Coronavirus

Ischgl-Kommission kämpfte um Infos aus Ministerium

Ronald Rohrer, Vorsitzender der Ischgl-Kommission, sieht in der Causa Ischgl massive Verfehlungen. Doch auch die Aufarbeitung sei schwierig gewesen.

Rene Findenig
Teilen
Ronald Rohrer, Vorsitzender der Ischgl-Kommission.
Ronald Rohrer, Vorsitzender der Ischgl-Kommission.
Screenshot ORF

Ischgl, wo sich im Frühjahr Hunderte Touristen mit dem Coronavirus angesteckt und es in der ganzen Welt auf rund 11.000 Personen verbreitet haben sollen, wurde seit Anfang Juni von einer sechsköpfigen, internationalen Kommission unter dem Vorsitz des ehemaligen Präsidenten des Obersten Gerichtshofes, Ronald Rohrer, durchleuchtet. Das Ergebnis: Während das Land Tirol immer beteuerte, alles richtig gemacht zu haben, attestiert der Bericht, dass die Regierung eine Mitschuld am Ischgl-Chaos trage.

Ein Kommunikationsfehler sei es gewesen, dass die Sperre des Paznauntals im März und die Quarantäne-Verordnung nicht im Vorfeld von der Bundesregierung den politisch Verantwortlichen vor Ort angekündigt worden seien, heißt es von Rohrer. Konsequenzen soll es in der Politik aber keine geben, kündigte Landeshauptmann Günther Platter bereits kurz nach Bekanntwerden des Berichts an, auch wenn dieser besage, dass die Bevölkerung und die Touristen vom Land falsch informiert worden seien. In der ORF-"ZiB 2" konkretisierte Rohrer die Details aus dem Bericht.

Verordnung nicht veränderbar

Rohrer kenne die Motivation nicht, dass etwa die Skilifte in Ischgl auch nach der Quarantäne-Verordnung noch zwei Tage im Betrieb gewesen seien: "Eine einmal bestehende Verordnung kann nicht durch eine Absprache verändert werden, sondern nur durch eine neue Verodnung." Die Skilifte hätten auch bereits drei Tage früher als überhaupt verordnet abgedreht werden müssen, so der Experte. Seine Vermutung sei, dass die Verantwortlichen vor Ort es so eingeschätzt hätten, dass nur kleine Maßnahmenschritte nach und nach sinnvoll gewesen wären.

1/3
Gehe zur Galerie
    Der Deutsche infizierte sich in Ischgl.
    Der Deutsche infizierte sich in Ischgl.
    picturedesk.com

    Die Beteuerungen des Gesundheitslandesrats, die Behörden in Tirol hätten alles richtig gemacht, sieht Rohrer gänzlich anders: Zwar wäre bei den Bettenkapazitäten und der Behandlung von Coronapatienten in den Spitälern alles gut gelaufen, der Vollzug des Epidemiegesetzes wäre aber fehlgeschlagen. Die Frage sei nun, ob die Mitarbeiter etwa der Bezirkshauptmannschaft die Maßnahmen nicht richtig abgewickelt hätten, das habe die Kommission allerdings nicht prüfen können.

    Probleme mit dem Ministerium

    Was Rohrer anprangert: Nicht nur in Ischgl zum damaligen Zeitpunkt, auch bei der Aufarbeitung habe es Probleme, etwa mit dem Gesundheitsministerium, gegeben. Man habe mehrere Wochen gebraucht, um aus dem Ministerium überhaupt einen Kontakt zu einem in die Causa Involvierten zu erhalten, den man zur Aufarbeitung befragen wollte, so der Vorsitzende der Ischgl-Kommission.

    Schlusssatz: Es sei "sicher so", dass jeder Tag, der früher zur Beendigung des Skibetriebs und zur Schließung der Lokale in Ischgl geführt hätte, die Ausbreitung des Coronavirus eingedämmt hätte.