Politik

Juden wollen Holocaust-Gedenkfeier boykottieren

Heute Redaktion
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Am 27. Jänner wird weltweit der Befreiung des KZ Auschwitz gedacht. Die Israelitische Kultusgemeinde Wiens wird diese boykottieren – aus Protest gegen die FPÖ.

Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), hat in einem Interview mit der israelischen Zeitung "Makor Rishon" angekündigt, die Holocaust-Gedenkzeremonien am 27. Jänner boykottieren zu wollen – sollten seitens der Bundesregierung Minister der FPÖ ebenfalls daran teilnehmen.

"Wenn Minister der Freiheitlichen anwesend sind – und ich bin sicher, dass sie das sein werden – werde ich nicht imstande sein, ihnen die Hand zu reichen", wird Deutsch auch im jüdisch-schweizerischen Wochenmagazin "Tacheles" zitiert. "Das heißt, dass die jüdische Gemeinde nicht teilnehmen wird."

Der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust wurde am 27. Januar 2005 von den Vereinten Nationen zum Gedenken an den Holocaust und den 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau eingeführt und wird seitdem alljährlich von jüdischen Gemeinden zelebriert.

Kein Kontakt zur FPÖ

Erst am vergangenen Dienstag (9. Jänner) hatte der Kultusvorstand der IKG einstimmig beschlossen, weiterhin keine Kontakte zur FPÖ aufzunehmen: "Die IKG Wien unterhält weiterhin keine politischen Kontakte zu Vertretern der FPÖ, auch nicht zu Regierungsmitgliedern, die dieser Partei angehören. Die Beziehungen zu den Ministerien, die unter der Verantwortung von FPÖ-Vertretern stehen, werden nur im Anlassfall und nur auf Beamtenebene geführt", heißt es in einer Aussendung.

Kritisiert wird unter anderem, dass ein beträchtlicher Anteil der Parteifunktionäre "Mitglieder deutschnationaler Burschenschaften" seien. Zudem unterstütze die Partei das "revisionistische Magazin ' Aula'", in welchem KZ-Überlebende als "Landplage" und "kriminell" diffamiert würden.

"Die IKG Wien setzt mit diesem Beschluss ihre kritische Haltung gegenüber der FPÖ fort. Diese Position wird unter anderem von der jüdischen Gemeinde in Deutschland, Frankreich, dem European Jewish Congress, dem World Jewish Congress, dem Dachverband der nordamerikanischen jüdischen Gemeinden sowie offiziellen Vertretern des Staates Israel in Form ähnlicher Beschlüsse bekräftigt", wird abschließend mitgeteilt. (rcp)