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Jetzt starten Ärzte Protest gegen den 12-Stunden-Tag

Die Kritik an den Plänen der ÖVP-FPÖ-Regierung zum 12-Stunden-Tag reißt nicht ab. Jetzt beteiligen sich Ärzte am Protest dagegen.

Heute Redaktion
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Protestaktion gegen den 12-Stunden-Tag.
Protestaktion gegen den 12-Stunden-Tag.
Bild: picturedesk.com

"Das ist pures Gift für die Gesundheit der ArbeitnehmerInnen", sagt der Vorsitzende der ARGE-ÄrztInnen im ÖGB, Johann Sipötz. Die ARGE-ÄrztInnen ruft daher zur Teilnahme an der ÖGB-Demonstration am Samstag in Wien auf. Bei dieser werden mehrere Zehntausend Menschen erwartet, sie startet um 14 Uhr am Westbahnhof. Teilnehmer reisen aus allen Bundesländern an.

Die gesundheitlichen Auswirkungen des 12-Stunden-Tags wie höheres Risiko für Bluthochdruck, Herzinfakt bis hin zu psychischen Erkrankungen seien laut ARGE-Ärzte in zahlreichen wissenschaftlichen Studien bewiesen. Sipötz: "Was mich besonders ärgert, ist die Argumentation der Arbeitgeber. Einerseits wollen sie krankmachende Arbeitszeiten, andererseits beklagen sie das ungesunde Leben ihrer Beschäftigten."

"Schwarz-blau träumt von WhatsApp-Familie"

"Wir unterstützen den ÖGB bei allen geplanten Aktivitäten zur Verhinderung des 12-Stunden-Arbeitstags. Wir werden diesen Rückschritt, der uns in der gesellschaftlichen Entwicklung um 100 Jahre zurückwirft, nicht widerstandslos hinnehmen", sagt auch die Arbeits- und Sozialsprecherin der Liste Pilz, Daniela Holzinger. "Schwarz-blau träumt offenbar von einer 'WhatsApp'-Familie, die nur noch im virtuellen Raum miteinander kommuniziert", so Kinderrechtesprecher Sebastian Bohrn Mena.

Laut Österreichischer Gewerkschaftsjugend werde die Maßnahme auch rund 40.000 Lehrlinge treffen. "Für jugendliche Lehrlinge gibt es zwar ein spezielles Schutzgesetz, das gilt aber nicht für Lehrlinge ab 18 Jahren", so Vorsitzende Susanne Hofer. Es sei völlig unverständlich, "wie Kanzler Kurz, Vizekanzler Strache und die FPÖ-Sozialministerin an den Lebensrealitäten der Österreicherinnen und Österreicher vorbei arbeiten", sagt SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch. Wie wenig diese Bundesregierung für die Menschen in diesem Land übrig habe, zeige sich laut Muchitsch auch am Umgang mit Arbeitslosen.

"Husch-Pfusch-Gesetz durchpeitschen"

Die SPÖ selbst kann nicht nachvollziehen, warum die Arbeitszeit-Regelung überhaupt neu umgesetzt werden muss. Schon jetzt sei es in bestimmten Fällen möglich, dass Beschäftigte 12 Stunden pro Tag arbeiten können, aber nicht müssen – jene Freiwilligkeit, auf die die Regierung nun im neuen Plan verweist. Die SPÖ will die geltenden Arbeitszeit-Regelungen beibehalten und die erlaubte Höchstarbeitszeit nicht generell auf 12 Stunden pro Tag und 60 Stunden pro Woche ausweiten.

Enttäuscht reagierten NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker und NEOS-Abgeordnete Karin Doppelbauer auf die ausbleibende Teilnahme von Vertretern der Regierungsfraktionen am NEOS-Gipfel zur Arbeitszeitflexibilisierung. "Diese totale Gesprächsverweigerung der Regierungsfraktionen zeigt einen Hochmut, der letztendlich der Sache schadet. Wir NEOS wollten mit diesem Gipfel alle parlamentarischen Player an einen Tisch holen um zügig, fair und vernünftig eine möglichst breite Lösung für eine Arbeitszeitflexibilisierung zu finden. Mit ihrem bisherigen Vorgehen will die Regierung ja nur ein Husch-Pfusch-Gesetz durchpeitschen."

Scharfe Zurückweisung von Kanzler-Sager

Von Regierungsseite dürfte man den heftigen Protest unterschätzt haben – oder glaubt einfach nicht daran, dass die Pläne derart stark in der Kritik stehen. ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz hatte im Ministerrat sogar angedeutet, die Arbeiterkammer übernehme Reise- und Hotelkosten für Demonstranten. Die Arbeiterkammer stellte klar: "Reise- und Hotelkosten für DemonstrationsteilnehmerInnen werden von der AK nicht übernommen. Inhaltlich aber unterstützt die AK die Gewerkschaft beim Kampf gegen den 12-Stunden-Tag auf voller Linie: Denn das geplante Gesetz kostet die Menschen in Österreich Familienleben und Freizeit, Gesundheit und Geld." (red)