Coronavirus

In diesen Ländern Europas rollt dritte Corona-Welle an

Nach einem Rückgang der Corona-Fallzahlen steigt die Zahl der Neuinfektionen in vielen Ländern Europas wieder. Darunter auch in Österreich.

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Trotz Corona-Boom: So sieht es auf Wiens Straßen aus
Trotz Corona-Boom: So sieht es auf Wiens Straßen aus
Tobias Steinmaurer / picturedesk.com

Die Weltgesundheitsorganisation warnte kürzlich: "Wir denken, wir hätten es hinter uns gebracht, aber das ist nicht der Fall", so WHO-Nothilfekoordinator Mike Ryan. In vielen Ländern droht demnach eine dritte und sogar eine vierte Welle von Corona-Infektionen, wenn die Menschen sich trotz Impfungen nicht weiterhin strikt an die Schutzmaßnahmen halten.

Wie sieht die Lage in Europa derzeit aus? Ein Überblick über einige ausgewählte Länder.

Italien

"Wir sind beunruhigt, weil wir keine Ende sehen. Es scheint, als sei der Tunnel noch sehr lang", sagt ein Arzt aus dem Krankenhaus von Chiari in der Lombardei. "Wir finden uns getroffen von einer weiteren Welle wieder – und wir sind sehr müde."

Seit gut zwei Wochen hat die Zahl der Ansteckungen um rund ein Drittel zugenommen. Anfang Woche überschritt Italien zudem die Rekordmarke von 100.000 Toten. Aufgrund des regionalen Ampelsystems leben derzeit wieder knapp zehn Millionen Italiener im Lockdown, mit geschlossenen Geschäften, Schulen und Restaurants sowie Reisesperren – auch im eigenen Land. Jetzt hat Mario Draghi ein Dekret unterzeichnet, ganz Italien wegen der sich stark ausbreitenden britischen Virusvariante B.1.1.7 für drei Wochen in einen harten Lockdown zu schicken – und in dieser Zeit so viele Impfungen wie möglich durchzuführen.

Zwei Monate nach Beginn der Impfkampagne haben rund 4,5 Millionen der 60 Millionen Italiener zumindest eine Spritze erhalten. Ziel ist es, 600.000 pro Tag zu verabreichen. Um dies zu erreichen, will man auch auf Eigenproduktion von Vakzinen setzen. Ab Juli produziert Italien als erstes EU-Land den russischen Corona-Impfstoff Sputnik V.

Frankreich

Frankreich testet massiv und hat seit längerem eine landesweite Ausgangssperre ab 18 Uhr verhängt. Dennoch steigen die Infektionszahlen auch hier wieder. Der Inzidenzwert liegt mittlerweile bei rund 220. Die Hälfte aller Ansteckungen geht dabei auf die britische Virusvariante B.1.1.7 zurück. Betroffen sind neben der Region Paris auch Gebiete im Norden und Südosten des Landes. Mittlerweile wird hier ein mehrwöchiger harter Lockdown nicht mehr ausgeschlossen.

Angesichts der sich abzeichnenden dritten Corona-Welle will die Regierung das Impfen mit aller Macht vorantreiben. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron fordert gar Impfungen an sieben Tagen der Woche – selbst wenn das die Mobilisierung von Rettungskräften, Armee und Krankenhauspersonal bedeutet. Derzeit haben fast vier Millionen Franzosen eine erste Impfung erhalten.

Ab dem 15. März soll nicht nur in Impfzentren und Arztpraxen, sondern auch in Apotheken gespritzt werden. So will Frankreich in spätestens sechs Wochen wieder zu einem «normaleren Leben» zurückfinden.

Spanien

Die Anzahl der Ansteckungen ist stark zurückgegangen. Die Inzidenz ist konstant rückläufig, was auf die strengen Einschränkungen der Bewegungs- und Versammlungsfreiheit von Ende Januar zurückzuführen sein dürfte. Zuletzt fiel sie auf 64,5.

Noch immer herrscht in einigen Regionen ein strenger Lockdown – im Gegensatz zur spanischen Hauptstadt, die nur lockere Schutzmaßnahmen durchsetzte. Die Region Madrid verzeichnet allerdings seit langem die höchsten Infektionszahlen auf dem Festland.

