Eine der schönsten Arten, den Nationalpark Donauauen zwischen Wien und der Slowakei zu erkunden, ist eine mitreißende Schlauchboot-Tour auf der Donau.
Die Fahrt von Orth an der Donau nach Hainburg ist ein echtes Highlight. Bevor die anderen Mitfahrenden und ich richtig loslegen, halte ich das Paddel ins Wasser und halte mein Ohr an den Griff. Ich höre Geräusche, die mit ein wenig Fantasie zur Melodie werden. "Das ist das Donausingen", erklärt Ranger und Kapitän Josef Mühlbacher.
Die Idylle wird nur kurz gestört: "Das ist der schöne Twin City Liner", sagt Martin Weixelbraun, Ranger im zweiten Boot meiner Reisegruppe, sarkastisch, als der schnelle Katamaran vorbeirast. Die Nationalpark-Ranger sehen das nicht gerne, weil die Wellen der Fauna am Ufer und auch dem Fischlaich im Wasser zusetzen.
Endlich starten wir. Meistens treibt das Boot in beachtlichem Tempo die Donau entlang, zwischendurch gibt der Ranger Kommandos, die je nach Situation zwischen "Jetzt dezent paddeln" oder "Jetzt möglichst kräftig paddeln" variieren. Mühlbacher gibt sich Mühe, dass unser Boot nicht an einem anderen Schiff oder Hindernis zerschellt, was uns mit vereinten Kräften auch gelingt.
Aulandschaft im Krankenbett
Während der Fahrt erfahre ich viel über die Probleme, mit denen sich die Aulandschaft herumschlägt. Die in der Vergangenheit getätigten Regulierungsmaßnahmen, etwa zur Vereinfachung der Schifffahrt, hatten katastrophale Auswirkungen. Natürliche Ufer wurden etwa mit riesigen Steinen befestigt und das Wasser konnte sich nicht mehr seinen Weg in Richtung Auen bahnen. Die Eintiefung der Donausohle durch die Donau-Kraftwerke ist ein weiteres Negativbeispiel: Dadurch führen einige Seitenarme bei niedrigen Pegelständen kein Wasser mehr.
Nationalpark Donau-Auen:
Der Nationalpark besteht seit 1996 und ist mehr als 9.300 Hektar groß. Er beginnt in der Wiener Lobau und reicht bis zur slowakischen Staatsgrenze. Er bietet 800 höheren Pflanzen, 100 Brutvogel-, 60 Fisch-, 30 Säugetier-, 8 Reptilien- und 13 Amphibienarten ein Zuhause. Zu den speziellen Tieren zählen Eisvogel, Seeadler, Flussregenpfeifer, Hundsfisch, Sterlet (Fischart), die Europäische Sumpfschildkröte und Biber.
Menschen haben also Lebensräume von Tieren wie etwa dem Eisvogel, dem Kiesbrüter oder Flussfischen, aber auch von Pflanzen zerstört. Daher werden nun einige Uferbereiche wieder zurückgebaut und "verdurstete" Altarme durch Vernetzungsmaßnahmen zugänglich gemacht. So sollen die natürlichen Bedingungen wiederhergestellt werden.
Blühender Bärlauch, wohin das Auge blickt
Wir gehen in der Nähe von Stopfenreuth an Land und marschieren ein Stück durch den Auwald. Dieser ist bei idealen Bedingungen durch regelmäßige Hochwasser und den Anstieg des Grundwassers ständig im Wandel begriffen. Der Bärlauch steht gerade in voller Blüte. Wohin ich auch blicke, ist der Boden mit den weißen Blüten bedeckt. Was empfindliche Nasen vielleicht als unangenehm wahrnehmen, ist ein echter Augenschmaus. Herrlich!
Zurück im Boot, fahren wir noch durch den idyllischen "Jolaarm", bevor uns wieder der Donaustrom mitreißt. Jetzt heißt es noch kurz kräftig in Richtung Flussmitte paddeln und dann lassen wir uns von der Strömung ans Ufer bei Hainburg drücken. Vorbei ist die aufregende Fahrt mit Ranger Josef Mühlbacher.
Aussetzen von Schildkröten kann schädlich sein!
Eine der Besonderheiten des Nationalparks ist das Vorkommen der gefährdeten Europäischen Sumpfschildkröte. Sie ist prinzipiell die einzige Schildkrötenart im Nationalpark. Vor allem in der Lobau im Wiener Teil des Nationalparks werden jedoch häufig von Menschen ausgesetzte fremde Arten entdeckt.
Das müssen gar nicht exotische Tiere wie Schnapp-, Gelb- oder Rotwangenschidkröten sein, die meist ohnehin nach einiger Zeit verenden, ohne sich fortpflanzen zu können. Auch andere Unterarten der Europäischen Sumpfschildkröten machen sich breit und stecken die heimische Population mit Krankheiten an. "Zum Glück wird die Donau bei Schönau etwas enger und die anderen Arten breiten sich nicht weiter (in Richtung Osten, Anm.) aus", erklärt Maria Schindler, Leiterin des Artenschutzprojektes.
Wer sie entdecken will, sollte ein Fernglas und Zeit mitbringen. Die Tiere suchen im Wasser nach Nahrung. Sind die Temperaturen noch etwas frisch und scheint aber die Sonne, kommen die Schildkröten heraus und sonnen sich auf Baumstämmen oder am Ufer. Einfacher zu beobachten sind die Schildkröten im schlossORTH Nationalpark-Zentrum.
Gut ausgebrüteter Schutzplan
Maria Schindler führt mich zum Hochwasserschutzdamm in Orth an der Donau. Ab Ende Mai brüten fast alle Wasserschildkröten auf den Dammhängen. Die hohe Konzentration an einem Ort birgt eine große Gefahr. Füchse und Marder nehmen die Eier ins Visier. Daher gilt dem Schutz der Gelege höchste Aufmerksamkeit.
Wie Schindler erklärt, werden diese mit in den Boden genagelten Metallggittern geschützt. So kommen Fressfeinde nicht heran und die geschlüpften, kleinen Jungen können trotzdem später herausklettern. Ein Teil der Tiere schlüpft bis September und zieht ins Wasser, 90 Prozent überwintern und kommen erst im Frühjahr heraus.
Die Schildkröten sind natürlich eine von vielen natürlichen Attraktionen des Nationalparks, die man beim Besuch – etwa im Rahmen von geführten Touren bewundern kann.