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"Lehrer wecken in der Früh Schüler übers Telefon auf...

Heute Redaktion
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Melisa Erkurt hält einmal im Monat an Wiener Brennpunktschulen Workshops im Rahmen des Programms "Biber Newcomer".
Melisa Erkurt hält einmal im Monat an Wiener Brennpunktschulen Workshops im Rahmen des Programms "Biber Newcomer".
Bild: Biber/Marko Mestrovic

Gewalt, Kulturkämpfe, Mobbing: In Schulen scheint die Situation zu eskalieren. „Heute" sprach mit Insiderin Melisa Erkurt, die Workshops an Brennpunktschulen hält.

Einmal im Monat übernimmt ein Team des Wiener Migranten-Magazins „Biber" für eine Woche den Unterricht an einer Brennpunktschule. Es sind Schulen, die sonst nur wegen Gewalt, sozialen Härtefällen oder Integrationsproblemen im Mittelpunkt stehen. In dieser Woche stehen die Schülerinnen und Schüler im Mittelpunkt.

Melisa Erkurt ist Teil des Projekts, das übrigens von Spenden lebt und auf der Suche nach Unterstützern ist (www.dasbiber.at/biber-newcomer). Die Wienerin mit Migrationshintergrund hält Workshops für die oft benachteiligten 14- bis 19-Jährigen. Sie schildert „Heute" ihre Erfahrungen.

Das sagt Erkurt über:

Gewalt: „Körperliche Gewalt war bisher kein Thema, ich habe auch noch nie Prügeleien erlebt." Es gebe aber psychische Gewalt: „Da geht es meist um Verbotskultur. Etwa, wenn Mädchen gesagt wird, was sie nicht machen dürfen, wie sie sich anzuziehen haben." Aber: „Der Feminismus kommt nun auch bei sozial schwachen und muslimischen Mädchen an. Viel läuft da über Instagram mit dem Hashtag #Girlpower."

Mobbing: „Einzeln berichten Schüler von Mobbing, vor allem in Sozialen Medien. Wir thematisieren das in unseren Workshops."

Integration: „Es fehlt den Schulen an Geld, an Sozialarbeitern. Lehrer versuchen, das auszugleichen, übernehmen zusätzliche Rollen. Sie wecken etwa in der Früh Schüler übers Telefon auf, weil sie wissen, dass sich daheim niemand kümmert. Viele Lehrer haben einen Frust, ihnen fehlt die Zeit."

Flüchtlinge: „Sie versuchen sich anzupassen, sind meist die Ruhigen. Die meisten werden gut betreut, aber die betroffene Klasse wird es nicht. Schüler wissen dann nicht, wie mit jenen umzugehen ist, die Kriegserfahrung haben."

Deutschklassen: „Ich bin selbst geflüchtet, halte reine Deutschklassen für falsch. Da spricht jeder in seiner Sprache. Die Sprache lernst du nur, wenn du mit Freunden sprichst. Kostenlose Ganztagsschulen würden mehr bringen – da wird den ganzen Tag lang dann sofort Deutsch geredet." (uha)