Demgegenüber zählen Ferienhochburgen wie die Kanaren und die Balearen zu den Regionen mit der tiefsten Sieben-Tage-Inzidenz. Das beflügelt Hoffnungen für die Reisezeit. Soeben hat die Schweiz Spanien und auch Portuga von seiner Quarantäneliste gestrichen.

Spanien macht jetzt vieles von Ostern abhängig. Dann gelten landesweit einheitliche, strenge Restriktionen, auch auf den Balearen und Kanaren. So ist etwa das Reisen zwischen den spanischen Regionen vom 26. März bis 9. April verboten.

Griechenland

Seit Monaten gelten in Griechenland strenge Beschränkungen. Um sein Haus zu verlassen, muss teilweise per SMS um Erlaubnis gebeten werden. Trotzdem verzeichnet auch Griechenland seit einigen Tagen wieder Neuinfektionen, wie sie seit Jahresbeginn nicht mehr vorkamen. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei rund 125 (im Januar war sie bei 30). Der Grund für den Anstieg sind die Virus-Mutationen.

Virologen gehen davon aus, dass die dritte Welle in der nächsten Woche ihren Höhepunkt mit bis zu 3.000 Neuinfektionen pro Tag erreichen wird. Deutschland hat derweil ganz Griechenland als Corona-Risikogebiet eingestuft.

Dennoch sind Ende März erste Lockerungen bei Schulen und Einzelhandel geplant. Ab April sollen draussen Restaurants und Cafés wieder öffnen und ab Mai der Tourismus wieder anrollen. Voraussetzung ist die Entspannung der Corona-Lage – und ein weiterhin reibungslos laufendes Impfprogramm. Bislang haben knapp sieben Prozent der griechischen Bevölkerung die erste Impfdosis erhalten, rund 3,5 Prozent die zweite. Bis Mai sollen alle Bürger, die über 60 Jahre alt sind oder unter einer Vorerkrankung leiden, geimpft worden sein.

Serbien

"Es findet etwas Schreckliches statt», sagt der Leiter des Covid-Krankenhauses in Belgrad zur "Süddeutschen Zeitung". Tatsächlich verzeichnet Serbien einen starken Anstieg bei den Neuinfektionen. Diese liegen bei täglich bis zu 4000, was auf den Vormarsch der ansteckenderen britischen Virusvariante B.1.1.7 zurückgeführt wird. Sie macht bereits 30 Prozent der Neuansteckungen aus. Im Nachbarland Nordmazedonien sind es sogar 70 Prozent.

Neben den Briten impfen die Serben, gemessen an der Bevölkerung, so oft wie kein anderes Land in Europa. So ist bereits über eine Million der fast sieben Millionen Serben geimpft worden, rund die Hälfte bereits zum zweiten Mal. Das hohe Tempo ist auch auf die breite Impfstoffpalette aus der EU, Russland und China zurückzuführen.

Doch eine dritte Welle ist unausweichlich, wenn nicht schon im Aufbau: In Serbien ist mit Ausnahme der Wochenenden alles geöffnet. Zudem tragen die wenigsten konsequent eine Maske. Schon länger fordern Epidemiologen eine Rückkehr in einen nationalen Lockdown, wie ihn das Land im Frühling des letzten Jahres sah. Serbiens Präsident Aleksandar Vucic hat sich bislang dagegen ausgesprochen.

Tschechien

"B.1.1.7, die britische Mutante, hat alles durcheinandergebracht. Die Leute stecken sich schneller an, als sie geimpft werden", sagt ein tschechischer Ökonom und Mathematiker der "Süddeutschen Zeitung". Tschechien hat derzeit die höchste Rate an Corona-Neuinfektionen weltweit. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei über 800.

Experten führen den erneuten Anstieg neben der schnellen Ausbreitung der britischen Virusvariante auf verspätete Gegenmassnahmen der Regierung und viele Verstösse der Bürger gegen Corona-Restriktionen zurück. Zudem verlaufen die Impfungen nur schleppend: Nur 2,5 Prozent der fast elf Millionen Tschechen sind vollständig geimpft.

