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Kapitän nach Fähren- unglück festgenommen

Heute Redaktion
14.09.2021, 15:15

Der Kapitän der südkoreanischen Unglücksfähre "Sewol" ist laut einem Medienbericht verhaftet worden. Gegen Lee Joon Seok werde wegen Vernachlässigung seiner Dienstpflicht und Verstoßes gegen Seerecht ermittelt, meldete die Nachrichtenagentur Yonhap am Samstagin der Früh (Ortszeit). Nach dem Untergang der Fähre wurden bisher 56 Leichen geborgen, 246 Menschen werden noch vermisst.

Wie es zu der Katastrophe kam, ist noch ungeklärt. Das Unglück ereignete sich nach den ersten Untersuchungen an einer Stelle, an der das Schiff einen Kurswechsel vorgenommen hatte. Nach Angaben des Leiters des Ermittlungsteams, Park Jae Uhk, muss noch geklärt werden, ob es "eine normale Richtungsänderung war oder eine Kursänderung infolge von unnormalen Begleitumständen".

Der 69-jährige Kapitän erklärte bei einem Termin zur Verlesung des Haftbefehls am Samstag, die Evakuierung des Schiffes aus Sicherheitsgründen verzögert zu haben. Zum Unglückszeitpunkt sei kein Rettungsschiff oder Fischerboot in Sicht gewesen. "Die Strömung war sehr stark und das Wasser war kalt", sagte der 69-Jährige. Er habe befürchtet, dass die Passagiere von der Strömung fortgerissen werden könnten.

Kritik und Wut bei Hinterbliebenen

An Bord der 6.825-Tonnen-Fähre waren 475 Menschen, als sie am Mittwoch in der Früh verunglückte. Der Kapitän und die meisten der 28 Besatzungsmitglieder konnten sich retten. Von Hinterbliebenen wurde Kritik laut, dass die Besatzung das sinkende Schiff verlassen habe, während viele Passagiere noch an Bord waren. Bisher konnten nur 179 Insassen der Fähre gerettet werden.

Eine halbe Woche nach dem Fährunglück vor der südkoreanischen Küste haben Rettungstaucher erstmals Leichen aus dem Innern des gesunkenen Schiffs namens "Sewol" geborgen. Insgesamt seien bisher 23 Tote aus dem Wrack gezogen worden, teilte die Küstenwache am Sonntag mit. Damit stieg die Zahl der geborgenen Todesopfer auf 56. Noch vermisst wurden 246 Menschen, die meisten von ihnen Schüler.

Erste Leichen aus Fähre geborgen

Es war das erste Mal, dass die Taucher in den Passagierbereich der gekenterten Fähre vordringen konnten. Zuvor hatten sie wegen der starken Strömung und schlechter Sicht in dem trüben Wasser nur die Frachträume erreicht. Sie schlugen am Samstag kurz vor Mitternacht Ortszeit ein Fenster des Wracks ein und zogen die ersten drei Leichen aus einem Kabinendeck.

Die Taucher konnten mehrere Taue fixieren, die ihnen bei der Orientierung im Schiffsinneren halfen. Die Bergung dürfte dadurch nun schneller vorankommen, sagte ein Vertreter der Küstenwache auf einer Pressekonferenz im Rettungszentrum der Hafenstadt Jindo. Erst wenn die Leichen geborgen seien, werde versucht, die Fähre mit Kränen zu heben.

Fähre vom dritten Offizier gesteuert

Nach den ersten Ermittlungen wurde die Fähre zum Unglückszeitpunkt nicht vom Kapitän, sondern vom dritten Offizier gesteuert. Kapitän Lee habe sich zu diesem Zeitpunkt "hinten" im Schiff befunden, sagte Staatsanwalt Park Jae Eok. Experten vermuten, dass das Schiff auf einen Felsen lief oder eine scharfe Kurve fuhr, wodurch die Ladung - darunter mehr als 150 Autos - verrutschte, was das Schiff zum Kentern brachte.

Unter den Passagieren der Fähre waren mehr als 300 Schüler eine Oberschule in Ansan südlich von Seoul. Der 52-Jährige war unmittelbar nach dem Unglück gerettet worden, konnte das Unglück aber offenbar seelisch nicht verkraften.

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