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In Graz wird autonomen Autos auf das Rad gefühlt

Heute Redaktion
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Grazer Forschungszentrum "Virtual Vehicle" baut seine Forschungsflotte für autonomes Fahren aus und installiert einen revolutionären Fahrsimulator.

Das Grazer Team arbeitet mit seinen virtuellen und realen Testmöglichkeiten maßgeblich an der Zukunft des automatisierten Fahrens mit. Erst jüngst wurde mit ZF Friedrichshafen und Nvidia in San Jose bei der Nivida GPU Conference GTC der aktuelle Entwicklungsstand des "Dream Car" -Prototyps präsentiert, einem selbstlernenden, auf KI basierendem automatisiertem Fahrzeug.

In Österreich bietet "Virtual Vehicle" schon zwei stark nachgefragte Testfahrzeuge als Forschungsplattform für die Automobilindustrie. Damit kann nun auch die fürs autonome Fahren wichtige Kommunikation zwischen Fahrzeugen getestet werden. Für die virtuellen Tests wird gerade ein neuer Fahrsimulator adaptiert. Bis aber Autos wirklich in allen Situationen ganz ohne Fahrer fahren können, ist noch viel zu tun.

Schon das erste Fahrzeug, ein Ford Mondeo Hybrid, der im Vorjahr in Betrieb genommen wurde, sorgt auf den Teststrecken und Fachmessen regelmäßig für Aufsehen. Seit kurzem wird ein zweiter Ford Mondeo für Tests für automatisiertes Fahren eingesetzt. Dabei übernimmt in diesem "Automated Drive Demonstrator" der Computer zunehmend die Steuerung.

Fahrzeuge "sprechen" miteinander

Modernste Sensortechnologie bietet eine lückenlose 360-Grad-Sicht, um autonome Fahrfunktionen auf Herz und Nieren zu testen. Am "Virtual Vehicle" wurden dazu Algorithmen und die Embedded Intelligence entwickelt sowie eine Rechenplattform von Nvidia verbaut, um nun unterschiedliche autonome Funktionen zu testen. Dazu wird im Juli 2018 im Living Innovation Lab in Graz der statische Fahrsimulator des Spezialisten VI-grade installiert. Der Simulator ermöglicht, die Lücke zwischen physikalischer Prüfung und Simulation im Automobilbau zu schließen.

Da mittlerweile schon zwei mit High-Tech bestückte Testfahrzeuge unterwegs sind, lassen sich nun die fürs autonome Fahren wichtige Kommunikation von Fahrzeug zu Fahrzeug testen. Bei "Car2Car" informieren sich die Fahrzeuge beispielsweise genau über ihre Route, um Kollisionen zu vermeiden und den eigenen Weg zu optimieren. Sie warnen auch gegenseitig vor Staus und Gefahren wie Glatteis. Zur Testflotte kommt dieses Jahr noch ein drittes Fahrzeug hinzu, wobei nun bewusst eine andere Fahrzeugkategorie gewählt wurde. Dieses neue Testfahrzeug wird besonders auf Österreichs erster Teststrecke "ALP.Lab" im Raum Graz wichtige reale Informationen für sichere autonome Fahrzeuge erfassen.

Das "Dream Car"

Ein besonders Highlight des Grazer Forschungszentrums ist das "Dream Car", ein intelligentes Fahrzeug, das auf Basis von Daten anderer Autos, die irgendwo anders auf der Welt unterwegs sind, seine Fahrkünste verbessert, ohne selbst zu fahren. Es ist mit Kameras, Laserscannern und Radarsensoren für eine redundante und zuverlässige 360-Grad-Umfelderfassung ausgestattet. Die Plattform ermöglicht die Entwicklung neuer Funktionen mit Künstlicher Intelligenz.

Heuer noch soll mit dem neuen Audi A8 das erste Serienfahrzeug mit Fahrfunktionen der Autonomiestufe 3 auf den Markt kommen. Level 3 auf der Skala von 0 bis 5 bedeutet, dass anders als bei Level 2 Funktionen (automatisiertes Einparken, Spurhalten oder Abbremsen) der Fahrer sein Fahrzeug nicht mehr dauernd überwachen muss. Das Auto überholt etwa auf der Autobahn selbstständig. Bei Level 4 übernimmt der Computer dann dauerhaft die Führung des Fahrzeuges und fordert den Fahrer nur zur Übernahme auf, wenn das System bei besonders komplexen Situationen überfordert ist. Level 5 ist dann schließlich das völlig fahrerlose Robo-Auto. (red)