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Italienische Gemeinde verkauft Häuser für 1 Euro

Träumen Sie von einem Häuschen in Italien? In Ollolai, einer Berggemeinde auf Sardinien, könnte dieser Traum wahr werden.

Heute Redaktion
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Ollolai, ein Dorf auf Sardinien, verkauft Hunderte von Häusern im Dorf für nur gerade einen Euro. Das Angebot steht auf der Homepage der Gemeinde www.comune.ollolai.nu.it, einen kleinen Haken gibt es aber natürlich.

Italien rettet seine Dörfer

Ollolai ist nicht die erste italienische Gemeinde, die mit solchen Anreizen versucht, baufällige Häuser zu retten. In Bormida wurde Neuzuzügern Geld versprochen, während die italienische Regierung Schlösser verschenkt – unter der Bedingung, dass die neuen Besitzer die baufälligen Gebilde renovieren.

In Ollolai geht es ebenfalls um den Erhalt alter Häuser: Die rund 200 Steinhäuser, die verkauft werden, sind teilweise in einem desolaten Zustand und müssen dringend renoviert werden. Wer eines der Häuser kauft, verpflichtet sich, das Gebäude innerhalb drei Jahren zu renovieren. Die Renovationen sollen voraussichtlich rund 20.000 Euro kosten.

Das Dorf stirbt aus

Dass die Häuser überhaupt in einem so schlechten Zustand sind, hat mit der schwindenden Bevölkerung in Ollolai zu tun. In den letzten 50 Jahren hat sich die Bevölkerung fast halbiert und heute wohnen nur noch etwa 1.300 Personen in der kleinen Berggemeinde, nur wenige Babys werden geboren.

"Ollolai hat eine lange Geschichte. Mein Ziel ist es, unsere einzigartigen Traditionen vor dem Aussterben zu bewahren. Wir sind stolz auf unsere Vergangenheit. Wir sind zäh, wir werden unser Dorf nicht sterben lassen", sagt Bürgermeister Efisio Arbau gegenüber den Medien.

Historisch wertvoll

Ollolai war einst der Hauptort der Region Barbagia, einer felsigen Hochebene auf Sardinien. Heute sind die Straßen verlassen, die jüngeren Leute sind in größere Städte gezogen und viele der Häuser zerfallen seit Jahrzehnten. Aber nicht alle sind gegangen: In Ollolai produzieren Schäfer noch immer den berühmten Schafskäse, den Casu Fiore Sardo.

Seinen Namen hat Ollolai übrigens von einem historischen Kriegsruf: "Alalé!" – und auch heute kämpfen die Bewohner für ihr Dorf. Für das 1-Euro-Projekt wurden Dutzende der typisch sardischen Privathäuser an die Stadt überschrieben.

Das Projekt ist ein Erfolg

Trotz des miserablen Zustands, in dem sich viele der Häuser befinden, wurden bereits drei verkauft. Bürgermeister Arbau sagt, er habe Hunderte von Anfragen aus der ganzen Welt erhalten, sogar aus Russland und Australien. Arbau setzt große Hoffnungen in sein Projekt: "Ich hoffe, die renovierten Häuser locken wieder mehr Touristen an und stützen so unsere lokale Wirtschaft."

Einer der Käufer ist Vito Casula, ein pensionierter Bauunternehmer. Er renovierte das zweistöckige Haus, das er für weniger als einen Cappuccino gekauft hatte, mit recycelten Materialien. Er bemühte sich dabei, den altmodischen Charme des Hauses zu erhalten. "Wir lebten in der Nähe", sagt Casula, "meine Frau hat die Anzeige in der Zeitung gesehen und wir haben unsere Chance genutzt. Ollalai ist so friedlich und wirkt, als wäre die Zeit stehengeblieben. Und die Leute sind so nett. Wir werden ständig eingeladen."

Für Unterhaltung ist gesorgt

Im Dorf gibt es diverse Beschäftigungsmöglichkeiten. Kulinarisch lässt sich einiges entdecken, unter anderem der Su Pistiddu, ein Herbstkuchen mit Nüssen, Kaffee und Rosinen. Oder Porceddu, über dem Feuer gebratenes Ferkel. In Ollolai gibt es auch eine Art Fasnacht und viele traditionelle Feste.

Neu gibt es auch Kurse fürs Käsen, Pastamachen und Körbeflechten. Und, besonders wichtig: Sprachkurse. In Ollolai wird Sardisch besser verstanden als Italienisch. Bürgermeister Arbau sagt: "Unsere Sprache ist sogar für Sarden schwer zu verstehen. Aber wir wollen die neuen Bewohner willkommen heißen und es ihnen leicht machen."

Apropos Unterhaltung: Im Mai beginnt eine holländische Reality-Show über mehrere Familien, die einige der Häuser in Ollolai renovieren werden.

(Red)