Nach der Premiere

"Jedermann"-Star: "Meine einzige Droge ist die Zigarre"

Philipp Hochmair ist schwer zu fassen. Sein Spiel ist intensiv, Angepasstsein liegt dem Festspiel-Star nicht. Warum, verrät er in seinem neuen Buch.
21.07.2025, 16:44
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Das beliebte Salzburger Lokal "Resch und Lieblich", gleich ums Eck vom Festspielhaus, musste einen Tag nach der "Jedermann"-Premiere am 19. Juli geschlossen bleiben. Die Gäste, die nach der offiziellen Premieren-Feier dorthin weiterzogen, hatten offenbar den gesamten Alkoholbestand ausgetrunken, heißt es. Zum zweiten Mal in Folge gibt Philipp Hochmair heuer wieder die Hauptrolle im Hofmannsthal-Klassiker. Der schuhfeindliche Schauspieler hat wenige Tage vor der Wiederaufnahme des Stücks nun auch eine Biografie auf den Markt gebracht. In "Hochmair wo bist du?" gewährt er ganz private Einblicke in sein Familien- und Schauspiel-Leben.

Bevor der Wiener auf der Bühne bestach, war er Held und Vorbild seines drei Jahre jüngeren Bruders Max, mit dem er sich später auch gegen die wenig kunstsinnigen Eltern auflehnte. Hochmair wurde schon als Bub Ministrant, "weil ihn das Theatralische faszinierte", verrät Autorin Katharina von der Leyen in dem Buch, das sie gemeinsam mit dem 51-Jährigen geschrieben hat. "Die Eltern fürchteten sich vor dem Freiheitsbedürfnis ihres älteren Sohnes, der ständig versuchte, aus dem 'Funktionieren-Müssen' auszubrechen."

"Habe große Sehnsucht nach Bindung"

Goethes "Totentanz" war "mein Coming-Out", verrät der "Vorstadtweiber"-Darsteller, als er das erstmals mit 16 Jahren auf dem Schultisch stehend rezitierte. Erst als Hochmair mit 18 von daheim auszog und die familiäre Enge hinter sich ließ, konnte er sich als Künstler auf der Bühne und später auch auf der Leinwand so intensiv ausdrücken, wie man ihn heute kennt. Da fing seine "eigentliche Kindheit" an, betont er. Dass er mit seiner Art jedoch nicht nur berührt, sondern manchmal auch irritiert und verärgert, streitet der Bühnen- und TV-Star gar nicht ab. "Es fällt ihm grundsätzlich nicht leicht, sich unterzuordnen", weiß auch von der Leyen.

In seiner Biografie "Hochmair wo bist du?" teilt der Schauspieler (l.) Bilder aus Kindheitstagen. Mit seinem jüngeren Bruder Max (r.) war Philipp Hochmair besonders eng.
Archiv Philipp Hochmair/Brandstätter Verlag

"In der Unterordnung passiert ja nichts, in der Un-Ordnung dagegen entsteht Spannung", so Hochmair. "Das ärgert im ersten Moment vielleicht das Pflegepersonal, das ärgert die Pförtner, das ärgert auch den Intendanten – aber daraus entsteht Energie, und das Publikum spürt das". Über seinen Wunsch nach Unabhängigkeit und Freiheit sagt er in seiner Biografie: "Ich kann mich nicht so takten, wie es gewünscht ist, aber ich bin sehr verbindlich. Ich habe, glaube ich, eine große Sehnsucht nach Bindung. Ich habe nur ein anderes Zeitgefühl, und wenn ein halbes Jahr vergeht, merke ich es manchmal nicht." Angst vor Misserfolgen will der 51-Jährige nicht kennen: "Fehler können köstlich sein."

Hochmair ist "Adrelanin-Junkie"

Hochmair "wurde immer wieder unterstellt, nur mithilfe irgendwelcher aufputschender Drogen sein unglaubliches Pensum zu erreichen", greift die Autorin ganz direkt Gerüchte im Buch auf. Der Schauspieler trinke nicht mal Kaffee und nur wenig Alkohol, "vor Drogen fürchtet er sich eher, weil er nicht gerne die Kontrolle abgibt." Viel eher sei der "Jedermann" ein "Adrenalin-Junkie". Hochmair selbst beschreibt seine Laster so: "Meine einzige Droge ist die Zigarre. Mein Geschenk. Ein schamanisches Tool, das mir hilft, die Welt ein bisschen auszublenden und mich auf höhere Ebenen zu fokussieren."

{title && {title} } sk,red, {title && {title} } Akt. 21.07.2025, 16:53, 21.07.2025, 16:44
Weitere Storys
Jetzt E-Paper lesen