Fussball

Silberberger hat vor Keller-Gipfel Mitleid mit Kühbauer

Wattens-Trainer Thomas Silberberger sieht den Druck vor dem Keller-Gipfel "nur bei Rapid". "Heute" verrät er, warum er mit Didi Kühbauer Mitleid hat.

Sebastian Klein
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Wattens-Trainer Thomas Silberberger
Wattens-Trainer Thomas Silberberger
Gepa

Rapid droht ein neuer Krisen-Rekord! Nach dem historisch schlechten Ligastart kommt Wattens am Sonntag nach Wien (ab 14:30 Uhr im Liveticker). Beide halten bei acht Punkten aus neun Spielen. Siegt Trainer Thomas Silberberger mit den Tirolern, ist Rapid neuer Letzter: "Der Druck liegt nur bei ihnen!"

Ungleiche Rollen

Im "Heute"-Interview betont der Langzeitcoach (seit 2013 im Amt) die ungleichen Rollen: "Die waren Vizemeister. Die haben das zehnfache Budget. Ich weiß nicht, was Rapid hat – wir haben vier Millionen, sie wahrscheinlich 40. Rapid ist mit diesem Kader, mit dem Budget und mit diesen Zuschauern im Rücken die klare Nummer 2 in Österreich."

Darum lauter der Plan: "Rapid ist in einer extremen Negativ-Spirale. Wir müssen schauen, dass wir selber Akzente setzen und im Ballbesitz sind. Sie dürfen es auf keinen Fall schaffen, das Publikum abzuholen."

Silberberger weiter: "Wenn wir die erste Viertelstunde das Heft in der Hand haben werden die Zuschauer vielleicht unrund. Der Druck ist einzig und alleine bei Rapid. Auch wenn wir tabellarisch hinten sind. Aber vor der Saison kalkulierst du nicht zwingend Punkte in Hütteldorf ein. Aber jetzt wollen wir natürlich was holen, das ist auch klar."

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    Europacup-Strapazen, die vom gegnerischen Trainer Didi Kühbauer häufig als Grund für schwankende Leistungen gebracht werden, sieht Silberberger nicht als entscheidend: "Es hilft aber nichts, nur von der Doppelbelastung von Rapid zu reden, wenn wir selber nicht in die Gänge kommen. Und, ich glaube schon, dass Rapid auch von draußen extreme Qualität hat. Wenn ich den Kitagawa hernehme, der spielt ja gar keine Rolle. Der wäre bei mir absolut gesetzt und Stammspieler."

    Mitleid mit Kühbauer

    Was ein erneuter Rückschlag für Kühbauer bedeuten könnte, ist ihm klar: "Natürlich verfolge ich das. Mir geht es ja auch oft so. Ich bin dann öfter in so einer Spirale drin. Es ist kein gutes Gefühl, wenn du als Trainer mit so einem Druck an der Outlinie stehst. Ich kenne das Gefühl vom Didi, das er dann haben wird. Aber ich kann ihm da nicht helfen …" Der 48-Jährige lacht: "Ich muss schauen, dass ich da halbwegs aus der Affäre rauskomme. Nach dem 0:5 gegen Sturm haben sie mich auch schon angezählt."

    Geheimwaffe Sabitzer

    Er bewahrte Ruhe, nahm sich einige Neulinge zur Brust. Einer von ihnen: Thomas Sabitzer. Silberberger: "Sabitzer spielte beim LASK nur 27 Minuten, bei uns jetzt schon über 400. Er muss aber selber zeigen, wie wichtig er ist."

    Der Cousin von Ex-Rapidler und ÖFB-Star Marcel Sabitzer hörte gut zu, blühte mit einem Hattrick gegen Ried (4:2) auf. Jetzt ist er plötzlich die größte Wattens-Waffe im Keller-Gipfel. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Sabitzer die Grün-Weißen ärgert …

    Thomas Sabitzer jubelt über seine drei Treffer gegen Ried.
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    Behounek-Wutrede als Wachrüttler

    Geärgert hatte sich auch Silberberger zuletzt, nämlich über einen seiner Schützlinge. Raffael Behounek war nach dem 0:5 gegen Sturm der Kragen geplatzt. Im "Sky"-Interview hatte der Innenverteidiger an der "Ligatauglichkeit" einiger Kollegen gezweifelt. Für die TV-Zuseher eine legendäre Wutrede, für den Coach unangenehm. Aber, Behounek könnte mit seinen klaren Worten etwas bewegt haben.

