Julian Nagelsmann tankte über Weihnachten im Kreise der Familie Kraft für die großen Herausforderungen. Der Bundestrainer will schließlich auf seiner "Route 26" im kommenden Jahr zum fünften Stern rasen - die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. In der ersten Januarhälfte wird der Deutsche Fußball-Bund (DFB) seine "Oase" in den USA präsentieren, aktuell werden die letzten Fragen geklärt.
"Wir sind hinsichtlich der Planungen schon relativ weit fortgeschritten und hoffen, dass wir das Quartier bekommen, das wir gerne haben möchten", verriet Sportdirektor Rudi Völler in der Welt am Sonntag. Derzeit laufen noch Gespräche mit dem Weltverband FIFA, der ins Auge gefassten Kleinstadt und dem Betreiber der Hotelanlage. "Es ist wichtig, eine Wohlfühlatmosphäre zu haben", betonte Präsident Bernd Neuendorf.
Die Unterkünfte im tristen Watutinki (2018) und im abgelegenen Zulal Ressort in der Wüste Katars (2022) haben bei den vergangenen beiden Weltmeisterschaften zum blamablen Vorrunden-Aus beigetragen. Dieser Fehler soll sich nicht wiederholen, doch aufgrund der großen Entfernungen in den USA, Mexiko und Kanada warten einige Herausforderungen auf den DFB-Tross.
Man könne zwar davon ausgehen, "dass wir bei der Suche nach dem besten Quartier auch Erfahrungen aus der Vergangenheit berücksichtigt haben", sagte Völler und betonte: "Unabhängig vom Quartier ist allerdings klar, dass wir fliegen müssen und lange An- und Abreisen haben werden, das lässt sich nicht vermeiden."
Spätestens seit der Auslosung, die dem viermaligen Weltmeister Außenseiter Curacao, Afrikameister Elfenbeinküste (Côte d'Ivoire) und Ecuador als Gruppengegner bescherte, tüftelt Nagelsmann an seinem Masterplan für die Erfüllung des amerikanischen Traums. "Jede Mannschaft, die mitspielt, hat den Drang und die Lust, das Turnier zu gewinnen", sagte der Bundestrainer: "Ich verspreche, dass wir gut drauf und in guter Verfassung sein werden."
Um sich nach einer holprigen Qualifikation bis zum Turnier (11. Juni bis 19. Juli) in Bestform zu bringen, bleibt nicht viel Zeit. Am 27. März startet die DFB-Auswahl in Basel gegen Gastgeber Schweiz ins WM-Jahr, drei Tage später kommt es in Stuttgart zum Duell mit Ghana. Im Mai wird Nagelsmann seinen 26er-Kader berufen, ehe es nach dem Spiel gegen Finnland in Mainz (31. Mai) schon über den großen Teich geht. In Chicago steht am 6. Juni die WM-Generalprobe gegen die USA an.
Das Kader-Casting beginnt also unmittelbar nach der kurzen Winterpause, Nagelsmann und sein Trainerstab werden ab Januar ganz genau hinschauen. Schon jetzt stellen sich spannende Fragen. Findet die potenzielle Nummer eins Marc-André ter Stegen einen neuen Verein? Wie fit kommt Zauberfuß Jamal Musiala nach seiner schweren Verletzung zurück? Findet Künstler Florian Wirtz zurück zu seiner Bestform? Und was wird aus den Shootingstars Lennart Karl, Said El Mala und Assan Ouédraogo?
Völler machte den jungen Wilden WM-Hoffnungen. "Es geht nur über Leistung. Die haben sie bis jetzt gezeigt und sind in einem Hoch", sagte der Weltmeister von 1990 dem kicker: "Es wird auch Phasen geben, wo es nicht so läuft. Aber klar, alle drei haben etwas Besonderes in ihrem Spiel."
Außergewöhnliche Momente wird das DFB-Team auf seiner Titeljagd benötigen. Hitze, Reisestrapazen, starke Gegner - die Herausforderungen beim XXL-Turnier mit 48 Mannschaften sind vielfältig. Gut, dass Nagelsmann und Völler es im Jahresendspurt noch einmal etwas ruhiger angehen lassen. Der Sportdirektor etwa wird Silvester in seiner Herzensstadt Rom verbringen und "auf das neue Jahr anstoßen, das WM-Jahr". Was er sich sportlich wünschen wird, ist kein Geheimnis.
