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Islam-Kindergärten: Studie von Außenamt zugespitzt?

Heute Redaktion
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Die Wochenzeitung "Falter" enthüllt, wie Beamte des Außenministeriums die Islamkindergartenstudie zuspitzen.
Die Wochenzeitung "Falter" enthüllt, wie Beamte des Außenministeriums die Islamkindergartenstudie zuspitzen.
Bild: Sabine Hertel

Der "Falter" behauptet, dass Beamte des Außenministeriums die Islamkindergartenstudie ausgebessert haben sollen. Das Ministerium wehrt sich.

Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) hat sich Ende Juni für die Schließung aller Islam-Kindergärten in Wien ausgesprochen. Er hat auch schon einen Plan dafür.

Von größter Bedeutung in diesem Zusammenhang ist die Studie von Religionspädagoge Ednan Aslan, die er im Auftrag des Integrationsministeriums und der Stadt Wien erstellt.

Studie zugespitzt?

Sie soll bis Herbst vorliegen. Doch nun will die Wochenzeitung "Falter" seltsame Vorgänge bei der Erstellung der Studie enthüllen.

"Falter"-Chefredakteur Florian Klenk wurden Word-Dokumente aus dem Außenministerium zugespielt, in denen die Korrekturen zu sehen sind, die Mitarbeiter von Sebastian Kurz vorgenommen haben sollen.

Sinn verändert

Sie verändern den Sinn des Textes teilweise. Klenk postet ein Beispiel auf Twitter. In dem Textausschnitt wird beschrieben, was den Eltern, die ihre Kinder in Islam-Kindergärten schicken, wichtig ist.

Den Eltern sei das Angebot an Halal-Speisen wichtig, aber auch die Vermittlung von Werten, wie Respekt, Gelassenheit, Individualität des Kindes, Hygiene, Zufriedenheit der Kinder, Pünktlichkeit, Liebe, Wärme und Geborgenheit, Selbstständigkeit, und Transparenz der Regeln.

Die Außenministeriums-Mitarbeiter machen daraus schlicht "islamische" Werte und löschen die positiven Beispiele aus dem Text (siehe Tweet unten). Das ist nur eine von zahlreichen inhaltlichen Änderungen. Laut "Falter" soll die Studie so verändert worden sein, "dass Minister Kurz damit besser Politik machen konnte".

"Einvernehmliche Redigaturen"

Das Außenministerium und der Studienautor haben auf die "Kurz-Leaks" reagiert. Die Veränderungen des Textes seien "einvernehmliche Redigaturen" gewesen. Man habe die Studie "zu dritt am Computer" redigiert.

Ednan Aslan reagierte auch öffentlich via Twitter. Er verstehe die Aufregung nicht, die Änderungen seien von ihm vorgenommen worden: "Ich lasse mir von niemandem Anweisungen geben", schreibt er. "Ich stehe hinter jedem Punkt und Komma in meinem Bericht", schreibt er in einem separaten Tweet.

"Starke Bauchschmerzen"

Dabei reagierte Aslan am vergangenen Donnerstag noch ganz anders auf die Causa. Noch bevor das Ministerium von dem Leak wusste, wurde er vom "Falter" dazu befragt: "(...) Wenn sie meine Sätze rausgenommen haben und eigene Sätze eingebaut haben, wäre das nicht zu vertreten. Da muss ich mal schauen, wieso das so ist", wird er zitiert. Und: Er habe nun "starke Bauchschmerzen".

Zwei Kindergarten-Studien

Die erste Studie Aslans, die Sebastian Kurz in Auftrag gegeben hat, wurde für ihre Unschärfen kritisiert. Zu Schließungen kam es in der Folge nicht. Auch, weil eine Liste an "radikalen Kindergärten" bis heute fehlt.

Der Studienautor selbst hält die Schließung aller Islam-Kindergärten übrigens nicht für sinnvoll. Er spricht sich für eine Verbesserung der Qualität und "intensive Kontrolle" aus. (csc)

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