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Känguru-Steak und Heuschrecken in Wien

Heute Redaktion
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Vor 27 Jahren eröffnete Berndt Querfeld eigentlich ein Bierlokal. Heute betreibt er der Stelle im Herzen von Wien ein australisches Pub mit Kängurufleisch und Heuschrecken. Ein Interview zum 20-jährigen Jubiläum.

Seit 20 Jahren sorgt das Crossfield's Australian Pub in der Maysedergasse 5 mit Kängurufleisch, Krokodil und vor allem Heuschrecken für Aufsehen im ersten Wiener Gemeindebezirk. Dabei fing die traditionsreiche Geschichte der Wiener Unternehmerfamilie Querfeld vor über 40 Jahren mit der Kaffeehauskultur an. Mit der Eröffnung eines Bierlokals wollte Berndt Querfeld ein neues Publikum ansprechen. Es kam aber alles anders und aus dem Querfeld wurde das Crossfield's, das seit Beginn von seiner Schwester Andrea Winkler geführt wird.

Zum Jubiläum verriet der heute dreifache Vater witzige Anekdoten aus der Entstehungszeit, seine Lieblingsspeise und welches Gericht auf der Crossfield's Karte er nicht essen möchte.

Wie wurde aus einem Bierlokal ein australisches Pub?

Meine Frau, zu dem Zeitpunkt noch Freundin, war damals ein Jahr in Australien, daher hatten wir ein bisschen Kontakt zur Australischen Botschaft in Wien. Irgendwann kam ein Flugzettel von einem Österreicher der exotisches Fleisch importierte und verkaufte, darunter Bärenfleisch, Kängurufleisch, Krokodilfleisch, Klapperschlange, Heuschrecken. Das fiel zufällig mit den Australian Open, der –australischen Tenniswochen im Jänner, zusammen. So entstand die Idee „Australian Open Foster's Beer & Kangaroo Steaks", die gut in unser Konzept passte, weil wir damals immer nationale Bierschwerpunkte hatten. Und es hat sich herausgestellt, dass „Foster's Beer & Kangaroo Steaks" besser ankamen als „Heineken Bier & Gouda Käse". Da haben wir beschlossen, wir machen ein australisches Pub mit allen Für und Wider.



Was für Wider gab es vor 20 Jahren?

Krokodil am Teller

Krokodilfleisch ist weiß (ähnlich wie Pute oder Huhn), fettarm und proteinreich. Die Zubereitung ist mit jener von Schwein oder Huhn vergleichbar.
Am besten schmeckt es in Marinade oder einer Sauce.

Krokodilsteak in Sojasoße und Zitrone
Das Krokodilfilet in 1 cm dicke Scheiben schneiden.
In eine Schüssel legen und mit Pfeffer aus der Mühle, sowie heller Sojasoße bedecken.
Abgedeckt 2 Stunden im Kühlschrank marinieren lassen.
Filetstücke herausnehmen, die restliche Sojasoße abschütten.
Butterschmalz in einer Pfanne erhitzen und die Filet-Scheiben darin anbraten.
Eine Zitrone auspressen und über das Filet geben.
Leicht einkochen lassen.
Fertig.
Dazu passen dick geschnittene Pommes Frites, Kroketten, Salat oder nur eine Scheibe Brot.

Krokodil Schnitzel
Alternativ kann man Krokodilfleisch auch paniert zubereiten (Mehl, Ei, Brösel) und in einem hochwertigen Speiseöl in der Pfanne backen.
Als Beilage eignen sich hierzu Bratkartoffeln von der Süßkartoffel oder ein Avocado-Erdäpfelsalat.

Damals gab es kein Internet, man konnte sich also googlen, sondern man hat eine ungefähre Vorstellung eines australischen Pubs und konnte sich einen Bildband kaufen. Es stellte sich die Frage: ‚Wie stellt sich ein Österreich ein australisches Lokal vor?'. Hier und auch in den Punkten Atmosphäre und Farbe holten wir uns Hilfe von Bühnenbildnern aus dem Volkstheater. Ein schwierige Sache, schließlich handelte es sich um Künstler, die bei jedem Arbeitsgespräch zwei Flaschen Rotwein genossen. Irgendwann meinten sie, wie brauchen altes Holz, also habe ich den Bauernbündler, eien Zeitung, gekauft und darin jemanden gefunden, der mir Bretter verkaufen wollte. Ich bin Freunden Richtung Haag gefahren und wir haben dort den halben Stadl inklusive dem Tor abgetragen. Die Tür kann man hier im unteren Bereich immer noch sehen.

