Politik

Impfgegner im Freundeskreis – Van der Bellen packt aus

Bundespräsident Alexander Van der Bellen spricht über die vermeintliche Spaltung der Gesellschaft und was ein Präsident in der Krise leisten muss.

Leo Stempfl
Wichtig sei es, so Alexander Van der Bellen, dass man nach einer hitzigen Diskussion noch auf ein Bier gehen kann. (Archivbild)
Wichtig sei es, so Alexander Van der Bellen, dass man nach einer hitzigen Diskussion noch auf ein Bier gehen kann. (Archivbild)
Sabine Hertel

"Auch in mei­nem Freun­des­kreis gibt es Leute, die sich nicht imp­fen las­sen wol­len", sagt Bundespräsident Alexander Van der Bellen im Interview der "Kleinen Zeitung". Mit am Tisch saß dabei der steirische Alt-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, der dem amtierenden Präsidenten mit einer Unterstützungserklärung beisteht. Entscheidend war für ihn die Verfassungskrise. Es sei eine Frage der demokratischen Reife, auf einen eigenen Kandidaten zu verzichten, "wenn je­mand Ös­ter­reich so gut durch die Krise ge­steu­ert hat wie Van der Bel­len."

Trotz dieser breiten Unterstützung will "Sascha" aber keinesfalls Teil des Establishments sein, als welches er von Gegnern oft geframed wird. "Mich amü­siert das", antwortet er darauf trocken, "meine ganze Bio­gra­fie zeigt das Ge­gen­teil." Solch ein Erfolgslauf sei als evangelisches Flüchtlingskind in Tirol alles andere als selbstverständlich.

Nachher geht man auf ein Bier

Ebenfalls schwer zu verstehen tut er sich bei der Frage zur Polarisierung der Gesellschaft in Corona-Fragen. Mit Impfgegnern in seinem Freundeskreis hat er kurz diskutiert und blieb trotzdem mit ihnen befreundet, erzählt er der "Kleinen Zeitung". "Kom­men wir alle bitte auch immer wie­der ein biss­chen run­ter", appelliert er. Auch selbst diskutiert und argumentiert der Präsident sehr gerne, "aber nach­her geht man ge­mein­sam auf ein Bier und ver­trägt sich wie­der."

Den Wahlkampf als einen Zwist zwischen "oben" und "unten" darzustellen, das sei dem größten Konkurrenten in Form der FPÖ schon 2016 nicht gelungen. "Mir geht es um Mit­ein­an­der und Zu­sam­men­halt, das macht uns ge­mein­sam stark", so Van der Bellen. Auch die aktuellen Krisen machen das notwendig.

Präsident kann Chaos erzeugen

Von populistischen Forderungen wie jener, die Regierung einfach zu entlassen, hält das Staatsoberhaupt nichts. Von der Verfassung her sei das natürlich gedeckt. "Aber was ist dann?" Immerhin bleibt der Nationalrat bestehen, die vom Präsidenten neu eingesetzte Regierung würde von der alten Mehrheit sofort wieder abgewählt werden.

"Es kann nicht Auf­ga­be eines ver­ant­wor­tungs­vol­len Bun­des­prä­si­den­ten sein, Chaos zu pro­du­zie­ren." Mit solch einem Szenario eines Putsches von oben spiele man nicht. "Der Bun­des­prä­si­dent hätte auch die Macht, Chaos zu pro­du­zie­ren. Aber er hat vor allem die Ver­ant­wor­tung, für Sta­bi­li­tät und Si­cher­heit zu sor­gen. Mein Amtsverständnis ist es, im Sinne un­se­rer Ver­fas­sung dar­auf zu schau­en, dass die In­sti­tu­tio­nen un­se­rer Re­pu­blik funk­tio­nie­ren und für einen Aus­gleich sor­gen."

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    "Jedermann" Lars Eidinger überraschte bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele in kurzen Hosen. Neben ihm seine Kolleginnen Mavie Hörbiger, Verena Altenberger und Schauspielchefin Bettina Hering (v.l.n.r.).
    "Jedermann" Lars Eidinger überraschte bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele in kurzen Hosen. Neben ihm seine Kolleginnen Mavie Hörbiger, Verena Altenberger und Schauspielchefin Bettina Hering (v.l.n.r.).
    BARBARA GINDL / APA / picturedesk.com