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Katzen wurde Corona direkt in die Nase gespritzt

Heute Redaktion
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"Schlecht gemacht"! Wissenschaftler kritisieren Studie aus China, die sagt, Katzen können sich mit Sars-CoV-2 infizieren. So lief Studie ab!

Eine Ende März veröffentliche Studie der "Chinese Academy of Agricultural Sciences" geht derzeit um die Welt. Sie ist die erste Studie, die beweisen will, dass sich Katzen mit dem neuartigen Coronavirus infizieren können. Die Meldung geht bereits um die Welt und verunsichert Katzenbesitzer weltweit. Zu Unrecht, wie spätestens auf den zweiten Blick klar wird.

Gleich mehrere Probleme: 1.) Die Studienergebnisse wurden bisher noch nicht von Experten überprüft. 2.) Wissenschaftler weltweit kritisieren die Studie. 3) Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass infizierte Katzen das neuartige Coronavirus auf Menschen übertragen können.

So lief Katzen-Studie ab

Um die Miezen zu infizieren, griffen die Forscher zu recht alltagsfernen, drastischen Mitteln. Sie spritzten fünf Katzen hohe Dosen des Coronavirus direkt in die Nase. Zwei der Tiere wurden sechs Tage später untersucht. Beide wiesen Viren-RNA sowie infektiöse Viren in ihren oberen Atemwegen auf. In den oberen Atemwegen scheinen sich die Viren offenbar wohl zu fühlen.

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Die drei anderen Katzen wurden dann in Käfige gesteckt - und im direkten Umfeld weiterer Katzen gehalten. Bei einer dieser Katzen entdeckten die Wissenschaftler später ebenfalls Viren-RNA. Zudem wiesen alle infizierten Katzen Antikörper gegen Sars-CoV-2 auf. Die Schlussfolgerung der chinesischen Forscher: Katzen können sich mit Corona infizieren.

Studie ist "schlecht gemacht"

Immer mehr Wissenschaftler äußern sich kritisch zu der Studie und warnen davor, voreilige Schlüsse zu ziehen. Achim Gruber, Chef der Tierpathologie an der "Freien Universität Berlin", sagt gegenüber der DPA (Deutsche Presse Agentur), die Studie

"ist schlecht gemacht". Auch Virologin Linda Saif von der "Ohio State University in Wooster" kritisiert die Herangehensweise der chinesischen Kollegen. Den Katzen wurden hohe Dosen des Virus in die Nase gespritzt - das sei eine andere Situation, als zu Hause mit der Mieze auf dem Sofa zu liegen.

Da sich nur eine Katze bei der Laborstudie direkt bei Artgenossen angesteckte, schlussfolgert Saif weiter, dass sich Sars-CoV-2 nicht leicht zwischen den Samtpfoten ausbreitet. "Zudem sei unklar, wie die Versuchstiere gehalten wurden und ob die Übertragung deshalb durch Tröpfchen, wie bei Menschen, oder etwa über infektiösen Kot oder Urin stattfand", wird Saif auf "Spektrum" zitiert.

Kein Hinweis darauf, dass Katzen Corona an Menschen übertragen können

Die Studie gibt auch keinerlei Hinweise darauf, dass Katzen Covid-19 an Menschen übertragen können. Um das konkrete Ansteckungsrisiko zu ermitteln, seien noch mehr Studien nötig, sind sich die Wissenschaftler einig. Wissenschaft wie WHO sind sich zum derzeitigen Zeitpunkt zudem sicher, dass weder Katzen noch andere Haustiere der "treibende Faktor" bei der Corona-Ausbreitung sind. Das ist und bleibt der Mensch, nachdem das Virus vermutlich ursprünglich von Fledermäusen stammt.



Last, but not least: Die chinesische Studie wurde auf der Website "bioRxiv" veröffentlicht, aber bisher nicht von Experten geprüft. Darauf weist die Website mit folgendem Warnhinweis hin: "Diese Seite enthält viele neue Artikel zum Coronavirus SARS-CoV-2. Zur Erinnerung: Dies sind vorläufige Berichte, die nicht von Experten begutachtet wurden. Sie sollten nicht als schlüssig angesehen werden, die klinische Praxis / das gesundheitsbezogene Verhalten leiten oder in Nachrichtenmedien als etablierte Informationen gemeldet werden."

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