Coronavirus

Impfstoff-Chef verwundert über niedrige EU-Bestellung

Ugur Sahin, der Chef des Impfstoff-Entwicklers Biontech, zeigt sich einigermaßen verwundert über die zaghaften Bestellungen der EU.

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Biontech-Chef Ugur Sahin.
Biontech-Chef Ugur Sahin.
Andreas Arnold / dpa / picturedesk.com

Der deutsche Hersteller Biontech will mehr Corona-Impfstoff als bisher geplant an die Europäische Union liefern. Das Unternehmen befinde sich "in fortgeschrittenen Diskussionen, ob und wie wir weitere Impfstoffdosen aus Europa für Europa in diesem Jahr zur Verfügung stellen können", teilte Unternehmenschef Ugur Sahin am Freitag der Deutschen Presse-Agentur mit. Hintergrund sind Klagen über die Knappheit von Impfstoff in Österreich, Deutschland und anderen EU-Staaten.

Bisher hat nur der Biontech-Impfstoff eine europäische Zulassung. Die EU-Kommission hatte für alle 27 Staaten gemeinsam einen Rahmenvertrag über bis zu 300 Millionen Impfstoffdosen des Herstellers abgeschlossen – eine feste Bestellung von 200 Millionen Dosen und eine Option auf 100 Millionen weitere, die diese Woche auch gezogen wurde. Nun wird über zusätzliche Mengen verhandelt.

Ugur Sahin will Kapazitäten ausbauen

"Aufgrund der aktuell hohen Infektionszahlen ist eine zügige Impfstoff-Versorgung besonders wichtig", betonte Sahin. "Wir arbeiten mit der EU zusammen, um unsere Produktionskapazitäten weiter auszubauen und zusätzliche Impfstoffdosen bereitstellen zu können."

"Aber es ist ja nicht so, als stünden überall in der Welt spezialisierte Fabriken ungenutzt herum, die von heute auf morgen Impfstoff in der nötigen Qualität herstellen könnten", sagte Sahin. "Ende Jänner haben wir Klarheit, ob und wie viel wir mehr produzieren können." Die EU-Kommission hat nicht nur bei Biontech, sondern auch bei fünf weiteren Firmen mit aussichtsreichen Impfstoffkandidaten bestellt, insgesamt zwei Milliarden Dosen für die rund 450 Millionen EU-Bürger. Doch sind die anderen Mittel noch nicht zugelassen.

Dazu sagte Ugur Sahin im "Spiegel": "Es gab die Annahme, dass noch viele andere Firmen mit Impfstoffen kommen. Offenbar herrschte der Eindruck: Wir kriegen genug, es wird alles nicht so schlimm und wir haben das unter Kontrolle. Mich hat das gewundert." Gegenüber der dpa stellte er klar: "Die Strategie der EU, sich verschiedene Impfstoffe zu sichern, ist nachvollziehbar und sinnvoll. Unser gemeinsames Interesse ist, Menschen, die es wünschen, mit Impfstoffen zu versorgen."

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