    Silberberger: "Absolut. Der Raffael hat definitiv die richtigen Worte getroffen. Allerdings darf er es nicht in der Öffentlichkeit machen, sondern in der Kabine. Ich glaube schon, dass wachgerüttelt worden ist. Ich war dann in dieser Rolle als Trainer, ich habe dann eher die Ruhe bewahrt, habe extrem viel gesprochen mit meinen Spielern. Eine meiner größten Stärken ist meine Gelassenheit und die Ruhe. Das war eigentlich meine Herangehensweise. Wir sind ganz gut gefahren. Wir haben uns die Spieler an die Brust geholt, sie gestärkt."

    Die Folge: "Du merkst einfach (nach dem 4:2 gegen Ried in der Liga und den GAK im Cup, Anm.), du hast plötzlich eine andere Qualität drin. Als Trainer bist du dann schon stolz, dass das mit deiner Trainingsarbeit und deiner Analyse so aufgeht. Da sieht man, was Selbstvertrauen in einem Menschen ausmacht. Die trainieren plötzlich, als wären sie eine Klasse besser geworden übers Wochenende. Die Stimmung ist gelöster nach den schwierigen Wochen. Ich hab es ihnen eh gesagt, Jungs, wir haben gegen Red Bull und Sturm Graz verloren, die zwei besten Mannschaften in Österreich, und wir zerfleischen uns selber. Eigentlich ist das der falsche Ansatz. Aber es ist passiert und wir haben jetzt eine tolle Reaktion gezeigt."

    Angebote aus Deutschland

    Silberberger ist der mit Abstand längstdienende Trainer der Liga. Mit dem Einzug in die Meisterrunde gelang ihm vergangene Saison angesichts des schmalen Budgets eine kleine Sensation. Das hat sich herumgesprochen. Im Sommer gab es Angebote aus Deutschland. Der Tiroler blieb in seiner Heimat: Er erklärt, warum: "Natürlich gibt es reizvolle Aufgaben. Im Sommer haben mich zwei deutsche Zweitligisten kontaktiert. Aber es war jetzt nicht so, dass ich gesagt hätte, das ist jetzt so spannend, dass ich es unbedingt machen muss. Es ist jetzt eh genau das eingetroffen, wo ich mir schon damals in den Gesprächen gedacht habe, dass sie ganz hinten andocken werden."

    Was würde es brauchen, um den Trainer aus dem "Heiligen Land" zu bekommen? Silberberger hat klare Vorstellungen: "Mit Sicherheit sind das interessante Vereine. Ich sage, die Top 5 in Österreich sind immer interessant, Red Bull, Sturm, Rapid, Austria, LASK. Ich sage jetzt einmal, jetzt nichts gegen die anderen Klubs: Für das brauch ich nicht drüber nachdenken."

    Denn, der Trainer weiß, was er an seinem Job hat: "Da habe ich mir hier erstens schon viel erarbeitet. Und zweitens, wenn man die Konstellation sieht, bin ich schon ein Trainer, der extrem involviert ist in sämtliche Geschehnisse beim Verein. Das ist ja bei einem großen Klub ganz was anderes. Ich bin bei der Kaderplanung stark involviert, teilweise bei den Sponsorengesprächen dabei. Also wir sind ein kleiner Verein. Dementsprechend bin ich ein mächtiger Trainer, weil ich extrem viel Mitspracherecht habe. Ich bin auch Ansprechpartner für das Land Tirol. Ich decke schon ein breites Spektrum ab."

    Nachsatz: "Aber natürlich wäre es bei einem größeren Klub wieder mal interessant, sich nur auf das Trainerdasein zu konzentrieren. Momentan habe ich einen Siebentagejob, weil an den freien Tagen sitze ich im Büro und habe andere Arbeiten."

    Wechsel zum LASK?

    "Heute" hakt nach. Der LASK sucht einen neuen Trainer. Dominik Thalhammer war zusätzlich Sportdirektor. Mit Radovan Vujanovic wurde zwar ein neuer Sportdirektor verpflichtet, mit dem Abschied von Macher Jürgen Werner herrscht bei den Linzern aber ein sportliches Führungsvakuum. Es gäbe also theoretisch auch Gestaltungsspielraum für einen Trainer, der es gewohnt ist, eng in die Kaderplanung eingebunden zu sein.

    Wäre ein Wechsel interessant: "Ja, klar. Aber das habe ich dem Verein auch immer so gesagt. In Österreich sind für mich nur die Top 5 interessant. Alles andere, da würde ich mich aktuell nicht verbessern. Aber ich würde mich nie irgendwo ins Spiel bringen. Ich kann mir auch ohne Weiteres noch zehn Jahre in Wattens vorstellen, wenn es vom Verein gewünscht ist."

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