Mit "KARMA: The Dark World" hat Entwickler "POLLARD STUDIO LLC" einen filmreifen Psycho-Thriller für zu Hause geschaffen, und das auch noch in der Ego-Perspektive. Der Spieler wird nicht nur durch verschiedenste, zeitweise auch gruselige Level geführt, sondern muss in der dystopischen Welt im 198-jährigen Ostdeutschland auch verschiedene Rätsel lösen, die einem manchmal auch in die Verzweiflung schicken können.
Doch worum geht’s eigentlich? Leviathan Corporation regiert mit eiserner Faust und kontrolliert ihre Bürger durch Massenüberwachung, Regeln für verschiedene soziale Klassen, bewusstseinsverändernde Drogen und das Versprechen, dass sich die Tore von Utopia für diejenigen öffnen, die ihr dienen.
Der Spieler selbst ist Daniel McGovern, ein Spionageagent für das Ideenbüro von Leviathan. Dank fortgeschrittener Technologie ist es möglich, in das Bewusstsein von Ebschuldigten einzutauchen und Tatorte zu untersuchen. Dabei gelangt man aber oft auch an verzerrte Umgebungen in den Gedanken der Verdächtigen. Es kommt zu einer Prüfung des eigenen Verstands, wenn die Grenzen zwischen der Realität und der Gedankenwelt zu verschwimmen scheinen – kannst du deinen Augen und deinem Verstand wirklich vertrauen?
Karma: The Dark World nutzt die fortschrittlichsten Features der Unreal Engine 5, darunter Lumen und Nanite, die die visuellen Grenzen des Geschichtenerzählens erweitern – eine Kombination aus perfekt detaillierten Bildern einer dystopischen Realität, erstklassigem Motion-Capture-Videomaterial inklusive abgestimmter Lippenbewegungen und verblüffend surrealen Umgebungen, die ein unverwechselbares Erlebnis schaffen, versprechen die Entwickler.
Das Spiel lebt dabei davon, die Realität auf die Probe zu stellen und saugt den Spieler langsam in die komplette Verwirrung. So findet man sich an einer Stelle etwa in einem Büro wieder, nur wenige Minuten später läuft man einen roten Raum entlang, der an ein Zirkuszelt erinnert. Zu unterscheiden, was dabei von Bedeutung für die Story des Spiels ist, ist auch mir nicht immer leicht gefallen.
Klar ist aber, dass sich das Gameplay auch eher im Hintergrund befindet. Das ist auch nicht verwunderlich, denn das Spiel gleicht mehr einem Kinoerlebnis. Man läuft nicht schnell durch die Gänge, es besteht kein Zeitdruck, der den Spieler fordert und zum schnellen Handeln zwingt. Stattdessen kann man sich ganz auf die Story konzentrieren, beziehungsweise sich auf diese einlassen.
Das ist auch alles andere als schwer. Denn nicht nur der Inhalt und die zahlreichen Rätsel fesseln den Spieler vor den eigenen Bildschirm, sondern auch die durchaus schöne Grafik, hält einen bei Laune. Zwar gibt es hier und da einige Probleme mit verschiedenen Texturebenen, die sich überlagern und dann ineinander glitschen, das ist aber eher selten der Fall und auch nicht weiter störend. Ansonsten ist die Welt wirklich schön anzusehen.
Ein extremer Gruselfaktor, wie man ihn aus anderen Horror-Games kennt, war aber während des Spiels nicht wirklich gegeben. Zwar erschreckt man sich bei dem einen oder anderen Jumpscare, es war aber nicht so, dass ich zitternd um jede Ecke gegangen bin. Stattdessen befindet man sich in einem dauerhaften Gefühl des Unwohl-Seins.
Setzt 64-Bit-Prozessor und -Betriebssystem voraus
Betriebssystem: Windows 10
Prozessor: Intel Core i7-6700K or AMD Ryzen 5 2600X
Arbeitsspeicher: 16 GB RAM
Grafik: Intel ARC A580, NVIDIA GeForce GTX 1660 or AMD Radeon RX Vega 56
DirectX: Version 12
Speicherplatz: 30 GB verfügbarer Speicherplatz
Zusätzliche Anmerkungen: SSD Highly
Setzt 64-Bit-Prozessor und -Betriebssystem voraus
Betriebssystem: Windows 11
Prozessor: Intel Core i7-10700K or AMD Ryzen 7 5700X
Arbeitsspeicher: 16 GB RAM
Grafik: Intel ARC A750, NVIDIA GeForce RTX 2080 or AMD Radeon RX 6700 XT
DirectX: Version 12
Speicherplatz: 30 GB verfügbarer Speicherplatz
Zusätzliche Anmerkungen: SSD Highly
Die Rätsel im Spiel sind teilweise echt herausfordernd und können schon etwas Zeit und vor allem auch Gehirnleistung in Anspruch nehmen. Die verschiedenen Rätsel fügen sich dabei gut mit der Story, verraten nie zu viel, sind aber wegweisen. In Kombination mit den oftmals auch verwirrenden Räumen wird der Spieler damit auf eine ganz besondere Reise geschickt.
