Balkan-Blog

Das würde Dosko-Sieg für Balkan-Community bedeuten

Wird er der nächste SPÖ-Chef? Und wenn ja, dann stelle vor allem ich mir die Frage: Wie viel Balkan steckt eigentlich in Hans Peter Doskozil?

David Slomo
Er lebt den Balkan-Traum: Hans Peter Doskozil zeigte mir seinen 7er BMW.
Er lebt den Balkan-Traum: Hans Peter Doskozil zeigte mir seinen 7er BMW.
Helmut Graf

Am Samstag wird entschieden, wer denn in Zukunft die SPÖ anführen wird. Für viele der klare Favorit: Hans Peter Doskozil. Für mich als Balkan-Blogger ist deshalb vor allem eine Sache wichtig: Wie viel Balkan steckt im burgenländischen Landeshauptmann?

Er dürfte auf jeden Fall wissen, dass der Balkan bereits in Wien anfängt – und somit auch durch das Burgenland geht. Immerhin leben dort über 20.000 Kroaten. Und Dosko scheint auch ein ordentlicher Fan von "uns" zu sein: Er baute mit der Kirche Häuser für Erdbebenopfer in Kroatien, freut sich öffentlich über die neuen TVthek-Videoarchive für die Volksgruppen. Fakt ist aber auch: Doskozil beherrscht kein Wort kroatisch. Und er zeigt sich in Migrationsfragen äußerst rigide. 

So ist Doskozil ganz klar gegen eine Erleichterung bei Staatsbürgerschaftsanträgen für Ausländer. Auch bei Wahlen möchte er, dass nur Menschen mit einem österreichischen Pass zur Urne schreiten dürfen. 

Am Balkan schätzt man Politiker, die auch gerne härter durchgreifen. Larifari und "schauma mal" gibt es da unten nicht.

Burgenland hört kein Turbofolk 

Ich wollte mir deshalb selbst ein Bild vom vielleicht baldigen SPÖ-Chef machen und traf ihn zu einer Spritztour in seinem 7er BMW – direkt ein Balkan-Pluspunkt von mir. Ich wollte schon beim Losfahren klar machen, dass das keine normale Fahrt wird und fragte beim Einsteigen ganz ungeniert, ob ich mein Handy mit dem Auto verbinden könne. Der Landesfürst: "Feel free!"

Zunächst startete ich zur Einstimmung mit Škoros "Otvor ženo kapiju" (Frau, mach das Tor auf"). Ein Song, der von der Tamburica lebt. Oder wie Doskozil meint: "Da kommt Urlaubsstimmung auf." Er verrät mir dann, dass Kroatien zu seinen beliebtesten Urlaubszielen gehöre: "Poreč, Rijeka. Die Gegend gefällt mir sehr."

Sinan Sakics Turbofolk ist aber eher nicht so sein Ding. Bei dem Balkan-Dauerbrenner "Ey otkad sam se rodio" ("Seit meiner Geburt") kommt ihm nur ein Schmunzeln über die Lippen. Dosko erklärt, dass man sich im Burgenland eher auf traditionellere Musik stützen würde. 

Fans aus der Balkan-Community

Von der Fahrt durchs Burgenland blieb mir aber vor allem eine Situation in Erinnerung. Es kam nämlich zu einem kurzen Spaziergang, bei welchem wir von einem jungen Mann aufgehalten wurden. Ganz aufgeregt wollte er sich bei Doskozil bedanken. Denn dank seiner Politik verdiene er nun als Koch in der Landhausküche ein Gehalt von damals 1.700 Euro netto und könne sich etwas leisten. 

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    Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil begab sich mit Chefredakteur Clemens Oistric und "Balkanblogger" David Slomo auf die Spuren des Balkans. 
    Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil begab sich mit Chefredakteur Clemens Oistric und "Balkanblogger" David Slomo auf die Spuren des Balkans.
    Helmut Graf

    Was aktuell besonders auffällt: Burgenlands Landesfürst wird auch von der Balkan-Community unterstützt. So zeigt sich beispielsweise Admir Mehmedovic als großer Fan. Der Traismaurer SPÖ-Stadtrat mit bosnischen Wurzeln wollte sich selbst ein Bild von Doskozil machen. Nach dem Treffen postete er: "Also 'rechts' hört sich definitiv anders an."

    Balkan steht auf "streng"

    Auch Manuel Jug, Vorsitzender der ARGE, stärkt dem Burgenland-Boss den Rücken: "Er ist ein ehrlicher und realistischer Vertreter einer auf den Grundwerten entsprechenden sozialdemokratischen Politik." Er ist überzeugt davon, dass Doskozil "nicht nur redet, sondern auch Dinge umsetzt". 

    Woran liegt das, dass die Community so sehr hinter einem Mann steht, der eigentlich nicht so wirklich mit Politik für Migranten glänzen möchte? Ich hab' mich da in meiner Familie und meinem Freundeskreis ein wenig umgehört und bin auf einen ganz klaren gemeinsamen Nenner gekommen: Am Balkan schätzt man Politiker, die auch gerne härter durchgreifen. Larifari und "schauma mal" gibt es da unten nicht. Das was der Chef sagt, wird gemacht. Ob man das gut oder schlecht findet, das bleibt am Ende den Wählern überlassen – ich darf mit meinem kroatischen Pass ja kein Kreuz machen.

    "Ja volim..."

    Apropos "reden". Am Ende konnte ich Dosko dann doch noch ein paar Wörter auf kroatisch beibringen: "Ja volim Burgenland". Übersetzt – wie sollte es anders sein: "Ich liebe das Burgenland". Und wer weiß, vielleicht muss er schon bald "Ja volim Austriju" lernen.