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Jochen Schweizer: "Du bist, was du erlebst"

Heute Redaktion
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Bild: Die Höhle der Löwen/VOX

Ehemaliger Extremsportler, Wegbereiter des Bungee Jumpings und heutiger Erlebnis-Anbieter, Jochen Schweizer, im Gespräch mit "Heute.at" über Angst, seine neuen Pläne, Freizeittrends und einen Abenteuerflug, dem er sich in Zukunft stellen will.

Ehemaliger Extremsportler, Wegbereiter des Bungee Jumpings und heutiger Erlebnis-Anbieter, Jochen Schweizer, im Gespräch mit "Heute.at" über Angst, seine neuen Pläne, Freizeittrends und einen Abenteuerflug, dem er sich in Zukunft stellen will.

Wohin entwickelt sich die Freizeitgesellschaft? Welche Trends verfolgen die Österreicher, wenn sie nicht gerade arbeiten? "Heute.at" fragte den großen Vorreiter in Sachen Freizeitgestaltung, Jochen Schweizer, der online zum Genießen und Verschenken anbietet.

"Heute": Wohin entwickelt sich die Gesellschaft im Hobby-Bereich?

Jochen Schweizer: Wenn man von einem Trend sprechen kann, ist es jener zu mehr individuellen Erlebnissen. Gerade in weitentwickelten Ländern mit hedonistischer Kultur sind die Grundbedürfnisse weitgehend erfüllt. Individuelle Erlebnisse stehen an der Spitze der Bedürfnis-Pyramide. Es geht gar nicht mehr darum, was man hat, sondern was man tut. Deshalb bin ich der Meinung: Du bist, was du erlebst.

 

"Heute": Gibt es in Bezug auf Österreich einen bestimmten Trend?

Schweizer: Die Europäer sind sich ähnlich, auch wenn Österreicher besser Skifahren können. (lächelt) Der Trend zu individuellen Erlebnissen ist überall gleich. Ich bin a halberter Österreicher, denn ich habe meinen Zweitwohnsitz in Leogang im Salzburger Land. Dort gibt es übrigens die längste und schnellste Flying-Fox-Anlage. Man fliegt 140 Meter hoch über dem Wald 1,6 Kilometer weit und 130 Stundenkilometer schnell.

 

"Heute": Sie waren einer der ersten, der Erlebnisurlaub angeboten hat – wie wirkt sich die Konkurrenz auf Ihr Angebot aus?

Schweizer: Die Tatsache, dass uns Mitbewerber folgen, empfinde ich als Kompliment. Das spricht ja nur für das Original. Ich beobachte die Entwicklungen aber nicht sehr genau. Wir gehen unseren Weg weiter. Wir sind Marktführer im deutschsprachigen Raum. Andere Anbieter kommen und gehen. Aber fest steht: Wir haben zwei unterschiedliche Kundengruppen mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Zentrale Frage der einen Kundengruppe ist: "Was verschenke ich?". Die Frage der anderen Kundengruppe ist: "Was unternehmen wir morgen, was am Wochenende?" Es braucht nicht nur die Vorschläge, sondern auch eine ausgefeilte Realzeit-Buchungstechnologie. Man kann bei uns einen Fallschirmsprung verbindlich für einen Termin buchen, wie bei einem Theaterticket. So ein breit aufgestelltes Angebot sofort buchbarer Erlebnisse haben nur wir. Derzeit sind 60 Prozent der Erlebnisse als Gutschein verschenkbar und gleichzeitig für Selbst-Erleber zum konkreten Termin buchbar. Und zwar ohne aufwändige Abstimmung des Termins mit dem Erlebnispartner. Mit unserer JS-Now App, die wir in Kürze launchen, wollen wir eine Abdeckung von 80 Prozent erreichen.

"Heute": Welchem Erlebnis im Portfolio von Jochen Schweizer, das Sie noch nie selbst ausprobiert haben, würden Sie sich gerne stellen?

Schweizer: Ich habe 500 Erlebnisse selbst ausprobiert, das sind viele. Ein Survival-Training am Watzmann habe ich aber zum Beispiel noch nicht gemacht.

 

"Heute": Die Jochen Schweizer Erlebniswelt soll im Jahr 2016 im Süden Münchens eröffnen. Was erwartet die Besucher dort?

Schweizer: Der Baubeginn steht kurz bevor. Die Surfwelt und die Flugwelt sind die beiden Highlights - eine Indoor-Skydiving-Anlage für Body Flying und eine stehende Indoor-Welle zum Surfen. Ich habe vor fünf Jahren den ersten Einkreis-Windkanal (Simulation des freien Falls, Anm.) gebaut. In einem Joint Venture mit der Airbus Group baue ich jetzt den modernsten Windtunnel der Welt.

Seite 2: Über Felix Baumgartner und den Traum vom Flug ins Weltall

"Heute": Wie wirkt sich das gesteigerte Umweltbewusstsein auf das Freizeitverhalten aus?

Schweizer: Unsere Partner halten sich an unser Motto: "Wenn du dich in der Natur bewegst, hinterlasse möglichst keine Spuren." Viele Erlebnisse finden draußen in der Natur statt, vom Eisfischen bis zur Übernachtung im Iglu.

 

"Heute": Sie haben sich einst als Stuntman in große Gefahr begeben, haben Rekord-Bungee-Sprünge absolviert. Wie haben Sie den Rekordsprung von Felix Baumgartner miterlebt?

Schweizer: Sowohl im TV, als auch im Internet. Mir ist aufgefallen, dass der Sprung im Fernsehen um eine halbe Minute zeitverzögert gesendet wurde, im Internet nicht. Vermutlich hätte der Sender abgebrochen, wenn Felix etwas passiert wäre. Ich kenne solche Situationen, kann mich gut in Felix Baumgartner reinversetzen und beglückwünsche ihn, dass er das durchgesetzt hat. Dass eine Brause (Red Bull, Anm.) damit warb, ist eine andere Geschichte (lacht). Das finde ich aber nicht schlimm, da die Aktion ja jemand finanzieren musste.

 

"Heute": Haben Sie schon über Flüge in den Weltraum nachgedacht?

Schweizer: Auf gibt es bereits einen Flug in die Stratosphäre (für 19.900 Euro, Anm.). Ich würde aber gerne einmal einen Flug in das All erleben.

"Heute": Sie haben sich schon vielen Herausforderungen und gefährlichen Situationen gestellt. Wann haben Sie das letzte Mal Angst verspürt?

Schweizer: Angst ist nicht ein Gefühl, dass bei mir besonders ausgeprägt ist. Ich habe eher Respekt vor der Natur und den Gesetzen der Physik. Unlängst hatte ich einen Adrenalinschub, als es in "Die Höhle der Löwen" (Sendung, in der Start-Up-Unternehmer um Investoren wie Jochen Schweizer ringen, Anm.) einen Pitch um einen Gründer gab. Wie kann ich diesen Gründer dazu bringen, dass er mir vertraut und mich aussucht?

 

"Heute": Was würden Sie jungen Startup-Unternehmern empfehlen?

Schweizer: Es gibt ein paar Grundlagen, die man auf meiner Seite zur Sendung genauer nachlesen kann. Die wichtigste Voraussetzung ist aber, dass man bereit ist, sich anzustrengen, eine Stunde früher aufzustehen als die anderen und die Extrameile zu gehen.