Düstere Prognose

"Keine Perspektive auf Frieden": So steht es um Ukraine

Im Ukraine-Krieg scheint die Situation seit Monaten unverändert. Laut ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz sei ein Frieden "weit entfernt".

Nicolas Kubrak
"Keine Perspektive auf Frieden": So steht es um Ukraine
Ukrainische Familien trauern um ihre gefallenen Angehörigen. 
IMAGO/ABACAPRESS

Durch den Nahost-Konflikt ist der Krieg in der Ukraine aus medialer Sicht in weite Ferne gerückt. Blickt man nur auf die Fortschritte am Schlachtfeld, ist die Situation seit Monaten mehr oder weniger unverändert. Im Frühsommer kündigte Kiew eine Großoffensive an – die erste Phase sei laut Oberst Markus Reisner "gescheitert". "Man hat versucht, wie aus einem Lehrbuch der US-Armee massiert vorzustoßen", sagte er im Juli.

ORF-Mann Wehrschütz legt nach

Der Bundesheer-Oberst gab am Freitag dem "Ö1-Morgenjournal" ein Interview, bei dem er gemeinsam mit ORF-Korrespondent in der Ukraine, Christian Wehrschütz, die aktuelle Situation an der Front analysierte. Wehrschütz, der erst unlängst zwei prorussische Propagandavideos im falschen Kontext für einen ZIB-Beitrag verwendete, sagte, es sei der Ukraine nicht gelungen, die Abhängigkeit von westlichen Waffenlieferungen zu verringern. Im Anbetracht des Nahost-Kriegs wäre das eine schlechte Nachricht, da "Waffenlieferungen aus den USA nun aufgeteilt werden müssen", sagte Reisner.

ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz sorgte mit der Verbreitung von russischen Propaganda-Videos für viel Kritik. 
ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz sorgte mit der Verbreitung von russischen Propaganda-Videos für viel Kritik. 
Screenshot ORF

Selenski habe "gestörtes Verhältnis" zu Putin

Wehrschütz wiederholte indes, was er bereits am Mittwochabend live im TV sagte, und zwar, dass die ukrainische Hoffnung auf eine Gegenoffensive "nicht erfüllt wurde". Von einem Durchbruch am Asowschen Meer sei Kiew "meilenweit entfernt". Es gebe "keine Perspektive auf Frieden" und der Abnützungskrieg werde im Falle von weiteren Waffenlieferungen aus dem Westen weitergehen. Friedensverhandlungen mit Russland seien nicht in Sicht, da Präsident Wolodimir Selenski "offensichtlich ein extrem gestörtes Verhältnis zu Putin – und umgekehrt" habe. Angesichts des brutalen Überfalls Russlands ist es nicht sonderlich überraschend, dass die ukrainische Seite den Status quo nicht beibehalten und verlorene Gebiete zurückerobern möchte.

"Ukraine muss Infrastruktur verteidigen"

Doch wie ist eigentlich der Status quo am Schlachtfeld? "Beide Seiten bewegen sich aktuell in einem gläsernen Gefechtsfeld", analysierte Reisner am Freitag. "Beide Seiten setzen auf den Einsatz von Drohnen, dadurch weiß man, was der andere tut." Bei jeglicher Art von Bewegung könne sofort reagiert werden und deshalb befinde man sich aktuell in einer "Pattsituation", so Reisner. In den nächsten Wochen und Monaten müsse die Ukraine ihre kritische Infrastruktur verteidigen und sich "militärisch konsolidieren". Dafür gebe es bereits erste Anzeichen: Man habe fünf neu mechanisierte Brigaden aufgestellt, dazu zählen laut Reisner 150 Kampfpanzer, 300 Kampfschützenpanzer sowie 200 Artilleriesysteme. Er sagte eine Frühjahresoffensive kommendes Jahr bevor, auf die sich Russland schon jetzt vorbereite.

Oberst Markus Reisner in der ZIB2.
Oberst Markus Reisner in der ZIB2.
Screenshot ORF

Ukraine attackiert Halbinsel Krim

Fakt ist: Die Ukraine macht keine großen Geländegewinne, es gebe jedoch schwere Gefechte bei Bachmut im Osten und Werbowe im Süden, heißt es im ukrainischen Lagebericht. In Awdijiwka im Osten des Landes finden harte Kämpfe statt, die Lage verschärft sich mit jedem Tag. Von einst mehr als 30.000 Einwohnern sind in der Industriestadt nur noch etwa 1.000 verlieben.

Militärblogger berichteten indes von angeblichen ukrainischen Vorstößen auf dem russisch besetzten Dnipro-Ufer im südlichen Gebiet Cherson. Der Kiewer Generalstab äußerte sich bisher nicht zu den Berichten.

Zudem hat die Ukraine in den letzten Monaten vermehrt die besetzte Halbinsel Krim beschossen und russische Kräfte so weit abgedrängt, dass deren Flugzeuge und Schiffe kaum noch im westlichen Schwarzen Meer operieren können. Die russische Luftwaffe ziehe nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Fluggerät von der Krim ab. "Erst flieht die russische Marine, und jetzt flieht die russische Luftwaffe", sagte Selenski. Grund zur Freude gibt auch ein neues 150-Millionen-Dollar-Paket aus den USA, das unter anderem AIM-9-Raketen für ein Luftverteidigungssystem, Stinger-Raketen und Munition für Mehrfachraketenwerfer vom Typ HIMARS umfasst.

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