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Ist "Anthem" am Ende etwa doch kein Flop?

Heute Redaktion
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"Anthem" gehört für viele zu den großen Enttäuschungen des jungen Game-Jahres. Doch die Hersteller haben noch Pfeile im Köcher – und die Verkäufe stimmen.

Nein, Lobgesänge hat "Anthem" nicht gerade einfahren können. Im Gegenteil: Biowares mit Spannung erwarteter Loot-Shooter konnte die Erwartungen der Fans nicht erfüllen und heimste mehrheitlich negative Reviews ein. Kritiker und Spieler beklagten sich vor allem über die vielen technischen Probleme, die langen Ladezeiten und über die mangelnde Abwechslung.

Ein Flop ist das Spiel zumindest in kommerzieller Hinsicht aber nicht, denn "Anthem" verkauft sich ordentlich, und – gemessen an den Reaktionen – in vielen Augen sogar weit besser als erwartet. In den USA ist der Titel sogar ein regelrechter Hit.

Rekorde gebrochen

So war Biowares Shared World-Loot-Shooter im Februar in den Vereinigten Staaten das meistverkaufte Spiel. Zudem wurde auch fast ein studiointerner Rekord gebrochen, denn "Anthem" ist für den zweitbesten Launch-Monat in der Firmengeschichte von Bioware verantwortlich. Nur "Mass Effect 3" hat sich 2012 nach seinem Start noch ein bisschen besser verkauft. Für 2019 rangiert das Spiel gar auf Platz 2 der aktuellen Jahrescharts.

Das bestverkaufte Spiel in den USA war bislang übrigens "Kingdom Hearts 3". Dahinter folgt "Anthem", und an dritter Stelle ist "Resident Evil 2" zu finden. Allerdings sind bei diesen Jahrescharts bislang nur die Retail- und keine Online-Sales berücksichtigt. Trotzdem: Die Fans scheinen dem Spiel die Stange zu halten. Vielleicht auch, weil sie darauf hoffen, dass Bioware seine Ankündigung wahr macht und den Titel nachbessert.

Optimierungen in Sicht

Tatsächlich hat das Studio versprochen, dass man in der kommenden Zeit mehr als nur die Bugs ausmerzen werde, denn Bioware ist mit dem Spiel selbst nicht richtig zufrieden. In einem Blog-Eintrag gab der General Manager Probleme bei der Entwicklung zu. "Wir sind genauso enttäuscht wie ihr. Ich spiele das Game selber, und es macht mich traurig, wenn ich von Problemen höre, die euren Spielspaß trüben. Ich nehme das sehr persönlich und gelobe baldige Besserung", so Casey Hudson.

Hudson betonte, dass man verstehe, wenn rund um das Spiel eine gewisse Skepsis herrsche. Zugleich höre der Entwickler den Kritikern zu. Dass dem so ist, hat Bioware in der Vergangenheit bereits gezeigt. So sind die Entwickler in offiziellen Subreddits durchaus aktiv und gehen auf Fragen und Probleme der Spieler ein. Das Studio will sich diesbezüglich treu bleiben und "Welten schaffen, die Menschen inspirieren, zum Helden in ihrer eigenen Story zu werden", so Hudson. Man werde die Fans nicht enttäuschen – und kündigt an: "Keine Sorge, das Beste kommt noch."

Ganz abschreiben sollte man "Anthem" also offensichtlich noch nicht. Ärgerlich ist es aber trotzdem, dass ein so etabliertes Studio ein so mangelhaftes und offensichtlich unfertiges Produkt auf den Markt schmeißt und sich danach dafür entschuldigen muss. Denn auch bei Spielen gilt die Regel: Man bekommt nie eine zweite Chance für einen ersten Eindruck. Nicht nur die Entwickler von "No Man's Sky" können davon ein Lied singen. (srt)