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In diesem Leuchtturm lebte ein Serienmörder

Wer auf den Execution Rocks übernachten will, braucht Mut – und einen Kapitän, der gewillt ist, die verfluchte Leuchtturm-Insel anzufahren.

Heute Redaktion
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Mitten im Long Island Sound, einem Meeresarm nordöstlich von New York, sieht man nachts im 10-Sekunden-Takt ein Leuchten: Es ist der Leuchtturm auf Execution Rocks, einer kleinen Insel.

Die Todesinsel

Warum eigentlich Execution Rocks? Im 17. und 18. Jahrhundert, als New York noch eine britische Kolonie war, ketteten die Briten ihre Gefangenen bei Ebbe an die Steine der Insel. Dort mussten sie ihrem unausweichlichen Ende entgegenblicken: Kam die Flut, ertranken die angeketteten Häftlinge.

Und auch nachdem dort keine Hinrichtungen mehr vollzogen wurden, lockte die Insel zwielichtige Gestalten an. Auf Execution Rocks versteckte sich einer der gefährlichsten Serienmörder der Zwanzigerjahre in den USA: Carl Panzram.

Das Versteck des Mörders

Panzram tötete in seinem Leben mindestens 22 Menschen, verübte über 1.000 Diebstähle und zeigte bis zum Ende keine Reue für seine Taten. Sein bevorzugtes Revier war der Long Island Sound, seine Opfer wurden oft nur wenige 100 Meter von der Insel entfernt gefunden.

Am Morgen des 5. September 1930 wurde Panzram gehängt. Seine letzten Worte? "Yes, hurry it up, you Hoosier bastard! I could kill ten men while you're fooling around!" Deutsch: "Ja, beeil dich, du hinterwäldlerischer Bastard! Ich könnte zehn Männer umbringen, während du herumtrödelst!"

Neben den getöteten Häftlingen sollen nun auch die Opfer von Panzram auf der Insel und im Leuchtturm spuken.

Von Organisation gerettet

Der Leuchtturm und das Haus zerfielen in den kommenden Jahren immer mehr, erst 1970 ein Lichtblick: Historically Significant Strucutres, Inc., eine amerikanische Firma, begann mit der Renovation des Leuchtturmes der Todesinsel. "Wir sind eine Non-Profit-Organisation. Wir haben eine Leidenschaft für Leuchttürme und wollen den Execution-Rocks-Leuchtturm renovieren und einen Platz für die Öffentlichkeit schaffen, an dem sie etwas über Schifffahrt und die Geschichte der Leuchttürme lernen können", schreibt die Organisation auf ihrer Website.

Tatsächlich kann heute ein Zimmer im Leuchtturm gebucht werden – es als Bed & Breakfast zu bezeichnen, wäre aber doch sehr gewagt. Einer der wenigen Besucher schreibt: "Es gibt kaum Annehmlichkeiten. Man bekommt eine Luftmatratze, eine Wasserflasche und eine portable Campingtoilette. Aber es ist auch eine absolut einzigartige Übernachtungsmöglichkeit."

Wer dort nächtigt, trägt auch zur Rettung des Leuchtturms bei: Das Geld geht vollumfänglich an die Renovationskosten. Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, wollen die Verantwortlichen ein richtiges Bed & Breakfast eröffnen – Spuk und ein Frühstück mit Meerblick inklusive.