemerkt, dass wir eigentlich den ganzen Tag vor dem Bildschirm sitzen und wollten wieder etwas mit den Händen tun", erklärt Martin Kammerlander. Er selbst ist auch noch Designer, sein Bruder Otto Jurist. Von Pilzen hatten sie bis dahin wenig Ahnung, doch das änderte sich durch einen Zufall: "Wir haben diesen Keller entdeckt, haben dann die Schwammerl hineingestellt und die haben sich verselbstständigt." Nach langem Experimentieren fanden die Wiener jene Pilze, die unter den gegebenen Bedingungen am besten wuchsen. So ganz fertig mit dem Herumprobieren sei man jedoch nie. "Wir machen das jetzt schon seit sieben Jahren und experimentieren seit sieben Jahren", lacht Otto.
Wer so oft Pilze isst wie die Kammerlander-Brüder, muss irgendwann kreativ werden. "Nur in Butter anbraten wird irgendwann langweilig", so Martin. Neben verschiedenen Rezeptideen entwickelten die beiden also auch Produkte wie das Pilzsugo – die "Pilzognese" –, Bruschetta und zuletzt ein Suppengewürz. Sowohl diese als auch die Pilze kann man wöchentlich im Ab-Hof-Verkauf direkt in der Große Mohrengasse 6 erwerben, Infos gibt es durch einen SMS-Verteiler. Neben vielen gesundheitlichen Vorteilen haben die Pilze eine weitere beliebte Funktion: "Meine Kinder sind vegetarisch, die verwenden sie gerne als Fleischersatz", erklärt Martin. "Das war für sie wie ein Eye-Opener."
Geerntet wird in der Großen Mohrengasse mehrmals wöchentlich. "Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht hier unten sind", so die Brüder. Obwohl beide das Anbauen von Pilzen als "sehr befriedigende Tätigkeit" sehen, ist es extrem zeitintensiv – beide gehen hauptberuflich noch anderen Berufen nach. Praktisch also, dass sie es in ihre Wohnung nicht weit haben: "Anders ginge es auch nicht."