Oscar Piastri schwitzte in der katalanischen Hitze, Lando Norris warf bange Blicke in den Rückspiegel - und Max Verstappen schimpfte in einer dramatischen Schlussphase wild vor sich hin: McLaren hat mit einem Doppelsieg in Barcelona seine Dominanz auch beim Großen Preis von Spanien fortgesetzt, Verstappen und Red Bull lieferten mit starker Strategie und perfekter Fahrt lange Zeit einen harten Kampf. Nach einem späten Safety Car und einer Zehn-Sekunden-Strafe fiel der Weltmeister aber noch auf Rang zehn zurück. Charles Leclerc im Ferrari und Mercedes-Pilot George Russell profitierten und holten die Ränge drei und vier.
Piastri feierte letztlich seinen ersten Sieg seit einem Monat und sendete damit wieder ein Zeichen der Stärke im Titelduell mit Norris. Der Australier hat nun zehn Punkte Vorsprung auf den Engländer. Weiter geht es für die Formel 1 am 15. Juni in Kanada.
Lange setzte Max Verstappen die überlegenen McLarens unter Druck. Eine späte Safetycar-Phase sollte sein Rennen vemiesen. Red Bull zog ihm die in Barcelona unliebsame, weiße Reifenmischung auf. Der Weltmeister hatte vor dem Restart Probleme, die Reifen auf Temperatur zu bringen. Über Funk beschwerte er sich, warum ihm die weißen Reifen zugemutet wurden.
Dann krachte es. Erst lenkte Charles Leclerc in Verstappen, nachdem dieser seinen Boliden mit Müh und Not vor dem Dreher gerettet hatte. Verstappen schimpfte über Funk: "Er ist einfach auf der Geraden in mich reingefahren. Das muss eine Strafe geben!"
Dann musste der Niederländer für sein Ausweichmanöver direkt danach die Position an Mercedes' George Russell zurückgeben. Stattdessen lenkte er wiederum direkt in den Silberpfeil rein. Ein Manöver, für das er eine Zehn-Sekunden-Strafe kassierte und auf Rang zehn zurückfiel.
RB-Motorsportberater Helmut Marko: "Der Reifen war in der Aufwärmung eine Katastrophe. Dann kam es zu Szenen. Dass Max frustriert und teilweise aggressiv reagiert, ist verständlich. Dass man dann zehn Sekunden bekommt, ist bitter."
Marko weiter: "Er hat Emotionen gezeigt. Diese Zweikämpfe waren schon etwas hart. Aber ich habe sie in der Wiederholung noch nicht gesehen. Also möchte ich da noch kein Urteil abgeben."
Zwei Themen beschäftigten das Feld, kurz bevor die roten Ampeln ausgingen: Zum einen die große Hitze vor den Toren Barcelonas, die Streckentemperatur betrug 50 Grad. "Da wird sich alles um die Reifen drehen", sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko bei Sky daher, "es ist der heißeste Tag der Woche. Und die Hitze ist auf der Seite von McLaren."
Zum anderen war aber der Start ein großes Thema, die erste Hürde für alle Piloten. Beinahe 600 Meter sind es in Barcelona von der Linie bis zur ersten Kurve - wer auf den ersten Metern schlecht wegkommt, bezahlt daher meist teuer dafür. Verstappen hatte daher besonderes Augenmerk auf den Rennbeginn gelegt, der Start sei "Time to shine", sagte er. Und der Weltmeister war einer der Hauptdarsteller, kam gut weg und schob sich gleich an Norris vorbei auf Rang zwei.
An der Spitze baute sich Piastri recht mühelos ein Polster von etwa vier Sekunden auf, dahinter wies die McLaren-Box Norris an, Verstappen unter Druck zu setzen. "Im Vergleich zu denen habe ich keinen Grip", funkte der Weltmeister bereits mit Blick auf die McLaren, fünf Runden später ging Norris aus dem Windschatten vorbei.
Doch Red Bull hatte mit diesem Szenario gerechnet und sich für eine aggressive Drei-Stopp-Strategie entschieden: Sehr früh ging Verstappen an die Box, nahm erneut die weichen, schnellsten Reifen und machte in der Folge viel Zeit gut. Beide McLaren kamen erst nach einem Drittel des Rennens zum ersten Stopp und lagen nun erstmal wieder hinter Verstappen.
Der Niederländer nahm seinen zweiten Stopp kurz vor der Rennhalbzeit, war mit den frischen Reifen nun mit Abstand Schnellster im Feld - es war durch die unterschiedlichen Strategien jetzt ein Fernduell mit den McLaren, Verstappen war im Schnitt etwa eine Sekunde schneller und sorgte für nervöse Funksprüche bei der Konkurrenz.
Etwa gleichzeitig kam das Trio dann zum nächsten Reifenwechsel, Verstappen kam Norris in dieser Phase ganz nahe - McLaren schien den Angriff damit aber erfolgreich abgewehrt zu haben. Eine Safety-Car-Phase zehn Runden vor Schluss sorgte aber für neue Ungewissheit. Alle holten noch einmal neue Reifen, alle rückten nah zusammen. Der Restart gelang dann dem McLaren-Duo besser, Verstappen dagegen fiel hinter Charles Leclerc zurück und wurde dann für ein hartes Manöver gegen Russell bestraft.