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Influencer loben Bedingungen in Billigmode-Fabrik

Nach Besuch einer Fabrik des Fast-Fashion-Labels Shein loben Influencer die dort herrschenden Arbeitsbedingungen. Dafür ernten sie einen Shitstorm.

Verschiedene Lifestyle-Influencer wurden von Shein nach China eingeladen und besuchten dort eine Fabrik des Fast-Fashion-Riesen.
Verschiedene Lifestyle-Influencer wurden von Shein nach China eingeladen und besuchten dort eine Fabrik des Fast-Fashion-Riesen.
YUICHI YAMAZAKI / AFP / picturedesk.com

Shein gehört zu den gefragtesten Modelabels weltweit. In kürzester Zeit haut das chinesische Fast-Fashion-Label die neuesten Trends zum Billigpreis raus. Für die Mode zum Schnäppchenpreis werden gegenüber dem Modegiganten immer wieder Vorwürfe erhoben.

Die Arbeitsbedingungen sollen laut Menschenrechtsorganisationen besonders schlecht sein und auch die Auswirkungen auf die Umwelt, die die Herstellung der Billig-Kleidung darstellt, sind fatal. Stimmt alles nicht – behaupten jetzt ein paar Influencer, die kürzlich eine Fabrik in China besucht haben. Dafür hagelt es jetzt ordentlich Kritik.

Influencerin löschte Video

Verschiedene Lifestyle-Influencer wurden von Shein eingeladen, die "Innovation Factory" von Shein in China zu besuchen, wo unter anderem Muster der Kleidungsstücke hergestellt werden. In einem Video, das aktuell auf TikTok kursiert, schwärmt Content Creator Dani DMC, dass sie von den Arbeitsbedingungen beeindruckt sei. Dabei habe sie auch mit Frauen gesprochen, die in der Fabrik arbeiteten: "Sie waren über die Gerüchte, die verbreitet werden, sehr überrascht." Doch nachdem sie einen Shitstorm kassierte, löschte die Influencerin ihr Video. Doch der Clip wird nach wie vor rege geteilt.

"Die haben nicht einmal geschwitzt"

Auch das Content-Creator-Duo Destene und Brandon haben für den Billigmode-Giganten Shein nur lobende Worte übrig: "Ich habe mir vorgestellt, dass unzählige Leute unter sklavenähnlichen Bedingungen schuften, doch die meisten Prozesse werden von Robotern übernommen." Die Angestellten sind laut der Influencerin zufrieden: "Die meisten arbeiten von acht bis 18 Uhr und haben nur zehn bis 15 Minuten Arbeitsweg." Und sie ergänzt: "Beruhigt euch, sie haben nicht einmal geschwitzt. Wir waren die, die geschwitzt haben."

"PR-Fabrik"

Die Aufregung um die positive Darstellung von Shein ist auf Social Media groß. "Die haben euch nur gezeigt, was sie euch zeigen wollten", sind sich viele User sicher. Einer kommentierte: "Das ist krank." Ein Großteil der User wirft den Influencern Naivität vor: "Das ist nur das Forschungs- und Innovationszentrum. Klar, dass das hübsch aussieht." Die Kommentierenden fordern: "Zeigt uns die anderen Fabriken!"

Auf Twitter schrieb eine Userin: "Shein schickt Influencer nach China in eine PR-Fabrik mit makellosen Bedingungen, wo die Arbeiterinnen Spaß haben, während sie nähen, und die Firma sagt, sie zahle wettbewerbsfähige Löhne. Dass ich nicht lache!"

Menschenrechtswidrige Bedingungen

Das chinesische Label steht schon lange in der Kritik für seine Arbeitsbedingungen und die Art und Weise, wie es Kleidung produziert. Eine Recherche von Greenpeace hat gezeigt, dass der EU-Grenzwert für Giftstoffe in der Kleidung von Shein um bis zu 68.500 Prozent überschritten wurde.

Auch die Arbeitsbedingungen sind laut einer Undercover-Recherche vom britischen Sender Channel 4 prekär. Laut der Doku müssen Angestellte bis zu 18 Stunden am Tag arbeiten und haben nur einen Tag im Monat frei. Wer bei Shein angestellt sei, müsse 500 Kleidungsstücke am Tag produzieren und bekomme dafür knapp 500 Euro im Monat.