Szene

In der postapokalyptischen Welt muss man leise sein

Mysteriöse Monster mit extrem guten Ohren terrorisieren die Menschheit. Jedes kleine Geräusch kann den Tod bedeuten.

Heute Redaktion
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Unter Produzent Michael Bay schickt Regisseur John Krasinski sich selber und Ehefrau Emily Blunt in den Hauptrollen in diese stille Welt, in der die wenigen Überlebenden jeden ihrer Schritte genau planen müssen, um ja keinen Mucks zu machen.

Jedes Geräusch, das über den Pegel eines leisen Flüsterns hinausgeht, lockt die blutrünstigen Monster an. Die sind blind, haben ein extrem sensibles Gehör und attackieren jede Lärmquelle. Warum sie da sind oder woher sie kamen wird nicht erklärt.

"A Quiet Place" spielt in naher Zukunft. Die schallempfindlichen Kreaturen wüten seit rund anderthalb Jahren auf der Erde. Wieviele Überlebende es gibt, weiß man nicht. Lee Abbott (John Krasinski) hat sich mit seiner Frau Evelyn (Emily Blunt) und den zwei Kindern Regan (Millicent Simmonds) und Marcus (Noah Jupe) auf einer Farm zurückgezogen.

Von jeder eventuell existierenden Außenwelt abgeschnitten versucht die Familie so etwas wie einen Alltag zu leben. In näherer Umgebung des Farmhauses wurden Gehwege mit Sand gelegt, auf denen nur barfuß gegangen wird. Im alten Holzhaus ist jeder Fußtritt genau markiert, um ja nicht auf eine knarrende Diele zu steigen.

Der gewaltsame Tod des jüngsten Sohnes hängt immer noch wie ein dunkler Schatten über der Familie, und die baldige Geburt eines weiteren Kindes stellt alle vor eine neue, scheinbar unlösbare Herausforderung in einer Welt, die nicht laut sein darf.

Beklemmende Stille

Gesprochen wird in "A Quiet Place" so gut wie gar nicht. Wenn Kommunikation stattfindet, dann fast immer mittels Gebärdensprache. Hauptdarstellerin Millicent Simmonds, die im Film die gehörlose Regan spielt, ist auch im echten Leben taub. Sie verleiht dem ungewöhnlichen Szenario sehr viel Authentizität.

Diese Stille, die gerade den ersten Teil der rund 90 Minuten dominiert, wird beim Schauen im Kinosaal fast greifbar und sorgt so für eine zusätzliche Erlebnisdimension.

Dadurch wird natürlich auch jede Szene, in der es lauter wird, noch intensiver wahrgenommen. Ein für die Gänsehautentwicklung äußerst positiver Nebeneffekt.

Monster mit Super-Ohren

Das Konzept von Monstern, die dem Menschen dank eines herausragenden Sinnes überlegen sind, ist nicht unbedingt neu. Der "Predator" konnte im tiefsten Dschungel jede Bewegung sehen. Die Zombies in "I Am Legend" waren in der Dunkelheit unschlagbar. Der Bösewicht im Spielberg-Klassiker "Der weiße Hai" konnte den kleinsten Blutstropfen im Wasser kilometerweit riechen.

Die namenlosen Ungeheuer in "A Quiet Place" zeichnen sich durch ihr immenses Hörvermögen aus. Mittels CGI werden die Dinger, die eine Mischung aus dem Demogorgon ("Stranger Things"), dem Clover ("Cloverfield"), den Velociraptoren ("Jurassic Park") und den Critters ("Critters") darstellen, furchteinflößend in Szene gesetzt. Auch die riesigen Gehörgänge werden ab und zu in Großaufnahme präsentiert.

Wie viele andere Monster auch verlieren sie viel von ihrem Schrecken, sobald man sie das erste Mal zu Gesicht bekommen hat. Krasinski schafft es allerdings dennoch, den Spannungsbogen bis zum Schluss aufrecht zu erhalten.

Fazit

Wer sich ohne allzu große Nachwirkungen leicht aber qualitativ dennoch hochwertig schocken lassen will, für den ist "A Quiet Place" genau das Richtige. Viel Intellektualität und cineastisches Vorwissen verlangt einem der Film nicht ab, darauf zielt er aber auch nicht ab.

Ab dem 5. April kann man sich von der Stille im Kinosaal beeindrucken lassen. Tratschen, Rascheln und andere Geräusche werden dann vom anwesenden Publikum noch härter geahndet. (baf)