Seit letztem Jahr gelten zwar nächtliche Ausgangssperren, Leute dürfen sich nur in begrenzter Anzahl treffen und Restaurants sind geschlossen. Die Corona-Restriktionen sind aber nicht so umfangreich wie während der ersten Corona-Welle.

Das kriegen die Krankenhäuser zu spüren. Der tschechische Gesundheitsminister geht davon aus, dass die Krankenhäuser in den kommenden Tagen täglich 600 bis 700 neue Patienten aufnehmen müssen. Tschechien hat die Verlegung von Corona-Patienten in die Schweiz, nach Polen und Deutschland angefragt.

Österreich

"Natürlich kommt jetzt die dritte Welle auf uns zu", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz. "Das ist so und das lässt sich auch nicht verhindern." Der Inzidenzwert liegt bei 184. Die Zahl der Neuinfektionen unter den Jüngeren stieg zuletzt deutlich.

Kanzler Kurz zufolge ist der Anstieg der Corona-Zahlen eine erwartbare Entwicklung. Alarmierter klingt Österreichs Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Die Entwicklung bei der Zahl der Neuinfektionen sei eine «besorgniserregende Trendwende».

Dennoch will Österreich vor Ostern seine "Schanigärten" öffnen, die Außenbereiche von Gastrobetrieben. Jugend- und Schulsport soll bereits ab Mitte März wieder erlaubt sein. Gleichzeitig werden immer mehr Orte als Hochinzidenzgebiete eingestuft. Ab einer Inzidenz von 400 hat das Gesundheitsministerium Ausreisebeschränkungen verordnet. So benötigen etwa die Bürger von Wiener Neustadt einen negativen Coronatest, wollen sie die Stadt verlassen. Das gilt auch für Gemeinden im Bundesland Salzburg oder im Bezirk Hermagor in Kärnten.

Nach einem dritten Lockdown hatte Österreich im Februar Geschäfte und viele Dienstleister wieder geöffnet. Diese Schritte wurden durch Millionen von Schnelltests abgesichert. Allerdings haben die Lieferengpässe innerhalb der EU auch Österreichs Impfplan durcheinandergebracht. Dieses Wochenende wird die Marke von einer Million Impfungen überschritten werden.

Deutschland

"Wir haben ganz klare Anzeichen dafür: In Deutschland hat die dritte Welle schon begonnen", heißt es vom Robert-Koch-Institut. Die Zahlen unterlegen das. Innert 24 Stunden wurden 14’356 Neuinfektionen gemeldet, die Inzidenz ist auf über 69 gestiegen.

Die Zahl der neuen Ansteckungen in Deutschland war im Januar und Februar deutlich zurückgegangen. Zuletzt stagnierte sie allerdings, was auch an der Verbreitung ansteckenderer Virus-Varianten liegen könnte.

Trotz der Trendwende zum Schlimmeren wurden die Corona-Regeln am Montag bundesweit gelockert. So dürfen Buchhandlungen, Blumengeschäfte und Gartencenter wieder öffnen, in vielen Regionen ist auch wieder ein Einkauf in anderen Geschäften möglich. Auch die Kontaktbeschränkungen sind weniger strikt als bisher.

Um eine dritten Welle zu umgehen, will man viel gratis testen und vor allem schneller impfen. Dabei geht es jedoch nur langsam voran: Nur drei Prozent der Deutschen hat bislang beide Dosen erhalten. Um einen Gang zuzulegen, sollen ab April auch Ärzte Impfungen vornehmen können.

Schweden

"Es ist eine sehr besorgniserregende Entwicklung", kommentieren schwedische Ärzte die steigenden Infektionszahlen im Land. Die 14-Tage-Inzidenz liegt bei 500. Seit dem 1. März müssen Restaurants, Kneipen und Cafés um 20.30 Uhr schließen.

Schweden hatte einen Sonderweg mit relativ lockeren Corona-Maßnahmen eingeschlagen. Mittlerweile empfiehlt aber auch die Hauptstadt Stockholm seinen Einwohnern, öffentlich eine Maske zu tragen. Seit Beginn der Pandemie zählte das Land mit seinen 10,3 Millionen Einwohnern rund 684.000 Infizierte und rund 13.000 Todesfälle.

Rund sieben Prozent der Schweden haben ihre erste Corona-Impfung erhalten.

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    Sven Hoppe / dpa / picturedesk.com