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Junger Frau wachsen Haare aus dem Zahnfleisch

Heute Redaktion
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Noch vor ihrem 20. Geburtstag begannen die Probleme. Plötzlich wuchsen der jungen Frau kurze, dunkle Haare an Stellen, an denen sie niemand vermutet hätte.

Als die 19-Jährige ihrer ungewöhnlichen Behaarung nicht mehr selbst Herr werden konnte, suchte sie die Hilfe von Spezialisten. Erst durch eine Operation konnten die Wimpern-ähnlichen Zahnfleischhaare entfernt werden. Weil der Testosteron-Spiegel der Frau viel zu hoch war, wurde ihr zum Ausgleich die Antibabypille verschrieben. Die Behandlung zeigte Wirkung, jahrelang blieb die Patientin von dem ungewöhnlichen Leiden verschont – bis sie die Pille nach sechs Jahren wieder absetzte.

Bald begannen die Haare wieder zu sprießen, diesmal in noch größeren Mengen. Auch außerhalb des Mundraums, an Kinn und Hals, wies die mittlerweile 25-Jährige eine auffallende Behaarung auf. Wieder wurden die Härchen entfernt, waren jedoch bis zur Nachuntersuchung, die wegen Versäumnis der Patientin erst ein Jahr später stattfand, längst wieder nachgewachsen.

Unerwünschte Behaarung

Bei ihren Untersuchungen fanden die Mediziner allerdings heraus, dass ihre Patientin am sogenannten Polyzystischen-Ovar-Syndrom (PCOS) – eine der häufigsten Stoffwechselstörungen geschlechtsreifer Frauen. Hirsutismus (übermäßiger Haarwuchs) ist eines der Symptome von PCOS, führt allerdings in den meisten Fällen etwa nur zu einem leichten "Damenbart".

Wieso der Frau ausgerechnet im Zahnfleisch Haare wachsen, konnte bislang nicht geklärt werden, wie Zahnspezialistin Chrystyna Zhurakivska von der Universität Foggia (Italien) und ihr Team im Fachjournal "Oral Surgery, Oral Medicine, Oral Pathology, Oral Radiology" (OOOO) berichten.

Nur wenige Fälle bekannt

Demnach sind laut medizinischer Fachliteratur seit den 1960er Jahren auf der ganzen Welt nur fünf ähnliche Fälle bekannt geworden – aber keiner in diesem Ausmaß. Bei den anderen Patienten habe es sich durchweg um Männer gehandelt, zudem sei diesen auch nur ein einzelnes Haar im Mundraum gewachsen.

Eine mögliche Erklärung führen die Wissenschaftler aber ins Feld: Während der embryonalen Entwicklung werden die Schleimhäute des Mundes und die äußeren Hautzellen aus ähnlichem Gewebe gebildet. So komme es auch vor, dass Menschen (harmlose) Talgdrüsen, sogenannte Fordyce-Drüsen, auch im Mund besitzen. Über die genauen Mechanismen dahinter könne aber bestenfalls spekuliert werden.

Wie es ihrer Patientin aktuell geht, weiß nicht einmal Zhurakivska. Doch sollte sie sich an die Medikation halten, erwartet die Medizinerin, dass die Haare nicht zurückkehren werden.