Genuss

In diesem Lokal kannst du Burgern beim Wachsen zusehen

Das Restaurant "The Chicken" in Tel Aviv serviert Hühnchen, darunter auch einen Chicken Burger, der gleich im angrenzenden Labor gezüchtet wird.

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"The Chicken" in Tel Aviv: Vorne wird gespeist, hinten im Labor wächst der Poulet Burger.
"The Chicken" in Tel Aviv: Vorne wird gespeist, hinten im Labor wächst der Poulet Burger.
Super Meat / Shir Friedman

Was darf man erwarten, wenn man auf der Speisekarte Crispy Cultured Chicken Filet – also knusprig kultiviertes Hühnchen Filet – liest? Kultiviert steht in diesem Fall nicht für vornehm oder zivilisiert, sondern für gezüchtet. Und zwar im Labor.

In-vitro-Fleisch wird schon länger heiß diskutiert, weil es echten Fleischgenuss ohne Tierleid verspricht und dabei täuschend echt schmecken soll. Dieses Resultat wird erreicht, indem man tierische Stammzellen nimmt und damit in einem sogenannten Reaktor das Hühnchenschnitzel züchtet. Im "The Chicken" liegt das Zucht-Labor gleich neben dem Speiseraum und die Gäste können so dem wachsenden Fleisch durch eine Glasscheibe zuschauen.

    Optisch und scheinbar auch geschmacklich ist der Cultured Chicken Burger nicht von einem normalen Hühner-Burger zu unterscheiden.
    Optisch und scheinbar auch geschmacklich ist der Cultured Chicken Burger nicht von einem normalen Hühner-Burger zu unterscheiden.
    Super Meat / Shir Friedman

    "Wir glauben stark an die Notwendigkeit von Transparenz für Lebensmittelkonsumenten und -produzenten. Mit diesem Ziel wollen wir die ganze Geschichte der Herstellung von Super-Meat-Hühnerfleisch von der Hühnerzelle zum Chicken Burger herzeigen", sagen die Gründer und Gründerinnen von Super Meat.

    Mit dem Test-Labor und dem Test-Restaurant "The Chicken" will die Firma Super Meat den Konsumierenden die Angst vor Laborfleisch nehmen. Auch wenn die Produktion noch nicht auf Hochtouren läuft, sind sie überzeugt, dass ihre Technologie die Zukunft ist. "Angesichts der prognostizierten Verdoppelung des weltweiten Fleischbedarfs bis 2050 bietet kultiviertes Fleisch ein innovatives Lebensmittelsystem, das Ernährungssicherheit bietet, den Kohlenstoffausstoß drastisch reduziert und die Lebensmittelsicherheit weltweit erhöht", so die Firma.

    Möglich, dass trotz Laborfleisch Millionen Kälber sterben

    Super Meat lobt sich und ihre Produkte in den Himmel. Doch es ist gut möglich, dass die Produktion ihres In-vitro-Fleischs doch Tierleben kostet. Es ist nämlich nicht klar, ob die Industrie eine gute Alternative für die Verwendung von fetalem Kälberserum gefunden hat, das für das Wachstum von kultiviertem Fleisch nötig ist und für dessen Herstellung jährlich Millionen Tiere sterben.

    Für das Wachstum von kultiviertem Fleisch braucht es fetales Kälberserum. Dafür sterben Millionen Kälber jedes Jahr. Außer man verwendet synthetische Alternativen.
    Für das Wachstum von kultiviertem Fleisch braucht es fetales Kälberserum. Dafür sterben Millionen Kälber jedes Jahr. Außer man verwendet synthetische Alternativen.
    Photo by Olga Kravchuk on Unsplash

    Falls ihr jetzt verwirrt seid: Das fetale Kälberserum ist die Nährstofflösung, in der das kultivierte Hühnerfleisch aus Hühnerzellen heranreift und wächst. Diese Lösung könnte man theoretisch auch ohne tierische Bestandteile synthetisch herstellen, doch die Wissenschaft ist offenbar noch nicht ganz soweit.

    Darum ist für Tierfreundinnen und Tierfreunde weiterhin Vorsicht geboten: Denn auf der Website von Super Meat ist mit keinem Wort erwähnt, ob sie für ihre Chicken Burger fetales Kälberserum oder synthetische Alternativen verwenden.

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