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Jeden Tag nur Folter und unzählige Kinderpornos

Heute Redaktion
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"Content Moderatoren" haben nur einen Job: Das Internet von illegalen oder unerwünschten Inhalten zu befreien. Die Doku "The Cleaners" gibt Einblicke.

Soziale Medien sind heute mehr als nur die Möglichkeit, uns mit Freunden und Bekannten auszutauschen und ein digitales Tagebuch zu führen. Mehr als drei Milliarden Menschen sind durch Facebook, Twitter und Google verbunden – das Internet, wie wir es kennen, ist ein unabdingbarer Faktor unseres Alltags und unserer Realität geworden. Facebook, Google, Twitter und Konsorten sind heute ein politisches Tool, das den Lauf der Welt maßgeblich beeinflusst.

Billige Arbeiter bestimmen die Inhalte

In ihrer Doku "The Cleaners" beleuchten die deutschen Multimedia-Künstler und Filmemacher Hans Block und Moritz Riesewick den gigantischen Apparat, der in der Welt hinter unseren Bildschirmen werkt, von einer bisher völlig unbekannten Seite. Die Art, wie Zensur auf Social Media unser Denken, Fühlen und Handeln beeinflusst. Und die Leute, die dahinter stecken.

Es heißt oft: Das Internet vergisst nicht. Oder: Was einmal im Internet ist, bleibt für immer im Internet. Die titelgebenden "Cleaners" sorgen dafür, dass eben das nicht stimmt. Zehntausende Menschen – vor allem Billigarbeitskräfte auf den Philippinen – gehören dazu. Ihr Job besteht aus nichts anderem, als tagtäglich gemeldete Inhalte durchzugehen und zu entscheiden, ob sie bleiben dürfen oder gelöscht werden müssen.

Trumps Penis kann traumatisieren

Die Doku zeigt die Arbeitsweise dieser Menschen und lässt auch Einblicke in deren Freizeit, Alltag und vor allem Psyche zu. Was stellt es mit einer Person an, die jeden Tag acht bis zehn Stunden lang mit Kinderpornos, grausam verstümmelten Leichen, Tiersex, Donald Trumps Penis und Enthauptungs-Videos konfrontiert wird? Schafft man es, unter diesen Umständen emotionalen Abstand zu halten? Verliert man den Glauben an das Gute im Menschen?

Weil sozial mehr Spaß macht!

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Die im "The Cleaners" gezeigten jungen Frauen und Männer sind grundverschiedene Individuen. Eines haben sie dennoch alle gemein: Die Abhängigkeit von einer sicheren Arbeitsstelle in der ökonomischen Unsicherheit eines Landes, das von Korruption und Armut beherrscht wird.

Doch der Film dringt noch weit tiefer in die Materie ein. Die Cleaners sind nur das schlecht bezahlte, auswechselbare Bodenpersonal einer Maschinerie, die bewusst das Weltgeschehen durch taktische Ausgabe von Informationen lenken kann. Was wir hierzulande auf Facebook sehen, ist etwa nicht das, was unsere Freunde in der Türkei liken und sharen können.

Die Schattenseiten des Fortschritts

Ehemalige hochrangige Mitarbeiter der größten Tech-Firmen der Welt kommen in der Doku ebenso zu Wort, wie politische Aktivisten, Ethik-Professoren und Journalisten aus Gegenden, die von der offiziell staatlichen und der inoffiziellen Social-Media-Zensur direkt betroffen sind.

Wo aber beginnt Zensur und wo hört Meinungsfreiheit auf? "The Cleaners" ist ein bedrückendes Dokument der Schattenseiten, die technischer Fortschritt, Informationsüberfluss und gefährliche Machtgebilde mit sich bringen. (ben/Tilllate)