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Isolation: Mann lebt seit 30 Jahren auf einsamer Insel

Heute Redaktion
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Mauro Morandi hat gewagt, was sich viele nur erträumen. Er lebt seit 30 Jahren auf einer Insel, ist mit 50 Jahren ausgestiegen und seither fast völlig alleine.

Die Vorstellung von einem Leben auf einer Insel ohne andere Menschen, in vollkommener Einsamkeit, ist meist nicht viel mehr als ein Gedankenspiel für kurzweilige Momente.

Einige Abenteurer und romantische Naturliebhaber sind jedoch mutig genug, das Insel-Leben zu realisieren. Sie sehen den Fortschritt nicht als ihre Religion und nehmen die Zeit frei von Terminen wahr. Ihr Sehnen nach einer Einheit mit der Natur ist größer als alles andere und zugleich ihre wichtigste Gesellschaft. Der Ruf nach Freiheit ist laut, laut genug immerhin, um den Wogen des Meeres zu folgen.

In Zeiten der sozialen Isolation können wir von so einer beispielhaften Lebensweise viel mitnehmen.

Ein Italiener, der es vor 30 Jahren gewagt hat, auszusteigen, erzählt gegenüber CNN und in einer Arte-Dokumentation (s. Video oben) von seinem Einsiedler-Leben auf einer Insel. Und wir fragen uns: Wie vergeht die Zeit, wenn man selbst über sie entscheidet?

Es ist nie zu spät für ein neues Leben

Mauro Morandis kleiner Schatz liegt vor der Küste Sardiniens und nennt sich Budelli. Mit 50 Jahren baute er sich hier ein komplett neues Leben auf. Eigentlich war es damals das Ziel des ausgebildeten Sportlehrers, nachdem die Kinder außer Haus waren und die Ehe gescheitert war, den Pazifik zu ergründen, aber er verliebte sich auf dem Weg auf den ersten Blick in diese Insel. Seither lebt er in vollkommenr Harmonie mit der fast unberührten Natur und führt ein Leben für den Moment.

Sein tägliches Morgenritual ist das Innehalten in der aufgehenden Sonne. Italiens berühmtester Aussteiger selbst ist ein gebildeter Mensch und hat die Welt nach seiner früheren Identität als Sportlehrer nicht ganz vergessen. Mit einem Smartphone bleibt er mit seiner Familie und mit dem Weltgeschehen verbunden, in der neutralen Rolle eines Beobachters. Auf Instagram hat er über 40.000 Follower.

"Schönheit kann man nicht besitzen, man muss sie mit allen Sinnen wahrnehmen."

Die Insel gibt ihm Kraft. Seit er dort lebt, ist er niemals krank gewesen. Er hat seine Heimat in den italienischen Gewässern gefunden. Seine Aufgabe ist es, den berühmten rosa Sandstrand zu schützen, der fast nicht mehr rosa gewesen wäre. Die Strände hätten ihre Farbe beinahe eingebüßt, weil Menschen den Sand mitnahmen und versuchten, ihn auf Plattformen wie Ebay zu verkaufen. Den Drang der Menschen, Schönheit besitzen zu wollen, habe Morandi nie begreifen können.

Tipps für die Ausgangssperre

Langweilig werde ihm nie, berichtete er „CNN". „Ich lese viel und ich denke viel nach. Ich glaube, viele Leute haben Angst davor, zu lesen. Denn wenn sie es tun, beginnen sie automatisch, Dinge über das Leben zu hinterfragen, und das kann gefährlich sein. Wenn du Dinge in einem anderen Licht betrachtest und kritisch hinterfragst, könnten viele ihre getroffenen Entscheidungen bereuen." Allen Leuten, die sich jetzt kurzzeitig in sozialer Isolation befinden, empfiehlt er, die Lage zu akzeptieren und nicht darüber zu klagen. Dass Menschen dazu gezwungen werden, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, sei etwas Positives. „Ich bleibe jeden Winter in meinem Haus. Für Monate. Nur sehr selten gehe ich über die Insel. Also wo zum Teufel ist das Problem, einmal zwei Wochen zu Hause zu bleiben? Das ist doch absurd."

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