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Jemen-Geisel Dominik N. ist wieder frei

Der am 21. Dezember 2012 im Jemen entführte Österreicher Dominik N. und zwei weitere finnische Geiseln wurden freigelassen.
Heute Redaktion
14.09.2021, 15:57

Der und zwei weitere finnische Geiseln wurden freigelassen.

Dominik N. und die zwei mit ihm entführten finnischen Geiseln wurden bereits am Mittwoch an die omanischen Behörden übergeben. Seit Mittwochabend ist Dominik in Wien. Der 26-Jährige ist wohlauf, aber von der Gefangenschaft schwer gezeichnet. Für seine Freilassung dürfte laut "Krone" ein Millionen-Lösegeld geflossen sein. Auch die Nachrichtenagentur Reuters berichtete von hohen Lösegeldzahlungen, Minister Spindelegger dementiert jedoch.

Die zwei finnischen Geiseln wurden ebenfalls nach Wien gebracht. Alle drei werden im Heeresspital in Wien-Stammersdorf behandelt. Bundeskanzler Werner Faymann und Vizekanzler Michael Spindelegger zeigten sich in einer Aussendung erleichtert. Der Österreicher sei den Umständen entsprechend in einem "guten gesundheitlichen Zustand".

Sultan von Oman half

"Dominik N. wurde zuletzt im Oman von einem österreichischen Team versorgt. Er wurde heute gemeinsam mit den beiden Finnen nach Österreich ausgeflogen und wird derzeit medizinisch und psychologisch betreut", erklärte Faymann. "Wir haben alle uns zur Verfügung stehenden politischen Kanäle und diplomatischen Möglichkeiten genützt, um konsequent in Richtung einer Lösung dieses Falles zu arbeiten", betonte Spindelegger.

"Dieses Ziel haben wir erreicht. Einer dieser Kanäle hat sich als erfolgreich erwiesen. Mit persönlicher Unterstützung seiner Majestät, des Sultans von Oman, Sultan Qaboos bin Said Al Said und seiner Regierung ist uns die Freilassung geglückt", dankte der Vizekanzler dem Sultan.

Identität der Finnen nun bekannt

Der finnische Rundfunk YLE hat am Donnerstag die Identität der beiden entführten Finnen veröffentlicht. Bei den beiden Finnen handelt es sich um den Armee-Oberleutnant Atte K. und seine Ehefrau Leila, selbst Reserve-Offizierin und Angestellte des finnischen Mineralölkonzerns Neste.

Die finnischen Medien hatten die Personenangaben auf Ersuchen der Behörden zurückgehalten, um den Entführern keine Informationen zu geben, die den "Wert" der Geiseln gesteigert oder deren Sicherheit zusätzlich gefährdet hätten. Laut Armeeangaben hatte die Teilnahme an einem Sprachkurs in Sanaa nichts mit Atte K.s Eigenschaft als Offizier zu tun.

Seit Dezember in Geiselhaft

N. war am 21. Dezember gemeinsam mit einem Paar aus Finnland mitten in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa verschleppt worden. Ende Februar war ein Video aufgetaucht, in dem der Österreicher unter vorgehaltener Waffe an die Republik und andere Staaten gerichtete Geldforderungen vorbrachte.

Entführungsfälle von Österreichern - Bitte umblättern

In politisch brisanten Regionen der Welt kommt es immer wieder zu Entführungen westlicher Touristen, Geschäftsleuten und Journalisten. Im Folgenden ein Überblick über Ereignisse der vergangenen Jahre, in die Österreicher involviert waren.

27. Februar 1998: Nach fast zwei Wochen in der Gewalt von Geiselnehmern im westafrikanischen Sierra Leone kommen fünf europäische Missionare, unter ihnen der Vorarlberger Arzt Andreas Erhard (36), wieder frei. Die Entwicklungshelfer des Ordens der Barmherzigen Brüder waren am 14. Februar aus ihrem Spital in Lusar verschleppt worden. Die Entführung ereignete sich zwei Tage nach dem Sturz der Militärjunta.

23. April 2001: Eine Geiselnahme pro-tschetschenischer Rebellen in einem Istanbuler Luxushotel geht noch am gleichen Tag ohne Blutvergießen zu Ende. Die bewaffneten Kidnapper lassen die 120 Menschen in ihrer Gewalt - unter ihnen auch bis zu acht Österreicher - nach fast zwölf Stunden frei und ergeben sich der Polizei.

13. Mai 2003: Alle zehn in der algerischen Sahara entführten Österreicher werden nach fast zwei Monaten aus der Hand ihrer Geiselnehmer - der Salafisten-Gruppe für Predigt und Kampf (GSPC) - befreit und kehren nach Österreich zurück. Gemeinsam mit den acht Salzburgern und zwei Tirolern kommen sechs Deutsche und ein Schwede frei. Damit befinden sich noch 15 der ursprünglich insgesamt 32 entführten Europäer in der Gewalt von Geiselnehmern. Bei ihnen handelt es sich um zehn weitere Deutsche, vier Schweizer und einen Niederländer. Sie kommen Mitte August 2003 frei, eine deutsche Geisel überlebt die Strapazen nicht.

