Balkan-Blog

"Jebem ti!" – Wie Balkan-Mamas mit ihren Kindern reden

Wenn Leute aus dem Balkan miteinander reden, dann wird geflucht, was das Zeug hält. Ja, auch Mamas nutzen die bösen Wörter!

David Slomo
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Hier ein Foto von meiner Mama, die ein ordentliches Mundwerk hat.
Hier ein Foto von meiner Mama, die ein ordentliches Mundwerk hat.
privat

Mit meiner Mama rede ich ausschließlich "Jugo". Der Grund ist einfach: Ihr Deutsch ist so gebrochen, dass ich mir manchmal echt schwer tue, sie zu verstehen. Hinzu kommt noch ein Hauch Wiener Dialekt, den sie sich in den letzten 20 Jahren angeeignet hat. Wahrscheinlich hört es sich für sie richtig an – aber wirklich nur für sie!

Was sich für viele Außenstehende nicht richtig anhören wird, ist wie meine Mama mit mir redet. Also vor allem dann, wenn man es übersetzen würde. Mir selbst ist es gar nicht so bewusst, wenn wir mitten in einem Gespräch sind. Mir fällt es eigentlich immer dann auf, wenn gerade Freunde anwesend sind und dann höflich fragen: "Was hat sie denn gerade gesagt?" Wie soll ich ihnen dann erklären, dass sie gerade einfach so, "Ich f***e deine...", zu mir gesagt hat.

Sinn macht es keinen

Gerade als Ausländer ist man es schon gewöhnt, dass man Leuten Schimpfwörter in der eigenen Sprache beibringt. Vor allem in der Schulzeit ist die am häufigsten gestellte Frage: "Sag mal ein Schimpfwort!" Dabei müssten sie mich gar nicht ausquetschen, sondern einfach einen Tag lang mit meiner Mama verbringen. 

Ich habe schnell verstanden, dass man hier in Österreich die Kinder möglichst lange vor bösen Wörtern behütet. Die Kleinen sollen so spät wie möglich mit "Scheiße" in Verbindung kommen. Und selbst dann wird den Kids eingetrichtert, dass man dieses Wort auf jeden Fall meiden soll!

Über diesen Blog
Hallo und herzlich willkommen zu "Hajde", dem "Balkan Blog" auf "Heute.at"! Unser Blogger ist zwischen Sarma und Wiener Schnitzeln aufgewachsen. Wie das so ist? Er verrät's euch in seinen Kolumnen. Und zwar immer mit einem Augenzwinkern!
Übrigens: "Hajde" bedeutet auf Deutsch so viel wie "Los geht's!"

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Ganz anders sieht die Sache am Balkan aus. Gefühlt posaunt der Arzt schon nach der Geburt ein herzhaftes "Jebote!" heraus. Frei übersetzt: "Es f***t dich". Ja, ich weiß. Viel Sinn macht es nicht, wenn man es so übersetzt. Aber ich habe es ja auch nicht erfunden. Ich erkläre nur.

Ein kleiner Crash-Kurs

Dass am Balkan viel "verkehrt" wird, gehört fast schon zum guten Ton. Es ist nicht unüblich, die Phrase einfach an alltägliche Sätze zu hängen. Eine Regel dafür, ob man es am Anfang des Satzes sagt oder am Ende, gibt es nicht. Das passiert einfach nach Gefühl. Freestyle sozusagen. Hier ein Beispiel:

"Jebem ti mater, jest vruce!" Übersetzt heißt das: "Ich f***e deine Mutter, es ist heiß!"

Es kann auf ganz locker in Dialogen genutzt werden. Also: "Sta ti je, jebem ti?" (Was ist los, ich f***e deine?") Die korrekte Antwort darauf: "Pa jebiga, nije nista." ("Ja f*** ihn, es ist eh nichts.")

Ist man einmal geübter, dann sind den "Anhängen" keine Grenzen gesetzt. Der Geschlechtsakt wird dann mit allem Möglichen vorgeschlagen. Besonders beliebt sind Enten, die Sonne und der ehemalige Diktator Josip Tito.

Vielleicht muss ich an dieser Stelle nochmal deutlich betonen: Ja, am Balkan redet man tatsächlich so miteinander. Natürlich nicht überall. Aber fast. Übrigens habe ich mir selbst angewöhnt, nicht mehr zu dolmetschen, was meine Mama zu mir sagt. Ich erwidere einfach mit: "Ach, nichts Besonderes." Auf Deutsch hört sich die Sache dann irgendwie doch nicht so richtig an...

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