Niederösterreich

"Kein warmes Essen für Kinder" - Armut steigt weiter an

76 % der Menschen haben laut Caritas kein warmes Essen am Tag, darunter viele Alleinerzieher. Viele Kinder sitzen hungrig in Kiga und Schule.

Tanja Horaczek
Armutsbetroffene Kinder werden oft ausgegrenzt.
Armutsbetroffene Kinder werden oft ausgegrenzt.
Bild: Fotolia

"Ich will meine Tochter gar nicht mehr zum Einkaufen mitnehmen, weil ich ihr nicht einmal ein Joghurt kaufen kann" - berichtet eine armutsbetroffene Mutter. Eine groß angelegte Studie von Caritas und SORA zeigt massive Armutssituation in NÖ und Wien.

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    Viele Mütter können ihren Kinder kein warmes Essen mehr bieten.
    Viele Mütter können ihren Kinder kein warmes Essen mehr bieten.
    Caritas

    Die Preissteigerungen bei Lebensmitteln, Heiz-, Strom- und Mietkosten zeigen enorme Auswirkungen. Trotz Arbeit können sich viele ihr tägliches Leben nicht mehr leisten. Vor allem ist für Alleinerzieher, ältere Menschen, Studenten und Lehrlinge der Gang in den Supermarkt ein Spießroutenlauf. Eine Befragung in Wien und NÖ zeigt Lebensrealität und macht Solidarität deutlich. Caritasdirektor der Erzdiözese Wien Klaus Schwertner: „Sozialhilfe Neu sieht in der Krise alt aus.“

    "Wer noch einen Beweis gebraucht hat, dass akuter politischer Handlungsbedarf besteht: Mit dieser Studie liegt dieser Beweis nun schwarz auf weiß vor"

    400 Klienten der Caritas Sozialberatung in Wien und Niederösterreich wurden interviewt. "Die Ergebnisse sind erschreckend und wer noch einen Beweis gebraucht hat, dass akuter politischer Handlungsbedarf besteht: Mit dieser Studie liegt dieser Beweis nun schwarz auf weiß vor", teilt Schwertner mit. Schwertner: „Knapp 70 Prozent der Hilfesuchenden hätte nie gedacht, je auf unsere Unterstützung angewiesen zu sein. Und mehr als die Hälfte der Befragten ist überzeugt, dass sie langfristig Hilfe braucht.“ 94 Prozent der Befragten können sich darüber hinaus keine regelmäßigen Freizeitaktivitäten leisten. Mehr als 85 Prozent der Befragten mussten sich angesichts der Inflation verschulden oder sind auf finanzielle Hilfe angewiesen.

    76 Prozent haben keine vollwertige Mahlzeiten. Und 73 Prozent können ihre Wohnung nicht warmhalten, 70 Prozent können abgenutzte Kleidung nicht ersetzen

    Das fordert die Caritas:

    „Wir fordern, dass die ausständige Inflationsanpassung dieser Leistungen inklusive Familienzuschlägen schnellstmöglich nachgeholt und die gescheiterte Arbeitsmarktreform wieder auf den Weg gebracht wird.“ Darüber hinaus spricht sich die Caritas auch für nachhaltige Lösungen im Bereich Wohnen und Energie aus. Viele der gesetzten Maßnahmen, wie etwa die Strompreisbreme oder die Aufstockung des Wohn- und Heizkostenzuschusses laufen aus. Ein möglicher Schritt wäre die Schaffung eines Energiearmutsgesetzes, einer bundesweiten gesetzlichen Grundlage zu Unterstützung armutsbetroffener Haushalte mit dafür zur Verfügung gestellten Mitteln.“

    Notfallkassen sind leer

    Ein aktueller Aufruf der Caritas betrifft die Mutter-Kind-Häuser: Dort sind die Notfallkassen für Mütter leer - mehr dazu hier. Mehr als eine halbe Million Frauen und 36.000 Kinder sind in Österreich armutsgefährdet. Vor allem für alleinerziehende Mütter ist die Lage angesichts von Teuerungen und Rekordinflation besonders dramatisch. Für Kinder bedeutet Armut weniger Chancen, weniger Teilhabe und eine höhere Wahrscheinlichkeit, als Erwachsene selbst auch armutsbetroffen zu sein.

    Unterstützung wird dringend benötigt:
    Über den wirhelfen.Shop können armutsbetroffene Menschen aus den Sozialberatungsstellen der Caritas mit einem Lebensmittelpaket unterstützt werden: https://wirhelfen.shop/schenk-ein-lebensmittelpaket-fur-armutsbetroffene-menschen/
    Um den Müttern und Kindern in den Caritas Mutter-Kind-Häusern unkompliziert helfen zu können, sind sie auf Spenden angewiesen. Entweder via Facebook -  hier klicken oder auf der Homepage des Mutter-Kind-Haus St. Pölten - hier klicken.