13. Juli 2005: Ein im Gaza-Streifen entführter Österreicher und ein Brite werden nach wenigen Stunden wieder freigelassen. Der Steirer Volker Mitterhammer, der für eine Tiroler Firma als Ingenieur für Wasseraufbereitungsanlagen arbeitet, war gemeinsam mit seinem britischen Kollegen von zwei Personen in ein Auto gezerrt und in das Flüchtlingslage Al Bureij gebracht worden. Beide Männer werden freigelassen, nachdem hohe palästinensische Offizielle einschreiten.

24. Dezember 2005: Während einer ganzen Serie von Einführungen von Ausländern im Jemen geraten auch die beiden österreichischen Architekten Barbara Meisterhofer (31) und Peter Schurz (52) in die Hände von Geiselnehmern. Nach wenigen Tagen kommen sie nach Verhandlungen zwischen Stammesführern und der Zentralregierung in Sanaa am 24. Dezember unversehrt wieder frei.

4. April 2006: Die Leichen der seit Jänner 2006 vermissten österreichischen Touristen Peter Kirsten Rabitsch (28) und Katharina Koller (25) werden in der bolivianischen Hauptstadt La Paz gefunden. Sie waren von Kriminellen entführt, ausgeraubt und ermordet worden. Das auf Weltreise befindliche Wiener Paar war von der bolivianischen Stadt Copacabana am Titicacaca-See kommend, am 26. Jänner in La Paz verschwunden. Im August 2006 werden die mutmaßlichen Mörder gefasst und ein Jahr später zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

16. November 2006: Der 25-jährige Oberösterreicher Bert Nussbaumer wird gemeinsam mit vier US-Bürgern und neun ortsansässigen Mitarbeitern der US-Sicherheitsfirma Crescent Security im Irak entführt. Nach ersten Video-Botschaften, die die Entführer den Behörden bzw. Medien zuspielen, gab es monatelang kein Lebenszeichen der Geiseln mehr. Im März 2008 werden mehrere Leichen im Irak gefunden. Eine davon wird in den USA als Bert Nussbaumer identifiziert.

 Februar 2008:  Zwei Touristen aus Österreich - die Halleiner Wolfgang Ebner (51) und Andrea Kloiber (43) - werden im tunesisch-algerischen Grenzgebiet gekidnappt und in den Norden Malis verschleppt. Die beiden Österreicher befinden sich 252 Tage lang in Geiselhaft des nordafrikanischen Zweigs des internationalen Terrornetzwerks Al-Kaida "Al-Kaida im islamischen Maghreb" (AQMI). Nach langen Verhandlungen gibt das Außenministerium in Wien Ende Oktober ihre Freilassung bekannt.

 Jänner 2012 : Bei einem  Überfall auf europäische Touristen im Nordosten Äthiopiens werden fünf Menschen getötet. Bei einem Opfer handelt es sich um einen Österreicher. Bei den Tätern soll es sich der Landesregierung zufolge um von der eritreischen Regierung ausgebildete Banditen gehandelt haben. Eritreische Diplomaten weisen diese Vorwürfe zurück.

21. Dezember 2012: Der 26-jährige Dominik N., der in Jemens Hauptstadt Sanaa einen Sprachkurs macht, wird - gemeinsam mit einem finnischem Paar - von jemenitischen Stämmen entführt. Später werden sie nach unbestätigten Berichten an das Terrornetzwerk Al-Kaida verkauft. Für das Außenministerium in Wien sind unterdessen "alle Szenarien möglich".

17. Jänner 2013: Ein 36-jähriger Niederösterreicher wird auf einem Ölfeld in Algerien an der Grenze zu Libyen entführt. Insgesamt halten die Geiselnehmer mehr als 40 Personen fest. Die Tat sei eine Reaktion auf den "Kreuzzug der französischen Truppen" in Mali, so die offizielle Erklärung der Islamisten. Mittlerweile ist ein Video aufgetaucht, welches den im Jemen verschleppten Österreicher zeigt. In dem Video appelliert der Österreicher, dessen Identität laut Jouni Molsa vom finnischen Außenministerium und von den österreichischen Behörden bestätigt wurde, unter anderem an die Regierungen Jemens, Österreichs und an die EU, die Lösegeldforderungen der Entführer zu erfüllen. Andernfalls würden ihn die Kidnapper sieben Tage nach der Publikation des Videos töten. Das Video wurde offenbar am 21. Februar (vergangenen Donnerstag) online gestellt.

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