Gesundheit

Kann eine Covid-Infektion die 3. Impfung ersetzen?

Der Virologe der Berliner Charité hält eine Infektion statt einer Impfung langfristig für eine Option. "Heute" sprach mit einem Experten darüber.

Sabine Primes
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Der deutsche Virologe Christian Drosten hält Infektion statt Impfung für eine Option (Symbolfoto)
Der deutsche Virologe Christian Drosten hält Infektion statt Impfung für eine Option (Symbolfoto)
Getty Images/iStockphoto

Mit einem Statement ließ vor Kurzem der Berliner Virologe Christian Drosten aufhorchen: "Eigentlich ist es nicht das Ziel für alle Zeit immer impfen zu müssen", so Drosten mit Blick in die Zukunft. "Mit dem Virus leben lernen, nachdem über die Impfung ein Bevölkerungsschutz erreicht ist", lautet seine Devise. Jeder, der gesund und keine Vorerkrankungen hat, soll seine individuelle "Booster-Immunisierung" durch immer wiederkehrende Kontakte mit dem Virus bekommen. 

"Wir müssen in einen Zustand kommen, wo sich das Virus schleichend in der Bevölkerung ausbreiten kann und den meisten Infizierten aber nichts ausmachen wird. Dieser Zustand der "Endemizität" kann nur mit einer steigenden Impfquote erreicht werden."

Drostens Modell momentan "Zukunftmusik"

Ein Modell für die Zukunft? - "Zum jetzigen Zeitpunkt ist das keine Option", sagt Markus Zeitlinger, Leiter der Klinik für Pharmakologie an der MedUni Wien, im "Heute"-Interview. Aktuell, wo die Belegung der Intensivbetten wieder ansteigt und die Impfquote stagniert, sei eine Infektion kein Impf-Ersatz. Schon allein deshalb, weil auch Geimpfte erkranken können - wenn auch seltener. 

Eine Infektion statt einer 3. Impfung käme laut Zeitlinger für bestimmte Personengruppen außerdem wohl nie infrage. "Alte Menschen und Menschen mit einem schlechten Immunsystem (Organtransplantierte oder Krebskranke) werden auch weiterhin von der Impfung profitieren. Egal ob das der dritte, vierte oder fünfte Stich ist." Außerdem lägen auch Geimpfte auf den Intensivstationen: "Zwar sind das Menschen mit Vorerkrankungen und tendenziell älter, aber trotzdem zeigt uns das, dass das Risiko nicht null ist."

Drostens Vorschlag sei noch Zukunftsmusik, meint Zeitlinger und "erst diskutierbar, wenn die Impfquote weitaus höher ist und alle Ungeimpften schon mal eine Infektion durchgemacht haben."

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    Schlange vor einem Club in Kopenhagen: Ein Nachweis wird hier nicht mehr benötigt.
    Schlange vor einem Club in Kopenhagen: Ein Nachweis wird hier nicht mehr benötigt.
    OLAFUR STEINAR GESTSSON / AFP / picturedesk.com

    Zulassung in wenigen Wochen erwartet

    Aktuell stehen die beiden mRNA-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna vor der Zulassung für die 3. Impfung. Mehr dazu hier. Laut Zeitlinger sollte es Ende September oder Anfang Oktober soweit sein. Dann werden zunächst vulnerable Gruppen geimpft und jene, deren Stich schon 9 Monate zurückliegt. Auch Personen die in der 1. Runde mit einem Vektor-Impfstoff von AstraZeneca oder Johnson & Johnson geimpft wurden, werden den 3. Stich mit einem mRNA-Impfstoff bekommen. Studien weisen auf eine gute Wirksamkeit einer Kreuzimpfung hin.

    Für immer weiterimpfen?

    Zeitlinger kann aktuell nicht ausschließen, dass man in Zukunft den Impfschutz regelmäßig auffischen wird müssen, sieht aber 3 mögliche Szenarien:

    1. Die 3. Impfung bringt wesentlich längere Immunität, sodass eine Auffrischung nur mehr alle paar Jahre nötig ist (wie etwa bei der FSME-Impfung - Impfintervall: 5 Jahre)

    2. Ja, ein Booster ist nötig, weil die Immunität einfach nicht so lange hält

    3.   Aufgrund der weltweit geringen Impfrate, entstehen weiterhin Mutationen, an die die Impfstoffe angepasst werden müssen und für einen guten Schutz den Stich mit dem modifizierten Impfstoff brauche.