Coronavirus

Iranischer Ajatollah: "Corona-Impfstoff macht schwul"

Im Iran sorgen die Aussagen eines 68-jährigen Regimeklerikers für Wirbel. Wer sich gegen Corona impfen lässt, werde homosexuell, so der Ajatollah.

Jochen Dobnik
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Ein Krankenhausmitarbeiter wird im Iran mit dem russischen "Sputnik V"-Impfstoff geimpft.
Ein Krankenhausmitarbeiter wird im Iran mit dem russischen "Sputnik V"-Impfstoff geimpft.
Sobhan Farajvan / Zuma / picturedesk.com

Abbas Tabrizian ist im Iran als "Vater der Islamischen Medizin" bekannt. Doch in letzter Zeit macht er sich eher als Verschwörungstheoretiker einen Namen. Auf Telegram hat der 68-Jährige jetzt behauptet, dass Menschen nach Erhalt des Corona-Impfstoffs homosexuell werden. 

"Blödsinnige Ansichten"

"Meidet diejenigen, die den Covid-19-Impfstoff bekommen haben" schrieb Tabrizian seinen 210.000 Followern laut der Jerusalem Post. "Sie sind Homosexuelle geworden." Im Islam - und somit auch im Iran - gilt Homosexualität als eine "krankhafte Perversion", die auch hart bestraft werden kann - bis hin zu Hinrichtungen. 

Das iranische Regime hat seit der iranischen Revolution 1979 4.000 bis 6.000 Schwule und Lesben hingerichtet, so ein Bericht von WikiLeaks aus dem Jahr 2008.

Das Gesundheitsministerium reagierte empört und auch besorgt. "Das sind nicht nur abergläubische und blödsinnige Ansichten, sondern auch eine illegale Einmischung in die gesundheitspolitischen Angelegenheiten des Landes", sagte Presseleiter Kianoush Jahanpour und kündigt juristische Konsequenzen für den Ajatollah an. 

Mit Kamelurin gegen Corona

Es ist nicht das erste Mal, dass Tabrizian gegen die westliche Medizin austeilte. Er ist überzeugt, dass viele Krankheiten durch einfaches Beten und ohne Ärzte und Medizin geheilt werden können. Zu seinen bevorzugten Heilmethoden gehören Kamelurin und Honig-Bandagen.

"Es ist sein Ziel, Unsinn zu verbreiten und Menschen von einer Impfung abzuhalten", sagte die iranische Dissidentin Sheina Vojoudi. "Während sich der Regimeführer und andere Beamte das Pfizer-Vakzin spritzen lassen, enthalten sie dem Volk die Impfung unter dem Vorwand vor, dass sie dem Westen nicht vertrauen." Im Iran haben sich im Vorjahr trotz harter Lockdowns mehr als 1,4 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert, mehr als 58.000 Menschen sind an den Folgen gestorben.