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IS-Kämpfer entlarvt die Terror-Schlächter des IS

Heute Redaktion
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Der 17-jährige Hamburger "Bilal" zog im Mai 2015 in den bewaffneten Dschihad nach Syrien und in den Irak und fiel zwei Monate später. Möglicherweise wurde er von Kämpfern des "Islamischen Staats" (IS) ermordet - denn kurz zuvor hatte er ein Audiodokument veröffentlicht, in dem er mit dem IS aufräumte und deren Versprechungen als Lügengebilde enttarnte. Nun hat der Verfassungsschutz Hamburg das Tondokument veröffentlicht.

Der 17-jährige Hamburger "Bilal" zog im Mai 2015 in den bewaffneten Dschihad nach Syrien und in den Irak und fiel zwei Monate später. Möglicherweise wurde er von Kämpfern ermordet - denn kurz zuvor hatte er ein Audiodokument veröffentlicht, in dem er mit dem IS aufräumte und deren Versprechungen als Lügengebilde enttarnte. Nun hat der Verfassungsschutz Hamburg das Tondokument veröffentlicht.

Vor allem im Netz präsentiert sich der IS als gut organisierter Staates, in dem seine Anhänger brüderlich miteinander leben und kämpfen. Wie "Bilal" erwartet europäische "Jihadreisende" genau das Gegenteil. Das belegt auch die Audiodatei, die das letzte Lebenszeichen des im Dschihad-Gebiet ums Leben gekommenen Hamburgers darstellt. Als er stirbt, ist er 17 Jahre alt.

Lügen und Gewalt statt IS-Versprechen

Der IS verschweigt aber absichtsvoll die Schrecken des Krieges und opfert ausländische Kämpfer als "Kanonenfutter" an der Front. Mit 14 Jahren kam "Bilal" in Kontakt mit Salafisten, in den Jahren danach radikalisierte er sich, war am Ende an Koranständen aktiv. Mit 17 Jahren schloss er sich dem bewaffneten Dschihad an. Seine salafistischen "Freunde" versprachen ihm eine Frau, ein Haus und ein geregeltes Einkommen in Syrien.

Bilal fand allerdings gar nichts von dem vor. Was er vorfand, erzählte er in dem Audiodokument, das er über Internet nach Hamburg an seine Glaubensbrüder schickte, um sie zu warnen. Bilal schilderte seine Ankunft in Raqqa und wie sie permanent - etwa über IS-Trainingslager - angelogen wurden. Selbst der Besuch einer Moschee wurde verboten, das Haus hätten sie nicht verlassen dürfen, die Telefone wurden ihnen abgenommen. Streit und Schlägereien stünden an der Tagesordnung.

"Du kannst dir gleich in den Kopf schießen"

Bilal schilderte weiter die Bekanntschaft zu Arabern, die von ihrem Amir (Befehlshaber) einfach ohne Plan an die Front geschickt wurden: "Der Amir, Bruder, […] sagt einfach zu denen: 'Ja, kämpft einfach. Geht einfach nach vorne, stürmt einfach nach vorne.' Die fragen 'Ja – haben wir keinen Plan, haben wir keine Taktik?' und so. Er sagt 'Nein. Kämpft einfach.' und so. Er schickt die einfach in den Tod. Das ist so, du kannst gleich 'ne Pistole nehmen und dir in [den] Kopf schießen. […] Die schicken die Brüder einfach in den Tod."

Auch den versprochenen Lohn habe man nicht erhalten, alles sei eine Lüge gewesen. An dieser Stelle reißt die Audiobotschaft aus bisher unbekannten Gründen ab. "Bilal" starb im Juli 2015 eines unbekannten Todes. Ungefähr zeitgleich ließ ein weiterer junger Mann, der mit "Bilal" ausgereist war, sein Leben. In Teilen der salafistischen Szene in Hamburg wird erzählt, dass er durch den IS umgebracht worden sei. Ähnliche Mutmaßungen werden nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes auch zu "Bilals" Tod geäußert.

Eine eindringliche Warnung

Die Audiobotschaft ist eine Warnung an junge Menschen, die mit dem IS sympathisieren oder womöglich über einen Anschluss an die Organisation nachdenken. Aber auch als Information für das Umfeld von möglicherweise sich radikalisierenden jungen Erwachsenen (Familie, Freunde, Bekannte, das berufliche oder schulische Umfeld) gedacht.