Coronavirus

Impf-Experten auf Ö3: "Bei Schwangeren Risiko abwägen"

Um offene Fragen zur Corona-Impfung zu klären, hat Ö3 drei anerkannte Experten geladen und sie regelrecht gelöchert.

Heute Redaktion
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Robert Kratky im Gespräch mit den Experten Heidemarie Holzmann, Herwig Kollaritsch und Christoph Wenisch.
Robert Kratky im Gespräch mit den Experten Heidemarie Holzmann, Herwig Kollaritsch und Christoph Wenisch.
Screenshot Ö3

Viele Fragen zur Corona-Impfung sind nach wie vor offen. Sorge und Skepsis prägen die Diskussion rund um die größte Impfaktion in der Geschichte des Planeten. Am Dienstag waren dazu gleich drei der anerkanntesten Experten zum Thema Impfen im Ö3-Wecker bei Robert Kratky zu hören: die Virologin Heidemarie Holzmann, der Impfexperte Herwig Kollaritsch und der Infektiologe Christoph Wenisch.

Ein Auszug aus dem Interview:

Kratky: Welche Langzeitfolgen können Sie nicht ausschließen?

Holzmann: "Die meisten unerwünschten Nebenwirkungen treten innerhalb von kurzer Zeit, wenigen Tagen, sechs bis acht Wochen auf, normalerweise. Und unter Langzeitfolgen versteht man eigentlich, dass ganz ganz ganz seltene Nebenwirkungen erst dann erfasst werden, wenn eine riesige Population geimpft ist. Das heißt: Das kann dann lange dauern. Das heißt aber nicht, dass erst nach Jahren zum ersten Mal so eine Langzeitfolge auftritt."

Kollaritsch: "Solche Ereignisse sind dermaßen eine Rarität, dass sie sich überhaupt nicht zu Buche schlagen in der Nutzen-Risiko-Bewertung der Impfung."

Wenisch: "Also welche Langzeitfolgen macht die Erkrankung und welche Langzeitfolgen macht die Impfung. Bei der Impfung gibt es mit einer sehr sehr sehr geringen Wahrscheinlichkeit Langzeitfolgen – wenn überhaupt. Bei der Erkrankung wissen wir mit einer sehr sehr hohen Wahrscheinlichkeit, dass jede/r zweite Patient/in Langzeitfolgen hat."

Gefährdet die Impfung den Kinderwunsch/die Fruchtbarkeit?

Kollaritsch: "Es gibt überhaupt keine wissenschaftliche Evidenz, die in diese Richtung geht. Und da wir auch von der natürlichen Infektion wissen, dass sie überhaupt keinen Einfluss auf die Fruchtbarkeit hat, ist das mit Sicherheit auszuschließen."

Wenisch: "Schwangere haben zwar, was Covid betrifft, ein höheres Risiko für einen schwereren Verlauf, aber die Schwangerschaft ist davon nicht gefährdet. Bei den Impfstoffstudien sind Schwangerschaften passiert. Diese Schwangerschaften verlaufen völlig normal. Das heißt: Man hat einen Erfahrungssatz, sowohl was die Erkrankung betrifft – da ist die Fruchtbarkeit nicht betroffen – und auch von der Impfung nicht. Das ist echt volle Kanne Fake News."

Können sich Schwangere oder gerade stillende Mütter bedenkenlos impfen lassen?

Kollarisch: "Schwangere sollten sich nicht vorsätzlich während der Schwangerschaft impfen lassen, weil der Impfstoff keine Zulassung für die Schwangerschaft besitzt. Passiert es aber, so wissen wir nach den bisherigen Daten, dass nichts passiert und genau das ist der entscheidende Punkt. In der Stillzeit spielt die Impfung überhaupt keine Rolle – für die Stillzeit ist sie freigegeben." Die Zulassung biete sogar die Möglichkeit, nach einer Nutzen-Risiko-Abwägung Schwangere (die beispielsweise in einem Hochrisikobereich arbeiten) zu impfen.

Für welchen Impfstoff würden Sie sich entscheiden?

Holzmann: "In der jetzigen Situation kann man sich nicht entscheiden, sondern man muss den nehmen, den man bekommt, weil wir haben die Pandemie, die ist wirklich gefährlich, es wird immer mehr Infektionen geben – vielleicht mit den neuen Varianten – und wir müssen uns schützen. Man muss auch unterscheiden, welchen Impfstoff man nimmt oder empfiehlt, je nachdem wie der wirkt. Bei den jetzigen Impfstoffen wissen wir: Sie schützen vor schwerer Erkrankung, also impfen wir die besonders gefährdeten – die alten Personen. Wenn wir einen Impfstoff haben, der auf jeden Fall die Übertragung ganz stark verhindert, dann würden wir eher bei den jungen Personen anfangen, weil das sind die, die die meisten Infektionen haben."

Helfen die Impfstoffe auch gegen die neuen Mutationen?

Wenisch: "A la long, kann man das natürlich nicht beantworten, weil man weiß, dass die Corona-Viren ständig mutieren. Es kann sein, dass irgendwelche Mutationen auftreten, wo gewisse Impfstoffe, die es jetzt heute gibt, in Zukunft dann nicht wirken. Was bedeutet, dass man diese Impfstoffe ähnlich wie bei der Grippeimpfung an das, was dann kommt oder da ist, anpassen muss. Es kann aber auch sein, dass eine Impfung so brillant wirksam ist, dass auch auf andere Mutationen, die in Zukunft kommen, ein Schutz da ist."

Sollte sich jeder ab 16 bzw. 18 Jahren (je nach Zulassung) impfen lassen?

Kollaritsch: "Solange wir nicht in diesen Gruppen impfen, werden wir auch mit der Pandemie nicht wirklich zu Rande kommen. Und hier geht es nicht nur um die medizinischen Folgen, sondern es geht ja auch um die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen in dieser Gruppe. Das heißt: Wir werden die Lockdowns etc. nicht los. Und das ist auch ein wesentlicher epidemiologischer Aspekt. Das bedeutet: Wir arbeiten uns sukzessive von den vulnerablen Gruppen in die weniger vulnerablen Gruppen, wo wir dann einen anderen Effekt erzielen wollen als bei den Vulnerablen: Da wollen wir das Leben schützen, da wollen wir die Existenzen schützen."

Wie viel Prozent der Gesamt-Bevölkerung müssten durch eine Impfung geschützt sein, damit wir "safe" sind?

Wenisch: "Das hängt jetzt von der Übertragungswahrscheinlichkeit der aktuellen Mutation ab und das ist unser Dilemma. Früher hat man gesagt, es gibt so Studien mit 50, 60, 70, 80 Prozent und da hat man schon die Range, wo sich das ungefähr abspielen wird."

Kollaritsch: "Solange wir die Kinder nicht impfen können, haben wir immer ein riesiges potenzielles Virus-Reservat, das uns immer wieder die Viren in die Bevölkerung hineindrängt. Das heißt: Wir haben das Problem, dass wir nur durch den Einzelschutz davon ausgehen können, dass wir die Erkrankungslast zurückdrängen."

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