Politik

Juncker: "Antisemitismus grassiert wieder in Europa"

Heute Redaktion
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Klare Worte fand Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker bei seinem Besuch im Wiener Stadttempel. Antisemitismus sei wieder auf dem Vormarsch, warnte er.

EU-Kommissionspräsident Juncker gastiert zur Zeit in Wien. Unmittelbar nach seinem Besuch bei Kanzler Kurz in dessen Kanzleramt ging es für Juncker dann weiter zum zweiten Termin - einem Besuch des Stadttempels, der Hauptsynagoge der österreichischen Juden im ersten Wiener Gemeindebezirk.

Besuch als Zeichen gegen Antisemitismus

Nach einer kurzen Führung durch die geschichtsträchtigen Räumlichkeiten der Synagoge, die der Präsident der israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, höchstpersönlich leitete, stellte sich Juncker den Fragen der anwesenden Journalisten.

Seinen Besuch der Synagoge will Juncker durchaus auch als politisches Zeichen gegen den Antisemitismus verstanden sehen, betonte Juncker gleich zu Beginn der Fragerunde. Denn dieser sei "überall in Europa" wieder am "grassieren" so Juncker.

Juncker wiederholte an dieser Stelle seinen Appell aus seiner Rede am Donnerstag anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Republik Österreich: "Wir müssen aufstehen und etwas gegen diese Entwicklungen machen, bevor es zu spät ist!"

Jean-Claude Juncker im Stadttempel Wien. (Video3)

Der EU-Kommissionspräsident sprach auch davon, wie sehr es ihn erschrecken würde, mit welcher Offenheit wieder antisemitische Handlungen und Aussagen überall in der EU getätigt werden würden. Er hätte sich "vor Jahren nie denken können", dass der Antisemitismus wieder "grassieren" würde, aber genau das geschehe momentan "überall in Europa", warnte der Kommissionspräsident. Auch in Österreich nehme "die Scheu" vor dem Antisemitismus wieder ab, deshalb habe er sich jetzt entschlossen mit seinem Besuch des Wiener Stadttempels "ein Zeichen zu setzen".

Junckers Warnung vor der "Gefahr von rechts"

Bei seinem gestrigen Besuch der Jubiläumsfeierlichkeiten der Republik Österreich verwies Juncker mehrmals auf eine "Gefahr von rechts", der man sich unbedingt entgegenstellen müsse, solange noch Zeit sei. "Heute" wollte wissen, ob Juncker auch die österreichische freiheitliche Partei dieser "Gefahr von rechts" zuordnen würde? "Ich mische mich nicht in parteipolitisches Geplänkel ein, das müssen sie selbst beurteilen".

Für ihn sei aber auch klar, dass man "all jenen Kräften, die sich in Sachen Antisemitismus besonders hervortun wollen" würden, auch gemeinsam bekämpfen müsse. Die Bundesregierung versichere ihm aber immer wieder, dass man hervorragende Kontakte zur jüdischen Community Österreichs pflegen würde und das sei alles, was er dazu sagen wolle, so Juncker.

Junckers Abschied vom Stadttempel. (Video3)

Kein Treffen mit FP-Politikern bei Wien-Besuch

Vertreter der FPÖ habe er auf jeden Fall keine getroffen, betonte Juncker. "Warum sollte ich auch?", zeigte sich Juncker verwundert über die entsprechende Frage eines Journalisten. Gab es also auch kein Treffen mit dem Vizekanzler? "Den Vizekanzler sehe ich so oder so immer wieder", so der Luxemburger.

Es habe ihn aber schon verwundert, dass er gestern nur so wenige Minister bei der Jubiläumsfeier der Republik gesehen habe: "Die gehören aber schon noch zur Republik, oder?" (mat)