Dann gab es auf meiner Australien-Reise irgendwo eine Tankstelle mit Restaurant, die unglaubliche Burger machten. Da habe ich beschlossen, wir machen Burger. Und Burger waren in Wien vor 20 Jahren nur bei McDonalds erhältlich. Burger in der Gastronomie waren komplett unüblich. Da standen wir vor der Frage ‚Wo bekomme ich das Brot her?' und der Diskussion ‚Warum soll ich einen Burger kaufen, der dreimal so viel kostet wie bei McDonalds?' Meine Antwort: ‚Es ist auch dreimal so viel drinnen.' Also haben wir mit den Burgern begonnen.

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Wie oft waren Sie in Australien?

Einmal, als meine Frau damals ein Jahr dort war. Ich schaffe es nicht, fragen Sie mich nicht warum.

Reisen Sie gar nicht?

Doch natürlich, daher holen wir uns auch stets Inspirationen oder sehen, wo wir uns nicht hinbewegen dürfen, wie zum Plastikbecher in Florida.



Das verrückteste Erlebnis in Zusammenhang mit dem Crossfield's?


Man konnte damals nicht nachschauen was wahr oder falsch ist und es stellte sich natürlich die Frage, warum eine österreichische Unternehmerfamilie ein australisches Pub eröffnen sollte. Also haben wir den Leuten erzählt, dass es sich um ein wir sind ein Franchisekonzept handelt. Unter dem Titel „Crossfield's Vienna, New York, Sydney, Paris, Miami" gab es das Lokal offenbar schon viermal auf der Welt, das hat für Vertrauenswürdig gewirkt. Manche Gäste meinten sogar, sie wären auch bei uns in London schon gewesen. Ein lustige Sache, die man heute nicht mehr machen könnte.



Hat es lange gedauert, bis die Österreicher Känguru, Heuschrecke und Krokodil angenommen haben?


Ja. Der Österreicher bestellt in einem Lokal nicht auf Risiko. Essen kostet Geld und wenn es dann nicht schmeckt, hat man ein Problem. Deshalb haben wir die ‚Mixed plate' erfunden, auf der es von jeder Fleischspezialität ein bisschen etwas gibt.

Haben Sie selbst schon einmal alles durchgekostet?

Ja, aber es gibt Dinge, die brauche ich nicht zum Leben. Ich tue mir mit Insekten schwer, ich tue mir interessanterweise auch mit Känguru schwer, ich esse auch keinen Hasen. Aber ich kann Ihnen gar nicht sagen, warum ich keinen Hasen esse, weil der schmeckt eigentlich herrlich gut. Aber das ist ein Tier das ich streichle und wahrscheinlich würde ich auch ein Känguru streicheln, das lässt sich aber nicht streicheln. Aber gefühlsmäßig ist es ein Kuscheltier. Krokodil finde ich lustig, weil das immer nach dem, womit es gefüttert worden ist, schmeckt. Ist aber auch keine Speise, die man jeden Tag isst.

Ihr Lieblingsgericht?

Ich bin ein leidenschaftlicher Pommes-frites-Esser in Rot-Weiß. Also mit Mayonnaise und Ketchup leider. Ein Fehler, zu dem ich stehe. Und ich esse auch leidenschaftlich gerne einen Burger mit den Händen. Aber auch mit einem Schnitzel macht man mir immer eine Freude.

Wissen Sie woher das Fleisch kommt?

Schwierig, weil das mit Zwischenhändlern versehen ist und wir eigentlich oft froh sind versorgt zu werden. Aber gerade diese exotischen Fleischspezialitäten genauer oder mehr kontrolliert werden, als anderes Fleisch. Aber Känguru ist Wild, das gibt es nicht von der Farm, Krokodil ist gefarmt, da ist die Farmhaltung jedoch eher wegen des Leders, das Fleisch ist nur ein sekundär Produkt. Heuschrecken werden sogar noch stärker kontrolliert, weil die auch in der Ernährung von Tieren verwendet werden.

Was für Neuerungen sind zum Jubiläum geplant?

Karoline Winkler, Nichte von Berndt Querfeld: Zur offiziellen Feier am 8. November werden bereits neue Gerichte vorgestellt. Anfang Februar werden wir überhaupt mit einer neuen Karte starten, die alten und beliebten Klassiker werden uns aber erhalten bleiben. Ganz neu getestet haben wir auch ein Krokodilschnitzel, das wahrscheinlich ein Fixpunkt auf der Karte werden wird. Es gibt auch die Idee eine Art Känguru-Curry zu kreieren. (Christine Scharfetter)