Balkan-Blog

Ivo über Integration: "Man muss sich an Gesetze halten"

Ivica Vastic ist wohl einer der größten Spieler des österreichischen Fußballs. Doch seine Wurzeln liegen woanders.

David Slomo
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Ivica Vastic erklärte mir die "Golf-Fußball"-Regeln.
Ivica Vastic erklärte mir die "Golf-Fußball"-Regeln.
Denise Auer

Bereits vor elf Jahren hing Ivo seine Fußballschuhe an den Nagel. Im Jahr 2016 stand er zuletzt an der Seitenlinie als Profi-Trainer. Mittlerweile hat er sich aus dem Rampenlicht zurückgezogen. Als Individualtrainer ist er aktuell bei der Akademie der Wiener Austria für die Nachwuchs-Stürmer zuständig. Wenn jemand weiß, wovon er spricht, dann wohl Ivica Vastic.

Für den "Balkan Blog" machte der ehemalige Nationalkicker sogar eine Ausnahme. Eigentlich möchte er nämlich keine Interviews mehr geben. Mit mir sprach er aber dennoch über seine Anfänge als Fußballer, seine Verbindung zum Balkan und auch über das österreichische Trikot.

"Egal ob Österreicher, Kroate oder Türke"

Während einer Partie "Golf-Fußball" schwelgte Ivo ein wenig in Erinnerungen. Er erzählte mir von der WM 1998, bei welcher er zum "echten Österreicher" wurde. Zwar trug er damals das österreichische Trikot bereits zwei Jahre lang. Doch erst mit dem legendären Treffer zum 1:1 gegen Chile in der 92. Spielminute, wurde er endlich "akzeptiert". Lachend meinte er: "Anscheinend muss man sich den Status des 'echten Österreichers' erst erarbeiten." 

Er selbst wisse übrigens nicht, was ein richtiger Österreicher sei: "Wie sieht der aus?", fragte er mich am Platz der Austria Akademie. Für ihn sei es wichtig, dass man mit seinem Gegenüber respektvoll umgeht: "Egal, ob das ein Österreicher, ein Kroate oder ein Türke ist." Umgekehrt finde er es auch wichtig, dass man auch Respekt vor dem Land zeigt: "Man muss sich an die Gesetze halten", betont Ivica Vastic.

Match gegen Kroatien: "Mulmiges Gefühl"

Eine gewisse Verbindung zu seiner Heimat hat er aber dennoch. So meinte er, dass es schon eine gewisse Besonderheit habe, wenn er jemanden sieht, der das kroatische Trikot trägt. Ivo trug selbst das Dress der "Kockasti" während der Weltmeisterschaft 2018. Dabei erzählte er stolz, dass er zu Hause sogar ein originales Shirt vom Weltfußballer Luka Modric hat. Mit ihm hat er bei der Heim-EM im Jahr 2008 das Trikot getauscht.

Die emotionale Verbindung zu seinem Geburtsort wird auch deutlich, als er mir von einem Freundschaftsmatch erzählte: Mit Sturm Graz spielte er gegen Hajduk Split. Als den Grazern ein Elfer zugesprochen wurde, sollte er antreten. "Ich war aber zu aufgewühlt. Ich konnte das nicht machen", erinnerte er sich. Ein anderer Spieler ging zum Elferpunkt - und verschoss. "Wir haben 1:0 verloren", zeigte sich Ivo beim Gespräch amüsiert. Gleichzeitig versicherte er mir aber, dass er bei einem Pflichtspiel, ohne zu zögern, das Tor gemacht hätte.

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    Ivica Vastić ist ein ehemaliger österreichischer Fußballspieler und nunmehriger Trainer bei der Akademie der Wiener Austria.
    Ivica Vastić ist ein ehemaliger österreichischer Fußballspieler und nunmehriger Trainer bei der Akademie der Wiener Austria.
    Denise Auer

    Auch das Spiel gegen Kroatien bei der Europameisterschaft war für ihn besonders: "Es war ein mulmiges Gefühl." Aber er war Profi genug, um die emotionale Seite abzustellen, erzählte er mir. Er ging auf den Platz, um zu gewinnen, so Ivo. 

    Dass er in einem Match nie ein rot-weiß kariertes Dress getragen hat, bereute er nie. Vielleicht auch deshalb, weil er gerade deshalb ein gewisses Standing bei der Balkan-Community hatte und auch immer noch hat: "Spieler sind dazu da, dass sich die Fans mit ihnen identifizieren." Er war eben ein Teil des österreichischen Nationalteams, so wie viele Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawiens ein Teil Österreichs sind. 

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    Hallo und herzlich willkommen zu "Hajde", dem Balkan-Blog auf "Heute.at"! Unser Blogger ist zwischen Sarma und Wiener Schnitzeln aufgewachsen. Wie das so ist? Er verrät's euch in seinen Kolumnen. Übrigens: "Hajde" bedeutet auf Deutsch so viel wie "Los geht's!"

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