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Ist spätes Essen wirklich ungesund?

Ein spätes Abendessen oder das nächtliche Stück Pizza nach der Party: Ist zu spätes Essen schlecht für die Gesundheit? Und ab wann ist spät zu spät?

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Ist spätes Essen wirklich ungesund?
Ist spätes Essen wirklich ungesund?
Foto von KoolShooters von Pexels

Manchmal sind Zeitgründe schuld oder man hat wegen eines späten Mittagessens erst spät am Abend wieder Hunger. Und manchmal packt einen der Heißhunger mitten in der Nacht. Mahlzeiten, die nach 20 Uhr zu sich genommen werden, gelten hierzulande als spät. Dass das Essen ab einer gewissen Uhrzeit Folgen für die Gesundheit haben soll, hört man immer wieder. Was ist dran?

Woher stammt der Mythos?

Dass spätes Essen ungesund sei, hängt für viele Vertreter der These mit der Insulinausschüttung zusammen: Steigen die Blutzuckerwerte beim späten Abendessen an, wird auch Insulin ausgeschüttet und dieses soll während des Schlafens den Fettaufbau begünstigen. Bisher hat das jedoch keine Studie belegen können und es scheint auch etwas unlogisch: Länder, in denen eher spät zu Abend gegessen wird, müssten dann ja auch eine ungesunde oder vermehrt fettleibige Bevölkerung aufweisen. Oft ist jedoch das Gegenteil der Fall.

Hohes Risiko, abends zu viel zu essen

Was jedoch belegt werden konnte und was vermutlich als "ungesund" bezeichnet werden könnte, ist die Tatsache, dass man abends dazu neigt, zu viel zu essen: In einer Studie, die im "International Journal of Obesity" veröffentlicht wurde, fanden Forschende heraus, dass die Konzentration des sogenannten Hunger-Hormons Ghrelin abends ansteigt und bei zusätzlichen Stresssituationen überproportional hoch ist. Gleichzeitig fallen die Werte eines Hormons, das mit dem Sättigungsgefühl zusammenhängt, im Laufe des Tages immer weiter ab.

"Unser Ergebnis legt nahe, dass das Risiko, abends zu viel zu essen, besonders hoch ist."

Susan Carnell, Hauptautorin der Studie

Susan Carnell, Hochschulassistentin für Psychiatrie und Verhaltensforschung an der Johns Hopkins University School of Medicine und Hauptautorin der Studie, kam zum Schluss, dass das Risiko, abends zu viel zu essen, besonders hoch ist. Das Ungesunde am späten Essen ist vermutlich nicht das Essen als solches, sondern die zu grosse Menge.

EXTRATIPP
Verdaut dein Magen noch zu später Stunde Nahrung, kann es sein, dass du nicht sonderlich gut schläfst. Wer nicht von der Verdauung beim Schlafen beeinflusst werden möchte, isst am besten zwei Stunden vor dem Zubettgehen.

Wie viel sollte man am Abend essen?

Die geeignete Art und Menge des Abendessens hängt davon ab, wie viel man bereits am Tag gegessen und wie viel man sich bewegt hat. Wer bereits bei Frühstück, Lunch und Snacks viele Kalorien zu sich genommen hat, sollte am Abend eher eine leichte Mahlzeit ins Auge fassen und zusätzlich darauf achten, eine angemessene Portion zu wählen.

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    <strong>1. Zu spät und zu reichlich essen: </strong>Spätes Abendessen kann dazu führen, dass die Mahlzeit unverdaut im Magen liegt. Daher ist es am besten nicht zu knapp vor dem Schlafengehen zu essen und am besten eine Suppe oder etwas ähnlich Bekömmliches zu konsumieren.&nbsp;
    1. Zu spät und zu reichlich essen: Spätes Abendessen kann dazu führen, dass die Mahlzeit unverdaut im Magen liegt. Daher ist es am besten nicht zu knapp vor dem Schlafengehen zu essen und am besten eine Suppe oder etwas ähnlich Bekömmliches zu konsumieren.
    istock

    Der Arzt Jamie A. Koufman ging in einem Kommentar für die "The New York Times" auf die oben zitierte Studie ein. In seinem Beitrag beschreibt er, wie spätes Essen — vor allem, wenn die Mahlzeiten als schwer und ungesund gelten und anschließende Bewegung ausbleibt — die Abläufe in unserem Körper durcheinanderbringt, die für die Verarbeitung von Essen zuständig sind. Eine funktionierende Verdauung sei enorm wichtig, um wichtige Nährstoffe aus der Nahrung aufzunehmen und um auszuscheiden, was wir nicht brauchen. Wer auf seine Gesundheit achten möchte, verzichtet also lieber auf die Mitternachts-Pizza vom Lieferdienst. Außer natürlich, man geht danach ausgiebig.

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