Ein Vergewaltigungsfall in Loures, einem Vorort von Lissabon, hat in Portugal für Entsetzen gesorgt. Drei junge Männer, die sich selbst als "Influencer" inszenieren, sollen die Vergewaltigung einer 16-Jährigen gefilmt und das Video anschließend in sozialen Netzwerken verbreitet haben. Das verstörende Material wurde von rund 32.000 Menschen angesehen – ohne dass auch nur eine einzige Anzeige erstattet wurde.
Die Tat ereignete sich am 12. Februar in einem Lagerhaus in Loures. Das Portal "Diário de Notícias" berichtet, die Ermittlungen seien auf einen Bericht des Spitals Beatriz Ângelo an die portugiesische Polizei zurückgegangen. Am 24. März nahmen die Sicherheitskräfte drei junge Männer im Alter zwischen 17 und 19 Jahren wegen des Verdachts der Entführung, schweren Vergewaltigung und Kinderpornografie einer Minderjährigen fest. Laut Chefermittler João Oliveira handelt es sich bei den Tatverdächtigen um "Influencer mit einem sehr großen Publikum".
Die 16-Jährige folgte den Festgenommenen in den sozialen Medien und pflegte zunächst nur virtuellen Kontakt mit ihnen, vereinbarte jedoch schließlich ein persönliches Treffen. Die drei Männer "zwangen das Opfer in einem Gruppenkontext zu sexuellen Handlungen, filmten diese gegen ihren Willen und veröffentlichten sie in den sozialen Medien", so Oliveira.
Einige Tage nach der Inhaftierung wurden die drei vom Gericht wieder freigelassen, wobei sie in regelmäßigen Abständen bei den Behörden vorstellig werden müssen und keinen Kontakt zum Opfer aufnehmen dürfen.
Zahlreiche Portugiesen und Portugiesinnen reagierten entsetzt: Am vergangenen Samstag versammelten sich Hunderte Demonstrierende vor dem Parlament in Lissabon. Mit Plakaten, auf denen Slogans wie "Vergewaltigung wird nicht gefilmt, sondern verurteilt" zu lesen waren, forderten sie entschlossene Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt.
"Die Strafen für solch gravierende Taten sind viel zu milde. Und gerade in diesem Fall, bei dem es sich um Influencer mit großer Reichweite handelt, hätte ich es für angemessen gehalten, ihre Accounts zumindest während der laufenden Ermittlungen zu sperren", erklärte eine der sieben Frauen, die den Protest kurzfristig ins Leben gerufen hatten, im Gespräch mit Euronews.
Mehrere politische Parteien, deren Vertreter an der Demonstration teilnahmen, forderten, Vergewaltigung künftig als öffentliches Vergehen zu klassifizieren. Zudem müsse die Verantwortung von sozialen Netzwerken für die Verbreitung gewaltverherrlichender oder sexualisierter Inhalte stärker in den Fokus rücken.
Am Dienstag berichtete die sozialistische Europaabgeordnete Ana Catarina Mendes der Europäischen Kommission von den "verstörenden Ereignissen", die im Video gezeigt wurden. Im Zusammenhang mit einem neuen Gesetz über digitale Dienste, das große Online-Plattformen reguliert, fragte Mendes die Kommission, welche Schritte die EU unternimmt, um sicherzustellen, dass Social-Media-Plattformen schädliche Inhalte schnell entfernen und die Verbreitung nicht einvernehmlichen Materials verhindern.