Immer gleich, ständig neu

Ein passendes Bild, das mehr sagt als die berühmten tausend Worte, ist mir gerade auf Social Media aufgefallen. Eine Freundin, die ich gerne bald wiedersehen möchte, hat es geteilt. Darauf unterhalten sich zwei Vögel, und der eine stellt fest: "Ich weiß nicht, was mich mehr nervt: das immer Gleiche oder das ständig Neue." Ich bin dieser Vogel. Oder manchmal meine ich, ihn zu haben. Denn einerseits gibt Routine einem Sicherheit, die wir in diesen Tagen oft sehr brauchen. Die Tage sind andererseits oft gleichförmiger als früher. Deshalb weiß man auch nie, ob Montag oder Freitag ist. Und es ist auch egal. Dann wünscht man sich einen Ausbruch aus dem berechenbaren Ablauf mit überschaubaren Eckpfeilern: Sport, Frühstück, lernen, arbeiten, essen, rausgehen, arbeiten, lernen, Abend daheim, essen, fernsehen oder videotelefonieren.

Und genau dann, wenn wir dieses ruhigere Leben zu schätzen lernen und uns freuen, so viel mehr Zeit mit der Familie zu verbringen als früher, erfüllt sich der Wunsch nach Erneuerung. Gerade haben wir uns ins Daheimbleiben eingelebt, schon geht's wieder raus. Endlich! Aber gleichzeitig auch: Nein, das kann nicht sein, ist es wirklich schon so weit, dürfen wir das? Diese widersprüchlichen Gefühle verwirren mich. Aber vielleicht hat das weniger mit Corona zutun als mit etwas zutiefst Menschlichem: immer das zu wollen, was man gerade nicht haben kann.

Die Bilder des Tages