Infektionszahlen hoch wie nie

"Keine Weihnachtsfeiern" – Corona-Experte macht Ansage

Kurz vor Weihnachten macht die Corona-Welle keine Anstalten zu brechen. Die Regierung hofft auf Selbstverantwortung, doch darin liegt das Problem.

Heute Life
"Keine Weihnachtsfeiern" – Corona-Experte macht Ansage
Lockdown-Foto vom 25. November 2025: Experte fordert jetzt erstmals wieder Corona-Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen.
Tobias Steinmaurer / picturedesk.com

Die Corona-Zahlen explodieren, zumindest laut dem österreichischen Abwassersystem. Vor allem Wien scheint sich demnach aktuell zur Corona-Hochburg zu entwickeln. Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner an der MedUni Wien, überrascht das nicht: "Man hat aus den vergangenen Jahren nicht viel gelernt. Es wird erst dann reagiert, wenn es bereits weht tut. Bis dahin setzt man auf Eigenverantwortung und die ist seit Monaten nicht sichtbar, sonst würde es diesen Anstieg nicht geben", erklärt der Experte im "Heute"-Interview.

Sonst würde es diesen Anstieg nicht geben.

Über 1.000 Personen werden aktuell aufgrund einer Sars-Cov-2-Infektion stationär in österreichischen Spitälern behandelt. Gleichzeitig waren in der vergangenen Woche (KW 49) 41.690 ÖGK-Versicherte Corona-bedingt im Krankenstand. Das sind doppelt so viele, wie zum gleichen Zeitraum vor einem Jahr, als es sich noch um eine meldepflichtige Erkrankung handelte: 2022 wurden in der ersten Dezemberwoche 21.858 Covid-Krankenstände gemeldet.

Symptomlose bei den Weihnachtsfeiern

Wie hoch die Corona-Zahl in Österreich aktuell tatsächlich ist, lässt sich seit der Abschaffung der Meldepflicht und der Tests allerdings nur schwer sagen, so Hutter, aber die Situation sei laut Abwassermonitoring eindeutig sehr ungünstig. "Man kann hier nur von plausiblen, infektiologischen Grundlagen ausgehen und die sehen so aus, dass der Oktober und auch zum Teil der November noch relativ warm waren. Dann wurde es schlagartig kalt und die Menschen haben sich wieder mehr in Innenräumen getroffen und die ersten Feiern haben begonnen."

Man müsse kein Epidemologe sein, um zu wissen, dass die Zahlen weiter steigen werden, da sich wohl auch "immer mehr Infizierte treffen, die entweder keine Symptome haben oder die sagen, dass es nicht so schlimm ist. Es gibt überhaupt keine Schutzmaßnahmen. Es ist, als ob es das Ganze nicht gibt."

Keine Immunität

Damit sich daran etwas ändere, brauche es gewisse Rahmenbedingungen. Von einer neuerlichen Maskenpflicht will jedoch auch Hutter hier nicht sprechen. "Es wird jetzt schon lange genug gewarnt, dass es sich um eine neue Variante handelt und die Welle, in der wir uns alle angesteckt haben, schon lange zurückliegt. Die Immunität ist damit abgesunken und diese Variante ist vielleicht nicht so einfach wieder wegzubekommen."

Dabei könne man schon mit wenig viel erreichen: "Händewaschen, zwischendurch lüften, impfen gehen, in den Öffis Maske tragen. Es ist sehr einfach, aber die Bereitschaft geht bei den meisten Menschen gegen Null." Dabei würden diese Maßnahmen nicht nur gegen das derzeit stark kursierende Corona-Virus helfen, sondern auch gegen andere respiratorische Erkrankungen, die derzeit am Vormarsch sind.

Habe einige Weihnachtsfeiern abgesagt, weil ich zu Weihnachten kein Fieber haben möchte.

"Ich trage Maske und habe bereits einige Weihnachtsfeiern abgesagt, weil ich zu Weihnachten kein Fieber haben möchte", so der Experte. Selbiges rät er auch allen anderen:

  1. 1

    Keine Weihnachtsfeiern

    "Dort, wo größere Menschenansammlungen sind, überlegen, ob man das wirklich besucht. Weihnachtsfeier auslassen. Risiko abschätzen und dabei auch an die Familie und die Liebsten denken."
  2. 2

    Lüften

    "Wenn es bezüglich der Weihnachtsfeier nicht anders geht, dann jede halbe Stunde kurz lüften. Das bringt die Aerosole weg und man erfriert auch nicht gleich, wenn man zwei Minuten das Fenster offen hat."
  3. 3

    Maske tragen

    "In Zeiten, wo man Nase an Nase steht in den öffentlichen Verkehrsmitteln ein Maske tragen. Das gleiche gilt für Situationen, wie im Supermarkt."
  4. 4

    Händewaschen

    "Erstaunlich, dass wir hier statistisch nachlässiger geworden sind als vor der Corona-Pandemie."
  5. 5

    Impfen

    "Hier stehen wir wieder am Anfang. 2,5 Millionen Menschen in Österreich würden aufgrund von Risikofaktoren eine Impfung benötigen, verimpft wurden bisher jedoch nur 400.000."
  6. 6

    Testen

    "Vor Familienfeiern, wo ich mit Menschen zusammen bin, die zu einer vulnerablen Gruppe zählen, mache ich einen Antigentest. Das ist sicherlich etwas, das jeder machen kann. Wenn man vor dem Test Angst hat dann, würde ich raten, bei Schnupfen oder Husten zu Hause zu bleiben, denn man ist ansteckend, ganz egal, ob es sich dabei um Corona oder einen anderen Virus handelt." 
red
Akt.