Oftmals ist es dabei nicht ersichtlich, was Realität ist und was nicht, das ist aber auch nicht von großer Bedeutung, denn man ist in der "Realität" gefangen, ein Entkommen gibt es nicht.
Die verschiedenen Geräusche und die gesamte Soundlandschaft fügt dem Spiel zudem noch einen weiteren grusligen Effekt hinzu. Eine Vielzahl an musikalischen Stilen, die das Ambiente der Räumlichkeiten einfangen und die Nervosität des Spielers steigern, halten die Spannung auf einem Dauerhoch. Lange Stille, wird etwa plötzlich unterbrochen, Geigenklang, aber auch Orchester-Arrangements betonen das, was am Bildschirm zu sehen, oder nicht zu sehen ist.
Während man also mehr oder weniger zielstrebig durch verschiedene Gänge und Räume wandert, und sich vor einem Jumpscare fürchtet oder sich den grusligen Szenarios hingibt, die in ihrer eigenen Fassung verstörend sind, wird man immer wieder doch erinnert, dass es eine Stroy zu verfolgen gibt, auch wenn man während dem Spiel nicht weiß an welchem Punkt man sich befindet.
Fährt man in der Story weiter fort, nimmt der "Horror"-Faktor zwar etwas ab, Zeit zum Aufatmen gibt es aber nicht. Denn es kommt dann ein größeres Gefühl des Mysteriösen zum Vorschein, immerhin geht es eigentlich darum, aufzulösen, was Leviathan vorhat und was genau das mit dem Spieler und den verlorenen Erinnerungen zu tun hat.
Hier erweist sich aber das Problem, dass diese Auflösung, bzw. der Shift dazu, eher spät kommt. Der Spieler bewegt sich lange im Dunkeln, das erhöht zwar den Gruselfaktor, das Spiel wirkt manchmal aber doch verwirrend. Für den Fokuswechsel auf das Mysteriöse und die Auflösung rund um Leviathan bleibt schlicht zu wenig Zeit.
Verbesserungen könnte es also im generellen Storytelling geben, beziehungsweise in der Auflösung der extremen Verwirrung. Dass die zwar zu einem guten Teil einfach zum Spiel dazugehört ist verständlich, dass man sich aber längere Zeiten überhaupt nicht auskennt, ist etwas schade. Das hebt zwar die Frustration zur Erkennung, ob man sich in der Realität oder in Gedanken befindet auf ein ganz anderes Level, senkt aber auch den Spielspaß.
Mit etwas mehr Clues in den einzelnen Rätseln und auch mehr von diesen, würde sich damit auch die Sicht auf die Story verbessern. Damit wären einschlägige Events für den Spieler besser und leichter verstehbar.
Ansonsten bietet das Spiel, was es verspricht. Es in die Kategorie des Horrors einzuordnen wäre übertrieben und unpassend, Psycho-Thriller drückt es, wie in der Beschreibung auf Steam steht, recht gut aus. Außerdem: Viel gespielt wird nicht wirklich, sondern man muss es sich wie ein Walkthrough-Film vorstellen. Wer sich also gerne etwas gruselt und dabei interaktiv auch einige Rätsel lösen möchte, dürfte mit dem Spiel zufrieden sein. Für 24,99 Euro sollte man sich aber dann doch etwas sicherer sein, immerhin gibt die Story sicher nicht mehr als 8 Stunden her.
Die 1.487 Rezessionen auf Steam halten sich bislang "Sehr positiv". "Ein absolut surreales Abenteuer, im positiven Sinne. Die künstlerische Leitung war fantastisch und die Symbolik so ausgewogen, dass sie gerade genug bietet, um Theorien zusammenzustellen, aber nicht genug, um sofort das Gesamtbild zu verstehen", so ein User.
"Von den sechs Stunden Spielzeit schätze ich, dass etwa fünf Stunden Zwischensequenzen und etwa eine Stunde echtes Gameplay enthalten. Es gibt auch ein paar Abschnitte, in denen man auf Schienen läuft, aber ich bin mir nicht sicher, ob das Laufen genug ist, um wirklich ein Walking-Simulator zu sein. Ich würde es eher als Film mit einem Gameplay-Abschnitt am Anfang beschreiben", führt hingegen ein anderer User an.